Wenn zwei sich streiten - 15.01.2008
Denzel Washington stand in diesem Film noch am Anfang seiner Karriere, aber den einen oder anderen verschmitzen Zug, der ihm über die Jahre hinweg treu geblieben ist, kann man auch in diesem Frühwerk schon bewundern. Regisseur Mulcahy, der uns vor allem durch seinen sagenhaft guten „Highlander“ bekannt ist, schuf mit „Ricochet“ einen harten Thriller, der leider zum Ende hin reichlich an Glaubwürdigkeit und Logik verliert. Letztlich ist der Streifen aber eine One-Man-Show für Washington, der sich hier seine ersten Sporen verdienen durfte. Und interessantes Detail am Rande: für Washington ging es danach steil bergauf, für Mulcahy aber steil bergab – der Regisseur fristete ein dasein im Bereich durchschnittlicher B-Movies, während der Schauspieler sich gezielt auf der Karriereleiter zum Oscar hinaufarbeitete.
Hier nun gibt er den Streifenpolizisten Styles, der nach einer gelungenen Aktion auch rasch die Karriereleiter hinaufsteigt, bis hin zum Staatsanwalt, für den nun nur noch der Weg in die Politik zu beschreiten ist. Doch der Gangster Blake, wieder einmal prima verkörpert durch John Lithgow, der Styles den Aufstieg ermöglicht hat, sinnt auf Rache, die lang vorbereitet wird und Styles ruinieren und ins Gefängnis bringen soll, ist simpler Mord doch zu wenig Vergeltung. Mit viel krimineller Energie wird Styles zusehends unglaubwürdig gemacht, verliert seine Frau, seinen Job und sieht zum Schluß einer Anklage wegen Mordes an seinem treuen Partner entgegen. Styles aber ist schwarz, hat daher seine Homeboys, personifiziert durch den Drogenhändler Odessa, und mit diesen zusammen schlägt er zurück, beweist seine Unschuld und darf schließlich Mann gegen Mann im Finale dem Ganoven entgegentreten, ein Finale, welches typisch für die Entstehungszeit des Films mit dem kreativen Tod des bösen Buben endet.
In der ersten Hälfte des Films geht es hart zur Sache, da fließt reichlich Blut, Knastalltag ist zu sehen, und hier macht der Film auch wirklich Spaß. Doch mit der Verwirklichung des Racheplans geht es bergab mit der Spannung, denn hier bleiben der Verstand und die Logik auf der Strecke. Schnell ist klar, daß der Film konventionell ausgehen wird, und das Finale auf einem Baugerüst ist weder neu noch sonderlich intelligent gemacht. Die Idee, mit den schwarzen Drogies zusammen zu arbeiten, ist zwar ganz nett, trieft aber nur so von Klischees. Schade, denn die Ausgangssituation ist ganz nett eingefädelt, wird aber zu lange ausgereizt, zu Ungunsten von Action und Spannung. Wenn es aber knallt, dann ordentlich blutig und hübsch altmodisch handgemacht – der Film stammt aus einer Zeit, in der Explosionen noch gewaltig ausgesehen haben und ohne Rechnerleistung auskamen – und da darf man festhalten, daß dies einfach besser und echter aussieht als der neumodische Computergrafikfirlefanz. Was bleibt, ist ein netter Thriller mit einer guten ersten Hälfte und einer schwachen zweiten, kein Highlight, aber doch ordentliche Actionware aus dem Hause Silver - 7/10.