Dritte bekannte und am wenigsten geliebte Verfilmung des gleichnamigen Romanes von Agatha Christie; Bestandteil einer Serie, hier der Ersten Staffel von Langspielfilmen des britischen Senders ITV, der mit einer Krimiserie um Miss Marple die genresüchtigen Zuschauer gleich für mehrere Jahre vor den kleinen Bildschirm locken und fesseln wollte und trotz oder auch wegen allgemeiner Entrüstung dies auch bis einschließlich Heute gelang. Während schon die Serie selber durch die Wahl der Hauptdarstellerin und die sonstigen Mittel zum Zweck viel in die Kritik geriet, gilt dies für diese bestimmte Inszenierung noch um so mehr. Die Umsetzung des eigentlich für sich alleinstehend gar nicht mal so sehr geschätzten Buches hat natürlich durch die dafür umso mehr in das Herzen geschlossene und Vieles bis Alles prägende erste Bebilderung durch George Pollocks Murder She Said (1961) überaus große Schwierigkeiten, der übermächtigen Erinnerung auch nur annähernd Herr zu werden. Zudem ist die Handlung zwar in seinem Set und dem Setting theoretisch attraktiv, in den eigentlichen Details und dem Gespringe der Perspektiven der Ermittlung schon eher hinderlich, was man hier mit einer Konzentration, Raffung und teils auch Veränderung zu lindern versucht:
Während einer Zugfahrt beobachtet Mrs. Elspeth McGillicuddy [ Pam Ferris ], wie in einem in gleicher Richtung überholenden Zug eine Frau ermordet wird. Da ihr die Polizei nicht, aber dafür ihre beste Freundin Miss Jane Marple [ Geraldine McEwan ] wenigstens glaubt, wird in dessen Auftrag die Hauswirtschafterin Lucy Eyelesbarrow [ Amanda Holden ] für die Recherche an und im Anwesen der Crackenthorpes, dem ihrer Meinung nach einzig möglichen und bald auch tatsächlichen Fundort der Leiche engagiert. Während Lucy sich zumeist um den Hausherrn, den Hypochonder Luther [ David Warner ] kümmern soll, machen auch dessen Söhne Alfred [ Ben Daniels ], Harold [ Charlie Creed-Miles ] und Cedric [ Ciarán McMenamin ] unangenehme Scherereien und stellen sich zudem als potentielle Täter dar. Unterstützung und Ablenkung versprechen die einzige Frau des Hauses, Tochter Emma [ Niamh Cusack ], der in sie verliebte Familienarzt Dr. David Quimper [ Griff Rhys Jones ] sowie der Schwager Bryan Eastley [ Michael Landes ], welcher allerdings auch kein Alibi und einige merkwürdige Geheimnisse aufweist. Als die Angelegenheit zu brenzlig wird, wird die Polizei und speziell Janes Neffe, Inspector Tom Campbell [ John Hannah ] in die Sache eingeweiht.
Die besten Momente der schon recht im Hoppla daherkommenden Erzählung werden in dem Fall insbesondere durch die Einleitung der auch am Aufwändigsten erscheinenden Bahnhofs- und Zugszene inkl. dem Mord erreicht. Die Ausstattung selber dort speziell von Abfahrtshalle, dem Zuginterieur und auch den Außenaufnahmen der Dampflok im nächtlichen Nebel, wobei die Zugreise hier gar nicht am frühen Nachmittag, sondern konträt eben in den Stunden des noch gar nicht richtig beginnenden Morgengrauens stattfindet, können eine gewisse Vorfreude auf Kommendes auch noch erreichen. Anders als oft beklagt ist die Veränderung zum literarischen Text auch gar nicht das Problem, wird sich im Wechsel von Augenzeugin zur ausführenden Ermittlerin im Vordergrund der dies überwachenden Marple im Hintergrund durchaus viel auf das zugrunde liegende Original und seine Buchstaben bezogen.
In weiser Voraussicht sind die Whodunnit - Anlagen des Buches, das eingeschränkte Umfeld auf das Anwesen – "Rutherfold Hall ist ein Anachronismus. Reges städtisches Leben umbrandet es ringsrum, berührt es aber nicht." – und die dort ansässigen Bewohner auch die hier genutzten Begabungen des Geschehens, ist der Schauplatz mit dem berühmten Kentworth House von außen und dem Highclere Castle, beides Herefordshire, von innen auch im Hinblick auf Milieu und Fluidum schon unmissverständlich treffsicher gewählt. Die anwesende Schar an potentiellen Tätern – „Alles, was wir von dem Mörder wissen, ist, dass er ein großer Mann mit dunklem Haar sein soll. Ihre Freundin sagt es, und mehr kann sie nicht sagen. In Rutherford Hall sind drei dunkelhaarige Männer." – , ihren vielerlei Gelegenheiten, Motiven und sonstigen suspekten Äußerungen reicht der theaterstückhaften Inszenierung im kleinen Kreise auch unbedenklich zum Gewinn. Rätsel über möglicherweise Fragwürdiges im Schatten, Schauspielhaften im Gebaren und Dubiosen in der Vergangenheit und Gegenwart machen das Hin und Her vom Film noch mehr als im Roman aus und gestalten sich für Liebhaber des altmodisch und bewährt angesetzten Kriminalfalles durchaus in positiver Affinität.
Was überhaupt nicht geht ist die Besetzung der eigentlich gar nicht so präsenten, da ja die Fäden von Außen spinnenden Ermittlerin mit dem berühmten Namen; so hat meist jeder Leser des Buches als auch die Meisten im Publikum hier schon die gedrungene, etwas in das quadratisch gehende, aber wendige, verschmitzte, gleichzeitig präzis drakonische Margaret Rutherford, so gar noch im nostalgischen schwarz/weiss daherkommenden Auftreten im Sinn. Die hier gewählte Geraldine McEwan kann da nur und durch die hiesige Darbietung auch noch mehr als ihre Amtsvorgänger Joan Hickson, Helen Hayes oder auch noch Angela Lansbury nur verlieren, ist nicht nur ihre körperliche Form dazu gänzlich widerstrebend als gerade auch Mimik als das gesamte längere Gastspiel gänzlich anders gewählt.
Schlimm dürft vor allem das gewollt Bauernschlaue, trickreich Verschlagene, hier eher spitznäsig Oberschlau daherkommende Benehmen und die mal sogar eher an Waldorf & Statler aus der Muppet Show erinnernde Kommentarfunktion vom Podest herab wirken. Überhaupt ist der Ton gerade zu Beginn und auch durchziehend von zweifelhaft witzigem Verhaltensweisen auf kleinere Klamotte ein- und so raschem Widerspruch abgestimmt. Nicht bloß bei Ihr, sondern Vielen am Gestik, Nasenrümpfen, Aussprachen, dem inhaltlichen Monolog und Dialog auch der anderen Personen wirkt gar nicht britisch wie die Herkunft nun mal ist, sondern eher wie auf das bemüht Britische und dadurch schnell Lächerlich erscheinende Laienschauspiel. Ein strammer Zirkus der Eitel- und Peinlichkeiten. Jede Szene ist praktisch eine Spur zu laut, zu grotesk, entweder zu steif, zu ungeschickt, zu bunt oder gleich dröhnend wie in der Lustspiel-Aufführung einer Provinzbühne gespielt. Der eine nuschelt gleichförmig, die Andere lispelt, dem Dritten verrutscht die Tolle im Haar und der Vierte versenkt sich manieriert in den bereitstehenden Alkohol und seine Tränen. Hinzu kommt noch John Hannah als pfeifenrauchender Kindskopf / Inspector aus der Kinderabteilung, der hier vielmehr den Elling – Nicht ohne meine Mutter und überhaupt nicht den ernstzunehmenden Polizeibeamten gibt.