John Travolta spielt einen FBI-Agenten, dessen Sohn bei einem Anschlag auf ihn ums Leben kam. Jahre später spürt er den Täter, einen gesuchten Terroristen, gespielt von Nicolas Cage, auf. Bei der Verhaftung kommt es schließlich zur Eskalation, nach der der Terrorist im Koma liegt, aus dem er vermutlich nicht mehr erwacht. Da der Terrorist eine tickende Bombe in L.A. interlassen hat, unterzieht sich der FBI-Agent schließlich einer OP und lässt sich das Gesicht seines Feindes transplantieren, um dessen Bruder im Gefängnis den Ort der Bombe zu entlocken. Dann erwacht der Terrorist aber doch noch aus dem Koma und zwingt die Ärzte ihm das Gesicht des Agenten zu transplantieren, woraufhin er sämtliche Beweise für den Körpertausch vernichtet.
Auch wenn er in Asien einige gute Filme inszeniert haben mag und mit "Hard Boiled" einen Kultfilm ablieferte, zuvor mit "Harte Ziele" und "Operation: Broken Arrow" einen gelungenen Einstand in den USA feierte, ist "Face Off" definitiv der beste Film von John Woo, der auch durch seine späteren, durchaus ordentlichen Arbeiten "Mission: Impossible 2", "Windtalkers" und "Paycheck" nicht übertroffen werden sollte.
John Woo lässt sein Talent als Action-Regisseur erneut aufblitzen. Die Action-Sequenzen sind hervorragend inszeniert, überzeugen sowohl durch eine enorme Spannung, als auch durch eine gewisse Härte, so ist der Bodycount nicht niedriger als bei diversen Actionwerken der 80er. Die Nahkampfszenen sind dabei gut gemacht, die Schießereien vor allem durch ihre dichte Atmosphäre, die durchaus zu fesseln vermag, sogar noch besser und auch die aufwendigen Stunts und die Pyrotechnik sind sehr gut gelungen. Wie gewohnt zeigt Woo dabei ein gutes Auge für sehenswerte Einstellung und verwendet immer mal Zeitlupen, die den Schauwert noch erhöhen.
Aber es sind bei Weitem nicht nur die fulminanten, knallharten Action-Szenen, die "Face off" zu einem der besten Vertreter seines Genres machen, es ist auch die Story, die beachtlich gut gelungen ist. Die Idee mit dem Körpertausch der beiden Feinde entpuppt sich als grandios. Nach dem Körpertausch jagt eine überraschende Wendung die andere, die Dramaturgie und die Spannung werden schließlich konstant gesteigert, bis es beim Finale schließlich zum Duell des FBI-Agenten und des Terroristen kommt. Das Handlungskonstrukt erinnert in seiner Größe und seinen hervorragenden Wendungen schon fast an einen Psycho-Thriller und genau den zieht Woo zwischen den Action-Sequenzen hervorragend auf und erzeugt so ein Höchstmaß an Spannung und nur kleine Längen, die kaum ins Gewicht fallen.
Auch die Charakterkonstruktion ist tiefsinniger, als man es von Woo jemals wieder erleben sollte. Der Identitätswechsel in den Körper des Feindes wird bei beiden Figuren gelungen dargestellt, es wird jedoch auch gezeigt, wie die beiden schließlich langsam aber sicher einen gewissen Gefallen an ihrem Rollentausch finden und, wie sie im Umfeld ihres Gegners schließlich zu Recht kommen. Hier zeigt Woo ein, bisher nie von ihm gesehenes Händchen für emotionale, dramatische Momente, die dem Film einerseits gelegentlichen Tiefgang verschaffen und andererseits die Dramaturgie sehr stark erhöhen.
Die Story bringt Woo ebenfalls meisterhaft auf die Leinwand, das Erzähltempo beschleunigt er zwischenzeitlich immer mal wieder und erzeugt damit Adrenalin pur, anschließend fährt er das Tempo wieder herunter und konstruiert seine Charaktere tiefer oder widmet sich der Vorbereitung auf die nächste unverhoffte Wendung. Narrativ leistet sich Woo also keinerlei Fehler und auch die Transplantationsszenen, die zwar etwas ekelhaft, aber doch alles in allem hervorragend gemacht sind, üben durchaus eine gewisse Faszination aus. Der Score ist zwar ganz gut, kann sich des Eindrucks austauschbar, stereotyp zu sein jedoch nicht erwehren und so wird das letzte Quäntchen Potential, das den Film die Perfektion hätte erreichen lassen, leider nicht genutzt. Ansonsten weist der Film jedoch keinerlei Mängel auf und fesselt von Anfang bis Ende.
Mit dem Rollentausch und dem damit verbundenen Identitätswechsel benötigte Woo natürlich auch zwei gute Darsteller in den beiden Hauptrollen und die hat er mit John Travolta und Nicolas Cage definitiv auch. John Travolta ist als FBI-Agent und Familienvater, der immer noch nicht über den Tod seines Sohnes hinweggekommen ist, überaus sympathisch und als Terrorist zynisch, suspekt, aber immer noch ein wenig liebenswert und füllt seine Rolle definitiv perfekt aus. Nicolas Cage, hier unmittelbar nach seinen Erfolgsproduktionen "The Rock" und "Con Air" zu sehen, macht sich als brutaler und exzentrischer, fast schon psychopathischer Terrorist hervorragend, um dann in die bemittleidenswerte Rolle des verfolgten FBI-Agenten zu schlüpfen und auch er stellt den Wandel hervorragend dar, auch wenn Travolta vielleicht einen Tick besser spielt. Der restliche Cast ist ebenfalls gut besetzt, so liefert Joan Allen eine gewohnt gute Leistung ab und Alessandro Nivola überzeugt als paranoider Bruder des Terroristen in seiner ersten Rolle.
Fazit:
"Face off" ist die beste Arbeit von John Woo, die nicht nur wegen ihrer hervorragender Action-Sequenzen und des perfekten dramaturgischen Aufbaus rundum überzeugt und definitiv den Fans aller Genres zusagen wird. "Face off" nimmt nämlich vor allem wegen seiner hervorragend konstruierten, mehrfach überraschenden Handlung, der vielschichtigen Behandlung des Identitätswechsel in den Körper des Feindes, sowie wegen der beiden grandiosen Hauptdarsteller permanent an Fahrt auf und ist so ein Action-Thriller der Superlative.
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