Wie die Zeit vergeht. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie ich damals dem Erscheinen von "Face Off" entgegenfieberte und als es endlich so weit war, war ich schlichtweg aus dem Häuschen. Damals war ich Jugendlicher und das ist auch schon wieder 8 Jahre her. Im Laufe der Zeit habe ich mir immer wieder diesen Film angesehen, doch ich muss sagen, dass es zwar ein richtiger, einwandfreier Actionkracher ist, aber er verfügt über große Abnutzungserscheinungen, was einen Vergleich mit Genrekönigen wie "Stirb Langsam" oder "Lethal Weapon" unmöglich macht.
Keine Frage, John Woo versteht sein Handwerk perfekt und sorgt mal wieder für Hollywoodactionkino vom Allerfeinsten, doch irgendwie stören solch Gimmicks wie die ewigen Zeitlupenaufnahmen, pathosgetränkte Musikuntermalung oder solch Ausschmückungen wie herumfliegende Tauben usw. nach einer gewissen Zeit. Das mag für gewisse Leute Adrenalin pur sein, doch irgendwann ist man dann darüber hinweg und kann nur noch müde darüber lächeln. Das Actionfilm-Genre ist eh nicht so mein Fall, weil die Logik meistens doch sehr auf der Strecke bleibt und nur sinnlos geballert und in die Luft gejagt wird. Versteht mich nicht falsch, ich habe Nichts gegen sinnlose, seichte Unterhaltung, doch "Face Off" lässt legendäre Oneliner oder ganz einfach die knallharte Action vermissen. Da ist ein "Stirb Langsam" viel mehr auf dem Boden geblieben, eher ein "Oldschool-Actioner", dafür jedoch viel unterhaltsamer, radikaler und erinnerungswerter. "Face Off" besteht aus größter Leinwandästhetik, mit Zeitlupen-Overflow und einer hanebüchenen Story.
Dass dabei jedoch zu 100 % unterhalten wird, muss ganz klar erwähnt werden. Hätte ich diesem Film vor 8 Jahren ein Review gewidmet, wäre dies todsicher mit einer 10er Bewertung ausgefallen. Nun, ein paar Jahre und "Face Off"-Durchläufe später, kann ich dem Film nicht mehr ganz so viel abgewinnen, da vor allem die Logik doch sehr zu kurz kommt. Da verpflichtet man mit John Travolta und Nicolas Cage zwei damals sehr gefragte Darsteller, die das Genre mit Fimen wie "Operation: Broken Arrow" oder "The Rock" sicherlich bereicherten, doch passen diese rein optisch so absolut gar nicht in die Story. Da werden Sean Archer, gespielt von John Travolta und dem von Nicolas Cage interpretierten Castor Troy doch tatsächlich die Identitäten getauscht, indem dem jeweils anderen das Gesicht seines Gegenspielers aufgesetzt wird. Dass Cage aber über ein sehr schmales, längliches Gesicht verfügt, wohingegen Travolta, mittlerweile ja in die Jahre gekommen, eher gut gebaut daherkommt, scheint wohl hier niemand interessieren. Die Idee mag sicherlich interessant und hochgradig spannend sein, ja sogar ein gewisser Tiefgang würde aufkommen, wenn Herr Woo darauf ein wenig Wert legen würde. Doch rein logisch gesehen passt hier gar nichts und somit stellt das einfach ein gewisses Ärgernis dar. Auch andere Logiklöcher wie der Gefängnisausbruch von Castor Troy, als ihm plötzlich ein absoluter Erzfeind bei der Flucht hilft, stören dabei und daher bleibt es nicht bei dem unentbehrlichen Fimspaß, der sich von Anfang an andeutet.
Als reiner Actionfilm gesehen, überzeugt "Face Off" jedoch auf ganzer Linie. Hier wird nicht nur geballert, gekämpft, sich gejagt oder irgendwelche Sachen in die Luft gesprengt, sondern man bekommt das Alles noch mit einer Optik und Ästhetik serviert, dass einem teilweise wirklich die Spucke wegbleibt. In sattem, scharfen Cinemascope setzt einem John Woo feinste Actionware vor die Nase, die einen wirklich umbläst. Schon der Beginn am Flughaften strotzt vor mächtigem Geballere und atemlosem Kampf. Da kommt Vorfreude auf und die restlichen 2 Stunden halten, von der Action und der Darstellung dieser her gesehen, genau das, was dieser furiose Start verspricht.
Die Schauspieler, sofern benötigt bei all dieser Action, machen ihre Sache auch sehr gut, wobei logischerweise einfach Alles hätte intensiver gespielt und dargestellt werden müssen, möchte man einer realistischen Logik nur annähernd gerecht werden. Doch "Face Off" sollte wohl ein reiner Actionfilm sein, was ihm auf ganzer Linie gelingt und wodurch er auch nach mehrmaligem Ansehen wirklich vollkommen überzeugt. Im Vergleich zu Genrekönigen jedoch hat er keine Chance, wobei das ja nicht unbedingt verlangt wird. Perfekte Unterhaltung, grandiose Bilder, atemberaubende Action und eine hirnrissige Story. So kann dieser Film wohl zusammengefasst werden.
8,5/10 Punkte