Zugegeben, bevor ich zum ersten Mal in den Genuss dieses Klassikers kam, hatte ich, dem heutigen Standard entsprechend, schon den ein oder anderen Tierhorrorfilm intus, für den "Jaws" sicher zu einem der wegweisendsten Machwerke überhaupt zählen dürfte, neben "Tarantula" oder Hitchcocks "Die Vögel", und das unterscheidet mich natürlich eindeutig von den verängstigten Kinobesuchern von 75. Für jene war die im Grunde recht simple Geschichte noch weitestgehend Neuland, oder besser gesagt Wasser. Oft ist er kopiert worden, bis hin zu fast identischen Abbildern, wie beispielsweise der wenig später entstandene "The Last Jaws" aus Italien (woher auch sonst?), in seiner Qualität aber unerreicht.
"Jaws" zählt ohne Frage zu den besseren Arbeiten Spielbergs, im Gegensatz zum ebenfalls oscarprämierten "Der Soldat James Ryan". Der schrieb mit diesem zeitlosen Klassiker Geschichte, machte sich einen Namen und verpasste dem Film seinen Titel gebenden Raubfisch sein in den Köpfen einiger Menschen tief verwurzeltes Image als gefräßige Killermaschine. Haie sind in Wirklichkeit ja weitaus weniger gefährlich als allgemein angenommen und daran ist dieser Tierhorror sicher mit schuld, wenn nicht sogar ausschlaggebend, was natürlich beachtenswert ist. Hai-Attacken gegen Menschen, wie beispielsweise 1916 in Jersey, sind ja außerordentlich selten und rühren meist daher, dass die Meeresbewohner Taucher oder Surfer mit Beute verwechseln. Die Urangst, der sich Spielberg hier widmete, ist, wie viele andere auch, eigentlich unbegründet. Dem versuchte der tschechische Surrealist Svankmajer exemplarisch in seinem "Down to the Cellar" auf den Grund zu gehen, aber das nur am Rande.
Ich möchte den Status Meisterwerk hier ganz bewusst in Frage stellen. Ich leugne keineswegs, dass "Jaws", ordentlich inszeniert und mit toller Musik von John Williams unterlegt, ganz spannend ist, zumindest größtenteils, und seiner Zeit weit voraus war, mehr aber eben nicht und ein zweites Mal mochte mich dieses im Grunde sogar wenig anspruchsvolle Filmchen auch nicht mitreißen. "Jaws" mag zwar für die Historie eine unglaubliche Bereicherung sein, für mich persönlich, was ich ganz deutlich unterstreichen möchte, aber nicht nachhaltig, weshalb ich "Jaws", ebenso wie einige andere Publikumslieblinge (auch "Alien", "RoboCop" oder "Matrix") für leicht überschätzt halte, was denke ich auch mein gutes Recht ist. Man möge mich von mir aus ins Exil verbannen, aber in meinen Augen stellt "Deep Blue Sea", der mich zugegeben ungemein fesselte, einfach die bessere Variante dar. Jedem das Seine!