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Grenzpolizist Mike Norton und seine Frau haben in der Küche Sex.
Allerdings lässt das junge Paar dabei jede Leidenschaft vermissen. Schnell, stumm und geradezu mechanisch vollziehen sie den Liebesakt. Sie lässt das Ganze teilnahmslos über sich ergehen, während er die Augen verdreht, bis nur noch das Weiße zu sehen ist. Dass er in diesem Moment mehr einem Zombie als einem Menschen gleicht, ist kein Zufall. Denn diese beiden Menschen haben sich nichts zu sagen, überlassen die Kommunikation ihrem Fernseher, leben desinteressiert ihre Leben aneinander vorbei und werden auch vom Film kaum zu mehr als leeren Gefäßen skizziert. Sie sind Platzhalter für das trostlose Dasein im texanischen Grenzbereich zu Mexiko. Wo der Ausflug in die nächste Shopping-Mall schon das höchste aller Gefühle darstellt.

Und wenn in diesem Umfeld jemand wie Melquiades Estrada ums Leben kommt, ist nicht mehr als ein allgemeines Schulterzucken zu erwarten. Ein illegaler Arbeiter weniger, das macht keinen Unterschied. Selbst die Tatsache, dass er durch einen Schuss Nortons starb, wird durch einen Schulterschluss zwischen Grenzpolizei und Sheriff-Department flugs unter den Teppich gekehrt. Estrada wird schnellstmöglich unter die Erde gebracht und vergessen.

Nicht jedoch von Pete.
Pete Perkins, Melquiades’ Vorarbeiter auf der Rinderkoppel und einziger Freund diesseits der Grenze, erinnert sich an das Versprechen, dass ihm der Mexikaner scheinbar im Scherz abnahm: Mel möchte nach seinem Tode in der mexikanischen Erde seines Heimatdorfes ruhen, nicht "unter amerikanischen Reklametafeln".
Und Pete steht zu seinem Versprechen. Durch das kalte Vorgehen der Behörden stark für den Wunsch seines verstorbenen Freundes sensibilisiert, entführt der alternde Cowboy den ahnungslosen Norton und zwingt ihn, von Sheriff und Grenzern verfolgt, Estradas Leichnam auf Pferden nach Mexiko zu überführen. Es wird eine beschwerliche Reise voller Qualen werden, die beiden Männern physisch und seelisch alles abverlangen wird.

Tommy Lee Jones breitet hier (in Doppelfunktion als Hauptdarsteller und Regisseur) nach dem Drehbuch von „Babel“-Autor Guillermo Arriaga ganze Landschaften vor uns aus. Zum einen die karge Gebirgs- und Wüstenregion des amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiets, zum anderen die nicht minder zerklüftete Seelenlandschaft seiner Protagonisten, die den Film bei aller vordergründigen politisch-gesellschaftlichen Aktualität in einem traditionellen Genre verankert: Dem Western. Denn „Three Burials…“ erzählt von einsamen Männern und ihrer Sehnsucht nach Geborgenheit. Von Emotionen, die so tief sitzen, dass man sie nicht herausschreien kann. Ein Hauch von Eastwoods „Unforgiven“ weht durch ihn, wenn der knorrige Pete gerade mal die nötigsten Worte durch die Zähne in die ihm fremd gewordene Welt presst. Jones ist großartig in seiner Rolle, und findet in dem entfesselt aufspielenden Pepper einen grandiosen Gegenpart. Um dieses Duo arrangiert der Film sein fabelhaft agierendes Ensemble und nimmt dabei immer wieder Bezug zu interkulturellen Problemen, ohne sich jedoch daran abzuarbeiten. Kein moralischer Zeigefinger, keine spekulativen Charakterzeichnungen. Die amerikanisch-mexikanische Zusammenarbeit zwischen Regie und Drehbuch funktioniert perfekt.

Kommt die erste Hälfte mit ihrem schnellen, zerwürfelten Aufbau noch in einem, von Arriagas Arbeiten geprägten modernen Erzählstil daher, so hält mit Beginn der Reise gediegene, dem Genre angemessene Linearität Einzug. Und Jones nutzt die Ruhe, fängt Gebirgshänge und Blumenfelder jederzeit im sattesten Scope ein und unterlegt seine Bilder mit eindringlicher Musik. Gebrochen wird diese Schönheit nur von dem verrottenden Leichnam Estradas, dessen Präsenz einem Damoklesschwert gleich über den Männern schwebt. Mit Fortschreiten der Reise wird auch sein Verwesungsgrad zunehmen, und parallel das Verhalten von Pete und Mike dünnhäutiger werden. Es bleibt ihnen keine Wahl. Ganz egal, was es kostet, Melquiades muss in sein Dorf gebracht werden. Was es wirklich mit diesem Menschen auf sich hat, werden die beiden ungleichen Männer am Ende ihrer Reise erfahren. Und dieses Geheimnis wird sowohl das Publikum überraschen als auch die Intention des Films auf großartige Weise zusammenfassen.

Willkommen daheim, Cowboy.

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