Der Film hat eigentlich viel Potenzial.
Toller, realistischer Western-Look, gute Darsteller. Die Kameraarbeit verbindet moderne filmische Elemente mit dem traditionellen schmutzigen Look der alten Western. Sehr gute Voraussetzungen.
Leider will der Film das Leben von Wyatt Earp peinlich genau zeigen und bietet in 3 Stunden unzählige Schauplätze und Figuren, die eigentlich total unnötig sind und den ganzen Film furchtbar aufblähen. Besonders im Mittelteil neigt der Zuschauer dazu, gelangweilt vorzuspulen. Das ist aber nicht schlimm, weil es eh Nichts gibt, was die einzelnen Stationen storytechnisch zusammenhält. Es will durch die ständigen Schauplatz- und Figurenwechsel einfach keine Atmosphäre aufkommen. Langweilig, erst in der letzten Stunde wird der Film interessant, als die Earps nach Tombstone ziehen und die Probleme überhand nehmen - sowohl in der Familie als auch von Seiten der bösen Buben.
Leider ist die Figur von Wyatt Earp hier meines Erachtens nach viel zu stark dramatisiert. Die Frauen der Earp-Brüder, die gegen Wyatt sind, die beiden Frauen, mit denen Wyatt eine Beziehung hat. Wen zum Teufel interessiert das in diesem Ausmaß, wie das hier ausgeschlachtet wird - von der historischen Authentizität mal abgesehen.
Zum Opfer fallen dieser starken Fokussierung auf Wyatt und sein Privatleben die Nebenfiguren, von denen es Doc Holliday am schlimmsten erwischt hat. Statt eines todkranken, abgehalfterten Revolverhelden wie ihn Val Kilmer in Tombstone eindrucksvoll darstellt, sehen wir sowas wie den Clown, der mit bissigen Reden und lässigem, coolen Auftreten so etwas wie auflockernden Humor in den ansonsten bierernsten Film bringen soll.
Ein weiteres Manko ist in diesem Zusammenhang, dass für viele Nebenfiguren, die wieder von namhaften Hollywood-Darstellern verkörpert werden, viel zeit verschwendet wird, obwohl sie nur in einer Episode in Earps Leben eine Rolle spielen. Nach 2 Stunden interessiert z.B. kein Schwein mehr, wer Ed Masterson war.