Review

Ein Film, der 1975 wohl vielen Leuten den Spaß an ihrem Badeurlaub gehörig verdorben hat. Nachdem Film traute sich dann keiner mehr so recht ins Wasser.

Story:
Am Strand des Küstenortes Amity wird eine junge Frau beim nächtlichen Schwimmen von einen Hai angegriffen und getötet. Als die angetriebenen Überreste der Leiche gefunden werden, veranlasst der neue Polizeichef Brody sofort die Schließung der Strände, bis die Gefahr vorüber ist. Diese Entscheidung wird allerdings bei Stadtrat und dem Bürgermeister Vaughn nicht gerne gesehen. Das erste Ferienwochenende steht bevor und es werden unzählige Touristen erwartet. Eine Schließung der Strände würde für viele Bewohner einen hohen kommerziellen Verlust bedeuten. In der Hoffung der Hai ziehe weiter, bleiben die Strände also geöffnet und über den „kleinen“ Vorfall wird ein Mäntelchen des Schweigens gehüllt.
Brody, der diese Entscheidung zurecht für falsch ansieht zieht den jungen, aber erfahrenen Haiexperten und Meeresbiologen Matt Hooper zu Rate. Auch dieser ist davon überzeugt, dass der Hai erst weiterziehen wird, wenn man ihm die „Nahrungszufuhr“ stoppt. Aber auch dies stößt beim Bürgermeister auf taube Ohren.
In fataler Fehler, wie sich herausstellt. Während des fröhlichen und unbeschwerten Badegenuss wird ein kleiner Junge bei einem erneuten Angriff des Haies getötet.
Anstatt die Strände endlich zuschließen setzt Bürgermeister Vaughn lieber einen Belohnung von 3000 Dollar auf den Hai aus, was sofort eine Armada von selbsternannten Haifischjäger auf den Plan ruft.
Nach einiger Zeit haben die Amateurfischer tatsächlich einen riesigen Hai an der Angel, doch nach Messungen des Maulumfangs ist Hooper sicher, dass es sich um den falschen Hai handelt, was durch eine Untersuchung des Mageninhalts nur noch bestätigt wird.
Davon will der Bürgermeister selbstverständlich nichts hören und die Strände werden am nächsten Tag wieder geöffnet. Als Vorsichtsmaßnahme patrouillieren diesmal allerdings jedoch einige Boote um nach den kleinsten Anzeichnen einer Bedrohung Ausschau zuhalten.
Nach anfänglichen Berührungsängsten mit dem Wasser, beginnt bald wieder die fröhliche Planscherei. Auch Brodys Sohn ist mit seinem Freunde in seinem neuen Boot im Wasser.
Es kommt wie es kommen muss, der Hai greift erneut an. Ein Mann in einem Ruderboot, der die spielenden Jungen vor der Gefahr warnen will, wird getötet, Brodys Sohn und die anderen Kinder können sich in letzter Minute retten.
Nach diesem dritten Vorfall ist allen beteiligten Personen bewusst, dass eine entgültige Lösung des Problems her muss. Hierfür wird der Profihaifischjäger Quint engagiert, der sich zusammen mit Hooper und Brody auf die Jagd nach dem ungewöhnlichen Hai macht.
Doch schon bald müssen die drei erkennen, dass die nicht mehr Jäger, sondern Gejagte sind...

Was mir gefallen hat:
Mit seinem Film „Der weiße Hai“ gelang Spielberg etwas, voran niemand, er am allerwenigstens, geglaubt hatte. Der Streifen überschritt als erster Film der Geschichte die magische 100 Millionen Dollar Marke und brach sämtliche Besucherrekorde. Und damit nicht genug, weltweit spielte der Film über 460 Millionen Dollar ein und zählt auch heute noch, 27 Jahre später, zu den zehn erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Auch bei den Oskarverleihungen ging „Der weiße Hai“ nicht leer aus. Zwar gab es keinen Regie-Oskar für Spielberg, dafür aber eine Auszeichnung für Musik, Schnitt und Ton. Doch hat Spielberg diesem Film eine Menge zu verdanken. Durch den großen Erfolg wurde er über Nacht zum Star. Für den jungen Regisseur öffneten sich so in Hollywood neue Wege und er bekam Zusagen zu Projekten, von denen er früher nur träumen konnte. Dies bescherte uns dann so geniale Filme, wie „E.T.“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, „Jurassic Park“, „Schindlers Liste“ oder „Der Soldat James Ryan“.

Das erste Mal sah ich der „Weiße Hai“ im Alter von sechs Jahren, was zugestanden keine so gute Idee gewesen ist. In meiner Erinnerung haften geblieben ist vor allem dieser riesige Hai mit seinen vielen, großen Zähnen und den kalten Augen, der zugegebenermaßen dann auch des öfteren in meinen kleinen Kinderträumen aufgetaucht ist (im wahrsten Sinne des Wortes). Auch heute, ein ganzes Jahrzehnt später, hat der Film nichts an seiner Wirkung verloren.
So wie der Delphin als Menschenfreund und glückbringender Begleiter angesehen wird, stellt der Hai für viele Menschen noch immer ein natürliches und schreckliches Feinbild dar.
Geschichten über Haie, die hilflose Schiffsbrüchige angriffen gibt es viele, ein Märchen, dass auch im Film Einzug gefunden hat.
Solche Geschichten, die Unwissenheit vieler Menschen und das grausame, unbarmherzige Aussehen machen den Hai zu einem hassens- und fürchtenswerten Wesen und wecken in bei vielen Angst und Abscheu.

Die Idee des Riesenhais der die Küste eines friedlichen Badeorts terrorisiert stammt von dem Autor Peter Benchley, der hinterher auch beim Verfassen des Drehbuches beteiligt war. Geschichten dieser Art fallen fast immer auf fruchtbaren Boden und Steven Spielberg macht sich genau diese Urängste zunutze, ja spielt geradezu mit ihnen.
Wie in vielen klassischen Horrorfilmen verzichtet er solange wie möglich darauf, den Hai auftauchen zulassen. Statt mit expliziten Bilder lehrt Spielberg den Zuschauer mit der bloßen Definition, Wasser = Hai das Fürchten. Wenn man genau weiß, dass es irgendwo da draußen ist, man es aber nicht sieht, steigert dies die Panik oft noch viel mehr, denn ein unsichtbares Ungeheuer ist immer noch das schrecklichste aller Ungeheuer. So gehört der Angriff auf die einsame Schwimmerin unter der bedrohlich einhämmernden Musik von John Williams zu den spannendsten und packendsten Szenen des Filmes.
Und was im ersten Teil des Filmes das Wasser war, sind im zweiten Teil die gelben Fässer, die die Protagonisten dem Hai mit einer Harpune auf den Rücken schießen. Eigentlich sollten diese Fässer den Hai am tauchen hindern, was sie allerdings nicht tun. Der Hai ist so kräftig, dass er gleich drei Fässer mühelos mit in die Tiefe zieht. Dieses Attribut verleiht ihm zusätzlich eine Unnatürlichkeit und lässt ihn noch bedrohlicher und gefährlicher wirken. So stellen sich jedes Mal beim Auftauschen der Fässer beim Zuschauer die Gewissheit und das ungute Gefühl ein: „Er ist wieder da!“

Spielberg arbeitet in seinem Film eher mit indirekten Mitteln zur Erzeugung von Horror und Spannung. So sieht man zu Beginn des Filmes einige Szenen aus der Perspektive des Haies. Die Kamera, die sich den Schwimmenden langsam von unten nähert bewirkt tausendmal mehr, als irgendwelche stumpfsinnigen Splattereffekte a la „Shark Attack“ oder „Deep Blue Sea“. So hält sich die Darstellung von Blut und abgetrennten Körperteilen sehr in Grenzen. Blut gibt es höchstens in Form der vielen Haiköder.

Die Effekte des Filmes, noch ganz ohne Computer entstanden, sehen auch heute noch sehr passabel aus. Besonders der etwa sieben Meter lange Hai wirkt absolut echt.
Naturfilmer und Tierfreunde rieten Spielberg zum Dreh mit echten Hai, was dieser aber aus verständlichen Gründen dankend ablehnte.
Statt echter Hai, ließ Spielberg für 500.000 Dollar, was ein Viertel des Budget ausmachte, mehrere Haimodelle konstruieren. Durch technische Defekts (der erste Hai soff sofort im Wasser ab, der zweite konnte sein Maul nicht richtig schließen) wurden die Dreharbeiten verzögert und die eingeplante Zeit um Wochen überschritten. Das Studio hatte sogar ernsthaft erwogen die Dreharbeiten abzubrechen, was Gott sein Dank dann doch nicht durchgeführt wurde.

Im Gegensatz zu anderen Filmen des Genre beschäftigt sich „Der weiße Hai“ auch mit seinen Charakteren und verwendet sie nicht einfach nur als Haifischsnack. Durch die Hintergrundgeschichten der einzelnen Charaktere, vor allem die von Quint, lassen sich die Gefühle und Beweggründe der Figuren sehr gut nachvollziehen.

Wie schon sooft hat Spielberg auch damals schon sein gutes Händchen für brillante Besetzungen unter Beweis gestellt. Mit Richard Dreyfuss, Roy Scheider und Robert Shaw hat sich Spielberg eine erstklassige Crew an Bord geholt.
Am bekanntesten dürfte wohl Richard Dreyfuss sein, der zwei Jahre vor der „Weiße Hai“ mit George Lucas’ Überraschungshit „American Graffiti“ berühmt wurde. Später drehte er mit Steven Spielberg noch die Filme wie „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „Always“. Da Dreyfuss die Rolle des Meeresbiologen Hooper zunächst ablehnte, sollte Jeff Bridges für ihn einspringen, doch auf drängen Spielbergs übernahm Dreyfuss die Rolle am Ende doch, worüber er heute sehr froh ist. Ich könnte mir auch keinen anderen Schauspieler in der Rolle des ehrgeizigen Wissenschaftlers vorstellen.
Die anderen Schauspieler sind mir nicht bekannt, doch auch sie sind hervorragend besetzt und liefern eine großartige Leistung ab. Besonders gut hat mir die Darstellung von Roy Scheider gefallen, der den Polizeichef Brody mimt. Er hat die schwierigste Rolle, da sein Charakter zu erst eine tiefe Abneigung gegenüber Wasser hat, seine Abscheu am Ende jedoch überwindet und... na ja, dass Ende werde ich jetzt nicht verraten.

Was ich nicht so toll fand:
Auch wenn es einfach zu glauben ist, die Darstellung des Haies als menschenmordendes Ungetüm entspricht in keiner Weise der Wahrheit. Ein Hai würde z.B. niemals ein Boot angreifen und nur wenige Haie wagen sich so nah an Strände.
Weltweit gibt es von über 100 Haiarten (manche sind kleiner als ein ausgewachsener Hecht) nur 5 sogenannte Menschenhaie, die für den Menschen eine ernstzunehmende Bedrohung darstellen. Doch auch diese Haie haben sich nicht auf die Jagd nach Menschen spezialisiert. Die bevorzugte Beute, z.B. des weißen Haies sind Robben. Wenn Surfer nun auf ihrem Surfbrett liegen und „mit allen vieren“ paddeln, sieht er von unten einer Robbe sehr ähnlich und wird von einem Hai als potenzielle Beute registriert. Die meisten Haiunfälle geschehen aufgrund solcher „Missverständnisse“.

Ein klitzekleiner Fehler ist mir während des Filmes aufgefallen. Obwohl es Hooper als Meeresbiologe und Haifischexperte eigentlich besser wissen müsste, bezeichnet er den Hai des öfteren als einen Fisch. Haie schwimmen zwar im Wasser und atmen durch Kiemen, sind aber keineswegs Fische, sondern zählen zu den Knorpeltiere.

Fazit:
Gut dosierte Gruseleffekte und ein überzeugende Charakterstudien der Hauptfiguren machen den „Weißen Hai“ zu einem der besten Filme, die das Horrorgenre hervorgebracht hat. Dieser Film ist einfach Kult.

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