"Johnny Handsome" entpuppt sich als eine Art Film noir der Neuzeit, der die Geschichte eines Außenseiters erzählt, der eine neue Chance erhält. Regisseur Walter Hill (Red Heat) inszenierte einen gradlinigen Film mit bekannten Gesichtern.
Der von Geburt an entstellte John Sedley (Mickey Rourke) hält sich mit kleinen Gaunereien über Wasser. Als sein Freund Mikey (Scott Wilson) in finanzielle Not gerät, überfallen die Freunde mit Hilfe des Gangsterpärchens Rafe (Lance Henriksen) und Sunny (Ellen Barkin) ein Münzgeschäft. Doch Rafe und Sunny wollen die Beute für sich allein, töten Mikey und überlassen John der Polizei. Im Gefängnis verhilft Chirurg Dr. Resher (Forest Whitaker) Johnny zu einer zweiten Chance. Mit verändertem Gesicht und neuer Identität darf er bald tagsüber den Knast verlassen. Jetzt will Johnny den Tod seines Kumpels rächen.
Eine ordentliche Leistung bekommt man hier von Mickey Rourke (Sin City) zu sehen, der sowohl als Krüppel als auch als Normalo überzeugen kann, auch wenn er mit seiner Arbeitermütze reichlich beknackt aussieht. Ja, früher sah Rourke noch gut aus, während er in den letzten Jahren nicht einmal ein Make-Up benötigen würde, wenn er den entstellten Johnny gespielt hätte. Lance Henriksen (Alien vs. Predator) gibt mal wieder einen tollen Schurken ab, auch wenn er hier nicht so gut wie in "Harte Ziele" und "Near Dark" agiert. Auch Ellen Barkin (Sea of Love) ist als Bitch eine gute Besetzung, während Elizabeth McGovern (Army Go Home!) lediglich Durchschnitt ist. Altstar Morgan Freeman (Batman Begins) ist hier als Bulle unterwegs, der sich an Johnnys Fersen heftet, was er recht gut macht. Die restlichen Nebendarsteller wie Forest Whitaker (Bloodsport) und Scott Wilson (Last Samurai) wickeln ebenfalls eine ordentliche Performance ab.
Im Gegensatz zu den Walter Hill-Werken "Red Heat" und "Last Man Standing" ist die lokale Action bei "Johnny Handsome" recht rar gesäht, kann sich jedoch sehen lassen, wenn sie zum Einsatz kommt. So bekommt man ein paar blutige Einschüsse und gut gefilmte Überfälle zu sehen. Mehr aber auch nicht. Für Action-Junkies also eher nur ein kleiner Appetit-Happen. Ansonsten schwelgt der Film in düsteren Bildern und schwüler Location, was von New Orleans als Handlungsort herrührt. Die Story an sich ist recht spannend geraten, auch wenn sie zwischendurch ein paar Hänger hat. So hält die Love-Story mit McGovern eher auf und ist für den Filmverlauf nur zweitrangig. Darum kann es ab und zu mal zu ein paar Ermüdungserscheinungen seitens des Zuschauers kommen. Das Finale wird dann auch allzu zügig und unspektakulär abgewickelt. Am Ende bleibt demnach nur eine nette Geschichte über einen verlorenen Einzelgänger, der durch eine zweite Chance seinen Freund rächen will.
Alles in allem geht "Johnny Handsome" zwar in Ordnung, doch man hätte aus dem Stoff schon mehr machen können. Hier hat Hill die ihm gebotenen Chancen nicht wirklich genutzt und eher auf bekannte Darsteller gesetzt, die allerdings ihren Job gut machen, was den Film dann wieder etwas aufwertet.