Neben Gregory Dark und möglicherweise noch Rodney McDonald und Jim Wynorski war vor allem Jag Mundhra der Haupt-Player der Welle an erotischen Dramen oder Thrillern Anfang der Neunziger; die sowieso die beste Zeit war, was B-Picture Reißer in Sachen Sex oder anderweitig gesehen auch in Action anbelangte und was natürlich der Hochphase der Videotheken und der Kabelsender 'zuschulden' war, die ständig Nachschub für die nimmersatten Kunden verlangte und stetig Steigerung im Programm. Mundhra, der mit dem Startschuss zur Night Eyes - Reihe auch einen der Klassiker dieser Sorte film schuf, hat sich ansonsten meist auswärts der anderen länger laufenden Titel wie noch die Animal Instincts Trilogie oder den Body Chemistry Vierteiler bewegt und eigenständige Werke geschaffen, die aber genau in diese Richtung von zeigefreudigen Frauen und dafür empfänglichen Männer (oder umgekehrt) und zwischendurch auch etwas Mord und Totschlag angelegt sind:
Die junge Journalistin Jessica Mathews [ Lee Anne Beaman ] ist eigentlich investigativ und gegen den Ratschlag ihres Vorgesetzten [ Timothy C. Burns ] hinter dem des ihrerseits des Mordes verdächtigen Geschäftsmann Mike Florian [ Sam J. Jones ] her, entdeckt in Abwesenheit ihres Mannes Greg Mathews [ Adrian Zmed ] einen geheimen Briefschlag, der sie nachhaltig ablenkt. In dem Umschlag sind Fotos einer anderen Frau, des 'Models' Traci Collins [ Juliet Reagh ], die die wegen möglichen Ehebruchs verstörte Jessica erst zum Nachspionieren, dann Inkognito und schließlich auch konfrontativ trifft.
Eine Stimme erst im Hintergrund, die wie so häufig bei derlei Produktionen die Stimme der Protagonistin, der jungen Frau mit ihren Träumen und ihren Sehnsüchten und gleichzeitig die der Person im Mittelpunkt der Handlung und in der Aufmerksamkeit des Interesses des Zuschauers ist. Die Stimme als Einleitung und gleichzeitig auch als Überleitung, als Aufnahme in einem Diktafon, welche gerade zur Jetztzeit stattfindet und dann auch visuell und nicht bloß akustisch dargeboten und die Frau auch körperlich und nicht nur stimmlich in das Bild hineinrückt. Das Diktafon ist so groß und schwer wie eine Bibel, das Arbeitszimmer sowieso voll von Technik, die nunmehr 30 Jahre her und gleichzeitig modern und effektiv und auch kostenintensiv für die damalige Zeit und nunmehr schlichtweg museal ist. Die Innenarchitektur erstaunlich, das Ehepaar Matthews hat schon eine edle weiß getünchte Residenz, The Other Woman (Originaltitel) wohnt in einem riesigen Loft, einem Studio gleich, das man früher öfters im Film gesehen hat, später eher nicht mehr. Gebumst wird heute wie damals, zumindest probiert, stört heut wie damals auch oft das Telefon so mittendrin im Vorspiel und nervt der Arbeitsstress. Ein Dilemma, was sich gleich anbahnt, ist die Deadline wichtiger als die Wollust und steht der Boss und seine Forderungen als störend selbst im heimischen Nest.
Der Chef selber ist nicht das einzige und auch nicht das eigentliche Problem, die Ursachen liegen tiefer und schwerwiegender, taucht das Wörtchen 'Feminismus' und auch die Selbstverwirklichung dessen, was man glaubt, zu sein wollen auf, das Engagement in der Karriere, die ausnahmsweise und einhergehend mit dem Beruf der Reporterin auch Veränderungen zum Guten bewirken kann und sinnstiftend und wichtig bis entscheidend für die gelebte Existenz hier sind. Vom scheinbaren Ehedrama im Lifetime-Stil zum ebenfalls fernsehartigen Journalistenthriller, mit einem möglichen Mord im Hintergrund und einem mysteriösen Politiker, der dahin verstrickt sein könnte und schon die Fäden der Barrieren und Stolpersteine zieht. Ein Psychogramm ist es auch noch, von einer Frau, die einen Wandel durchmacht, in Abwesenheit ihres ebenfalls schreibenden Mannes, der allerdings seine Gedanken festhält und somit auslebt, während bei ihr die Angst davor und damit auch vor sich selber steht und sie den Fakten über andere nachgeht. Die erste Nacktszene unter der Dusche kommt nicht etwa aus Lust und Begierde, sondern weinend aus Scham und der Seelenreinigung und dem Gefühl voller Schmutz.
"Sex was a closed door in our lifes. At least i wanted it to be." heißt es zu Beginn noch, das ändert sich dann etwas, langsam allerdings, erst wird noch passiv und da auch noch unfreiwillig voyeuristisch einem Quickie zweier Fremder in deren Küche zugeschaut, das Liebkosen des Mannes ihrer Brüste und das Massieren, "I couldn't watch anymore. I felt sick. I couldn't breath. I could feel him inside me. I could feel his body, rough, of course, his groping hands...I had to do something. I had to take control." Beobachtet und observiert wird dann immer noch, diesmal aber professionell, mithilfe einer Halterabfrage und der Information eines befreundeten Sergeants; gezeigt und präsentiert an nackten Körpern wird also noch mehr, eine frontale Fotosession am Strand zwischen den Felsen, ein Blowjob plus Quickie auf einer Clubtoilette, eine Rückblende züngelnder Frauenliebe im Weichzeichner, fingierte Fesselspiele dann mit Melissa Moore als Fotografin, der angesichts ihrer Bilder bald auch zu warn und die Atmosphäre am Set zu feucht wird. Es gibt eine zärtliche Versuchung auf einem Zebrafell, heiße Schenkel, warme Lippen, die Frauen sind ganz hübsch, die Bilder durch Andeutungen und einige (harmlose) abstrakte Großaufnahmen minimal offensiver. Was es dann mittig so gar nicht mehr gibt, ist dieser Journalistenthriller, der zu Beginn versprochen wurde; scheinbar zumindest fehlt dieser, hat Autor Georges des Esseintes – welcher in dem Jahr auch für Mirror Images, Secret Games UND Animal Instincts verantwortlich war, vorher nicht auffällig geworden ist, hinterher auch nimmer (wahrscheinlich Pseudonym?) – noch ein Ass im Ärmel und noch ein Stein im Brett.