Review

Es gibt Filme, die sind objektiv gesehen einfach nur gelinde ausgedrückt Blöd- und Stumpfsinn. Aber dennoch schaffen es manchmal genau diese Filme, einen unterhaltsamen und positiven Eindruck zu hinterlassen. Auch wenn ich mich unter Filmfreunden aufs dünne Eis wage: Barb Wire ist für mich so ein Film. Das Vorzeigegut des Trash-Sci-Fi-Genre versucht nicht, einem vorzugaukeln, besonders gut oder originell zu sein ... Hauptsache es gibt reichlich Action, eine Portion Sex und ein paar derbe Sprüche.
Nun denn, nehmen wir an, es sei das Jahr 2017 und Steel Harbor ist die einzig noch freie Stadt im ganzen Land. Und wenn es dann trotzdem noch ein Problem gibt, ist Barb Wire zur Stelle. Die toughe Sexbombe übernimmt schon mal den einen oder anderen Job für das richtige Entgelt, d.h. im Klartext: Leute aus dem Weg räumen, Schmuggeleien und anderen Schweinkram. Nebenbei schmeißt sie auch noch locker eine Bar. Alles läuft nach Plan, bis Alex Hood in die Stadt kommt: ein alter Bekannter von Barb, der einen Coup gegen das Gesetz plant. Zugleich ist er Barbs einzige Hoffnung, Steel Harbor zu verlassen. Sie muss sich entscheiden, ob sie Alex, der sie einst verraten hat, hilft oder nicht.
Da sind wir nun. Höchst skeptisch betrachtete ich beim ersten Mal die Anfangsminuten des Films. Was soll man von einem Streifen halten, in dessen Intro Pamela Anderson halbnackt und durchnässt in Lack tanzt!? Macht einen ziemlich billigen Eindruck, bleibt aber glücklicherweise nicht Subjekt des Films. Denn gleich darauf darf Barb das erste Mal ordentlich Dampf ablassen - da wird geschossen und geprügelt - für den Actionfan recht nett anzuschauen, denn es ist alles recht gut in Szene gesetzt worden.
Neben der Action weiß der Film durch seine Schlichtheit zu überzeugen. Man findet schnell Einstieg und kann sich auch mit den verschiedenen Figuren einfach anfreunden, so dass ihre Schicksale im Laufe des Films interessant bleiben. Dazu tragen die teilweise lustigen Barszenen bei, die sich recht geschickt mit den Actionparts abwechseln.
Gut gelungen ist auch die Atmosphäre des Werks. Im ersten Teil findet man sich im düsteren Nachtleben der Zukunft wieder - vergleichbar mit Filmen wie "Split Second". Die zweite Hälfte des Films erinnert etwas an "Mad Max". Natürlich immer dementsprechend trashig in Szene gesetzt, was das Machwerk recht sympathisch macht.
Schauspielerisch kann man klar keine Meisterleistungen erwarten. Pamela Anderson ist nicht wirklich zum Schauspiel berufen - auch der Rest des Casts ist allerhöchstens Mittelmaß. Richtig grottenschlecht wird es aber nie. Zudem würzen Wortwitzchen und kleine Details den Filmspaß.
Persönlich hätte ich mir eine handvoll mehr Actionsequenzen gewünscht. Über die Qualität möchte ich nicht motzen - doch die Quantität passt hier nicht so ganz. Ein paar mehr Shoot-Outs oder Prügeleien hätten den Film zusätzlich belebt. Vor allem gen Schluss, welchen ich als einzig gravierendes Manko anführen möchte. Der hätte meiner Meinung nach peppiger sein sollen. Er ist einfach etwas mau für einen trashig-derben Sci-Fi-Actionstreifen.
Die Pseudo-Lovestory wird von kritischen Zuschauern wohl eher mehr reininterpretiert, als es die Crew um Barb Wire jemals vorhatte. Der total idiotische Vergleich mit "Casablanca" ist trotz gewisser Parallelen Unsinn. "Barb Wire" ist kein trashiges Sci-Fi-Casablanca der Neuzeit, sondern ein ganz eigenständiger Film, der nicht versucht, irgendeinem Vorbild zu folgen.
Sicher bleibt "Barb Wire" eindeutig eine Frage des Geschmacks. Die einen hassen ihn, die anderen lieben ihn. Ich persönlich war trotz gewisser Vorahnungen und Vorurteile positiv überrascht. Das trashige Äußere, das Szenario, die Figuren und die (zugegeben minimale) Story kombinieren sich zu einem ulkigen Partyfilmchen, der - sofern man ihn nicht all zu ernst nimmt - Spaß macht und öfter ansehbar ist. Wer mit etwas Trash oder einem nicht ernsthaften Sci-Fi-Streifen nicht klarkommt, sollte auf jeden Fall die Finger davon lassen. Der Film wäre auch ohne die ständigen Nackteinlagen von Pamela Anderson ausgekommen, alles in allem gesehen aber ist es eigentlich völlig egal: weder schaden, noch verbessern sie den Film. Sie gliedern sich einfach in das Restgeschehen ein - und das ist nun mal anspruchslos, trashig und bewusst auf spaßig gemacht. Ein prima Streifen, wenn man ihn nicht zu ernst nimmt - und deshalb für Fans durchaus empfehlenswert.

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