Spielberg läßt fast die Welt untergehen…16.02.2009
Steven Spielberg ist ein Kind geblieben, man sieht es an seiner Lust bei der Zerstörung von Filmbauten. Leider aber hat er über die Jahre hinweg vergessen, daß es neben dem Thema Familie auch noch ein paar andere Dinge gibt, auf die man als Regisseur sein Augenmerk richten sollte. Da wäre zum Beispiel das Thema der Spannung – es reicht halt nicht, zum Beginn eines Films Häuserblöcke in Schutt und Asche zu legen, wenn im weiteren Verkauf die Spannungskurve deutlich abfällt. Auch die Bereiche Logik, Nachvollziehbarkeit und Hintergrundstory samt Erklärung fallen in diesem Film dem Bombast zum Opfer. Das ist sehr schade, denn der Film macht gerade in der ersten Hälfte alles richtig, schöpft auch beim Thema Sound aus dem Vollen, aber nach etwa einer Stunde regiert Langeweile, die in einem wirklich eklig-süßlichen Finale kulminiert.
Tom Cruise sehen wir in der Hauptrolle als geschiedenen Familienvater, der Sohn und Tochter für eine Woche bei sich hat. Cruise ist mit den Kindern und seinem eigenen Leben überfordert, der Kühlschrank leer, er weiß nicht mal, daß seine Tochter gegen Erdnüsse allergisch ist. Macht aber nichts, denn zum Glück erheben sich aus den Tiefen der Erde riesige dreibeinige Gestalten, eine Art Kampfpanzer, die sogleich nichts besseres im Sinn haben als mal eben alles Leben auszulöschen und sich den Planeten Erde untertan zu machen. Warum die Wesen über Millionen Jahre darauf gewartet haben…wir wissen es nicht. Cruise flieht also mit seinen Kindern, das Ziel ist Boston, denn dort lebt die Ex, da muß er hin, da will er die Kinder abliefern. Die Reise ist durchaus spannend inszeniert, aber dann, am Ende, stehen alle Familienmitglieder Spalier, Boston steht noch, Laub wirbelt, die Musik wird süß und man möchte weinen, weinen ob des verschenkten Potentials.
Denn die Wesen sind auf einmal kaputt, dahingerafft von Bakterien, an die der Mensch sich über die Jahre gewöhnt hat. Das muß als Erklärung für den Sieg der Menschheit reichen, aber so etwas will man nicht sehen, hier wird der denkende Zuseher mit Füßen getreten. Schlimm auch die Szenen mit Cruise und den Kindern, ganz fies die Tochter, die außer Kreischen leider nur geradeaus gucken kann. Schade, denn Fräulein Fanning hatte ich aus „Man on Fire“ noch ganz gut in Erinnerung. Und auch der Sohn darf nicht sterben, obwohl er sich der Armee anschließt und eigentlich im Feuersturm hätte draufgehen müssen, aber das will Spielberg uns nicht zeigen, lieber noch ein wenig Mord hinter der verschlossenen Tür samt Augenbinde für die Kleine. Nun, das klingt wie ein herber Verriß, aber ich bremse ein – denn tricktechnisch ist das hier wahrhaft großartig, gerade die Sequenzen, in denen die Wesen gnadenlos alles Leben auslöschen, sind fantastisch getrickst. Doch leider hält die Story sich nach starkem Beginn in einem Farmhaus auf, samt wirrem Einsiedler, und genau da sollte man den Film ausmachen, denn bis dahin zeigt Spielberg, was er kann – nämlich großes Kino für große Leinwände. Der Rest ist Schweigen…7/10.