Review

Menschen tauschen nicht nur ihre Identität, sondern auch ihre Gesichter

John Woo ist aus Hongkong ausgezogen, der Welt zu lehren, wie man grandiose Actionfilme dreht. Nach seinen ersten Fingerübungen, dem überaus gelungenen „Hard Target“ und dem etwas durchschnittlicheren „Broken Arrow“ ist dieser Film nun der dritte Streich des begabten Regisseurs. Und wieder einmal sehen wir meisterliche Actionszenen, eine Geschichte rund um Verrat, Bruderliebe und Verbrechen – und wir sehen Tauben.

Doch von vorn...um ein unglaubliches Attentat zu verhindern, muß der FBI-Agent Archer in die Haut des Terroristen Castor Troy schlüpfen. Mittels eines neuartigen Verfahrens wird das Gesicht des Verbrechers, der vermeintlich tot ist, dem Agenten aufgepflanzt, damit dieser dem Bruder von Castor die Details des Anschlags entlocken kann. Das gelingt auch, nur ist Castor nicht tot, sondern schnappt sich Archers Gesicht, um unter der Maske des FBI-Mannes andere konkurrierende Terroristen auszuschalten. Archer wiederum wird als Castor Troy auf einer Gefängnis-Bohrinsel inhaftiert. Ihm gelingt jedoch die Flucht, und sodann geht es nur noch darum, Rache zu üben und das eigene Gesicht wiederzubekommen.

Ein guter Actionfilm zeichnet sich nicht nur durch seinen Actionsequenzen aus, sondern erreicht die Oberklasse erst dann, wenn diese Szenen in eine spannende Geschichte eingewoben werden – und diese von exzellenten Schauspielern getragen wird. John Travolta und Nicholas Cage, beide sehr actionerprobt, machen den Film durch ihre Darstellung und Schauspielkunst zu einem wahren Augenschmaus. Insbesondere die Wandlung Archers vom verbissenen Agenten zum lebenslustigen Terroristen ist das Eintrittsgeld allemal wert, da fällt Cage, der seiner Rolle entsprechend ein wenig übertreiben muß, ein bißchen dagegen ab. Aber auch die Nebendarsteller machen ihre Sache gut, und so vergehen die 140 Minuten Laufzeit wie im Flug.

Das aber ist auch das Verdienst der fabelhaften Regie von John Woo, der leider nach diesem Film qualitativ stark eingebüßt hat. „Face off“ aber zeigt den Regisseur auf der Höhe seines Könnens, die Actionszenen sind hart, blutige Schießereien, Zeitlupen, wehende Mäntel, schnelle Schnittechnik, ausgefallene Kamerapositionen, also wirklich alles, was der Actionfan braucht. Zwar sind es im Grunde genommen nur vier etwas längere Actioneinlagen, die aber sind besser als fast in jedem andere Film. Und da sieht man auch gerne über die eine oder andere leichte Länge des Drehbuchs hinweg, wenn man im Gegenzug mit fantastischen Shoot-outs verwöhnt wird. Es paßt einfach alles an diesem Film, die Musik, die Darsteller, die Action, insgesamt ein richtig harter, aber auch intelligenter Actionfilm. Da bleibt nur die Höchstwertung und ein kleiner Stich des Bedauerns darüber, daß Herrn Woo seitdem nichts Vergleichbares mehr gelungen ist. 10/10

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