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Die Geschichte der berühmt-berüchtigten Kopfgeldjägerin Domino Harvey (verkörpert von Keira Knightley): Von ihrer kaputten Kindheit und Jugend über das Kennenlernen ihres Kollegen und Mentors Ed Mosbey (Mickey Rourke in einer seiner coolsten Rollen) bis hin zum tragischen Absturz.

Gegen Ende des Films sagt Keira Knightley selbst, dass es egal ist, wie viel von dem, was im Film dargestellt wird, tatsächlich biografisch ist oder frei erfunden. Nach eben diesem Prinzip gestaltet Action-Routinier Tony Scott einen der rasantesten Kracher der letzten Kinojahre - in gewisser Hinsicht ein Vorläufer für "Crank" oder "Smokin' Aces".

Man merkt "Domino" ab der ersten Einstellung an, dass Scott sein Handwerk versteht. Schnelle Kamerafahrten, Überblendungen, parallel laufende Bilder, dazu inszenatorische Spielereien wie Zeitlupen, Rückwärtslaufen kurzer Szenen, immer wieder eingestreute Textfetzen am laufenden Band - und das alles unterlegt mit dynamischer Hip Hop- und Rockmusik, die den Rhythmus der Bildfolgen illustriert: Hier wird ein ganzes Arsenal modernster Techniken aufgefahren, um dem Film ein hartes, atemloses Tempo und eine überstilisierte Optik zu verleihen. Die wilde Schnittmontage lässt selten Bilder zu, die länger als wenige Sekunden dauern, und der meistens frei verwackelte Stil der Kamera erzeugt eine pulsierende Gehetztheit.

Das allein würde einem Film jedoch noch keine Qualität verleihen. Der eigentliche Trick von "Domino" besteht darin, die etwas wirre, aber angenehm verschachtelte Handlung an eben diesen formalen Stil anzupassen: Da werden Rückblenden kreuz und quer eingestreut, Handlungsstränge aufgebaut, die sich später als erfunden erweisen, und in der ersten halben Stunde gibt es beinahe keinen stringenten Storyverlauf. So wird aus einer recht dünnen Geschichte ein über zwei Stunden hinweg unterhaltsamer Action-Böller.

Dass angesichts dieser Konzentrierung auf stilistische Mittel die Figurencharakterisierung allzu klischeehaft und nur bis auf wenige kurze Ausnahmen sehr oberflächlich ausfällt, mag man verzeihen. Ebenso, dass am Ende durchaus Löcher in der Logik der Story bleiben - das kennt man ja bereits von mehreren Jahrzehnten Actionfilm-Geschichte. Auch mag der Vorwurf, die einstmals originelle Schnittmontage sei hier nur noch kalkuliertes Popcorn-Kino, nicht ganz ungerechtfertigt sein. Aber immerhin trösten einen die energiegeladene Besetzung (besonders Christopher Walken in einer herrlichen Nebenrolle als schmieriger TV-Produzent) und eine gehörige Portion Ironie über derlei Schwächen hinweg.

Nach künstlerischer Tiefe sucht man bei Tony Scott meistens vergeblich - seine Stärke ist, das Unterhaltungskino annähernd zu perfektionieren. Und das ist ihm auch mit "Domino" vorzüglich gelungen.

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