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Am Set von „Tage des Donners“ hatten sich Tom Cruise und Nicole Kidman kennen und lieben gelernt, bei „In einem fernen Land“ versuchte man die Glamour-Paarung dann bewusst kassenträchtig auszuschlachten.
Der irische Farmersjung Joseph Donnelly (Tom Cruise) ist ein rauer Bursche, muss schließlich auch mit einigen älteren Brüdern klarkommen. Allerdings sieht es zahlungstechnisch nicht ganz so rosig aus, weswegen Angestellte des Grundherrn flugs das Familienanwesen abfackeln, noch während Joseph und seine Brüder ihren verunfallten altern Herrn beerdigen. Das schreit nach Rache und in bester Bronson-Tradition stiefelt Joseph mit der Flinte im Arm los, doch da jubilieren die niederen Unterhaltungsinstinkte dann etwas zu früh.
Joseph verletzt sich beim versuchten Racheakt nämlich nur selbst und wird von der Familie des Grundherren Daniel Christie (Robert Prosky) sogar aufgepäppelt. Mit Grundherrentochter Shannon (Nicole Kidman) steht er schon bald in einem eigenwilligen, zwischen Anziehung und Abneigung schwankenden Verhältnis, während er lernt, dass die Männer des an sich ganz netten Grundherren da relativ eigenmächtig handelten. Natürlich ist Shannon der fiesen Anführersau der Handlangerbande als Braut versprochen worden, damit wir dann doch noch die Kurve zum Klischee kriegen.

Shannon geht angesichts dieser Offerte stiften und Joseph verkrümelt sich gleich mit. Gemeinsam reisen sie nach Amerika, um ein neues Leben anzufangen, was sich jedoch schwerer gestaltet als erwartet...
Ein Breitwandepos sollte es werden und optisch macht „In einem fernen Land“ durchaus was her, so wenig inspiriert Ron Howards Regie hier auch ist. Doch mit dem Wettrennen um das zu besiedelnde Land gegen Ende muss er einfach nur eine interessante Prämisse abfilmen, die dann noch als Actionshowdown der familienfreundlichen Art fungiert: Man rast mit Planwagen und ähnlichen Gespannen durchs noch unbesiedelte Amerika, auf der Jagd nach den besten Plätzen für ein Zuhause, was natürlich nicht ohne Achsenbrüche, Zusammenstöße und weitere Stunts abgeht.
Auch darstellerisch darf sich „In einem fernen Land“ ruhigen Gewissens im Bereich solide absiedeln. Tom Cruise gibt hier mal wieder Sunnyboy, Nicole Kidman ist die anfangs unnahbare Lady mit dem Herz am rechten Fleck, die sich vom Helden erweichen lässt. Überzeugend fallen vor allem die irischen Akzente auf, die sich die Darsteller für den Film antrainierten und die auch nicht Gefahr laufen lächerlich zu wirken. In Nebenrollen tun noch Colm Meaney und Brendan Gleeson mit, doch der Film fokussiert sich dermaßen auf seine Hauptfiguren, dass die Nebendarsteller kaum zur Geltung kommen.

Im Kern erzählt Howard allerdings mal wieder die zigfache erzählte, zigfach variierte Geschichte von der Oberschichtstochter und dem Arbeitersohn, die einander herzhaft verfallen und dabei die Klassenunterschiede überwinden – nach anfänglichen Differenzen, das ist natürlich selbstverständlich. Und genau da krankt „In einem fernen Land“ dann, denn die zentrale Liebesgeschichte ist dermaßen blass und farblos erzählt, dass man sich wünscht, Howards Filme würde sich doch lieber auf einen der Nebenplots konzentrieren, da diese samt und sonders interessanter sind als das Liebesgeplänkel, dessen Ausgang sowieso klar ist und künstlich bis zur letzten Szene hinausgezögert wird.
Motivisch erleben wir dann das Wahrwerden des American Dream, der mittellose Farmersjung wird also in der neuen Welt ganz groß und macht nebenher die Traumfrau klar, dafür lohnt es sich dann auch zu darben. Immerhin besitzt „In einem fernen Land“ dabei ein Mindestmaß an Ironie, wenngleich die Scherze meist auf Kosten von Shannons Weltfremdheit gehen. Ebenfalls für Auflockerung sorgt Josephs kurze Karriere als Preisboxer, bei dem man die rohe, klassische Variante des Boxsports erleben darf, die noch ohne asiatische Einflüsse auskam, weniger spektakulär ist, aber ihren eigenen Charme hat.

So ist Ron Howards Film im Endeffekt nicht wirklich misslungen, aber er schafft es einfach nicht, den Zuschauer wirklich zu fesseln. So schick auch aussieht, so ordentlich die darstellerischen Leistungen auch sind, so konventionell ist dann der Mainplot. Auflockerungen mit Witz und jugendfreien Schauwerten helfen da noch etwas über die Runden, aber das war es dann auch.

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