Arg viel Würde ließen die Umstände dem Werk War of the worlds bei unserer ersten Begegnung nicht gerade. Ich fand den Film in der Grabbelkiste des örtlichen Karstadt und erstand ihn im Rahmen einer "drei Filme zum Preis von einem"-Aktion. Und, ehrlich gesagt: Allzugroße Erwartungen setzte ich auch nicht in den Streifen. Waren wir doch schon die diversen letzten Jahre über mehr als zur Genüge mit Katastrophen- und Alien-Invasion-Movies eingedeckt worden und das Genre schien denkbar ausgereizt. Aber wenn's billig hergeht: "Let's give it a shot." Außerdem kann man bei einem Film, bei dem Ikone Steven Spielberg Regie geführt hat, in aller Regel so viel gar nicht verkehrt machen. Lieferte der uns doch in der Vergangenheit stets kultige oder zumindest gute Filmkost, so dass man auf sein kundiges Feintuning in punkto Dramaturgik und Co. fast blind bauen kann. Und der hier behandelte Stoff stammt aus der Feder von Science Fiction-Mitbegründer H.G. Wells, was die Chance auf einen Mißgriff noch einmal deutlich mindert. - Und doch: Mehr als mittelprächtige Dutzendware erwartete ich hier eigentlich wie gesagt nicht... und unterschätzte Spielberg damit. Doch kurz zur Story:
"Ha, ha! Ällabätsch! Nicht unser Raubbau an der Umwelt bringt uns um! Die Aliens tun's. Na, zumindest haben wir unsere Zeit nach Kräften ausgekostet!" Den Menschen im vorliegenden Film ist dieser ironische und zweifelhafte Triumph natürlich eher weniger Trost, denn sie sehen sich mit einer existenzbedrohenden Begegnung der dritten Art Aug in Aug gegenüber. Und die Invasoren haben ihren Feldzug von langer Hand vorbereitet. Denn viele Meter unter dem Boden der Felder und Städte schlummern seit Jahrhunderten riesige "Tripots", riesige metallische Kampfpanzer auf drei Beinen, die nun auf das Kommando ihrer Herren emporsteigen und mit ihrer technisch überlegenen Armierung beispiellose Progrome an unserer Rasse anrichten. Sprich: Sie töten und fressen alles, was sich bewegt. Panzer und Raketen des Militärs verpuffen wirkungslos an den Schilden der Invasoren. Nichts scheint sie aufhalten zu können. - In diesem hoffnungslosen Endzeitszenario kämpft auch der junge Familienvater Ray (Tom Cruise in schauspielerischer Bestform) um das nackte Überleben seiner selbst sowie das seiner beiden Kinder. Keine leichte Sache. Denn nicht nur, dass die brandschatzenden Aliens den Rückzugsraum mehr und mehr schwinden lassen, auch die menschlichen Mitbürger werden in der Ausnahmesituation zu schieren Bestien. Denn beim Sterben will jeder der Letzte sein...
Sieh an. Wer hätte gedacht, dass Spielberg soviel aus diesem Stoff herausholen würde. Meine Befürchtung, man hätte es hier eventuell mit einem Independence Day Abklatsch zu tun, schwand schnell. Denn hier folgen wir keinem Kampfflieger und Weltenretter-Supermann a la Will Smith in besagtem Streifen. Nein, wir begleiten den verzweifelten "John Doe", einen unter Millionen, der um das kämpft was wohl auch wir alle in solch einer Situation im Sinn hätten. Die eigene Haut und die der seinen zu retten. Bei Filmen, die Außerirdische Angriffe jedweder Art involvieren, ist das eine recht selten gesehene Herangehensweise. Und die ist absolut sehenswert. Denn der Plot ist gut durchkonstruiert und logisch fast lückenfrei. Sicher, wer Erbsen klauben will könnte fragen warum die vergrabenen Pots nicht schon viel früher ans Werk geschritten sind und ob den Aliens nichts Besseres einfällt, als nahezu jeden Menschen einzeln zu töten. Aber so genau wollen wir's mal nicht nehmen: Come on, it's SciFi... - Gebannt verfolgen wir jedenfalls Ray und Konsorten auf der Flucht. Und der bei Filmen dieser Machart so wichtige Spannungsbogen wird dabei konsequent gehalten. Denn auch wenn die Aliens mal gerade nicht in unmittelbarer Nähe sind. Die lieben Mitmenschen sorgen in ihrem Egoismus dafür, dass der Familienvater immer genug um die Ohren hat um in Bewegung zu bleiben. Sei es dass der Mob seinen fahrbaren Untersatz gewaltsam einfordert oder ein durchgedrehter Zeitgenosse, der im Versteck wild herumplärrt und die Aliens damit unklugerweise anlockt, mundtot gemacht werden muß. Atempausen bleiben Cruise da kaum. Und auch die Aliens selbst inklusive Maschinerie sind stylish gestaltet und tricktechnisch bestens und modern in Szene gesetzt. Beeindruckende Bilder durch die Bank, die Stimmung machen und SciFi-Freunden ein Fest sind. Auf ol' Spielberg ist eben doch noch immer Verlaß. Denn auch wenn man dem Plot nun nicht unbedingt größeren Tiefgang bescheinigen kann: Er funktioniert für die behandelte Materie bestens und ohne Langweile aufkommen zu lassen. Und gerade bei "Wir machen alles kaputt"-Filmen passiert das nur allzuleicht (Gell, Herr Emmerich...). Wohltuend auch, dass der Film darauf verzichtet, zwanghaft markante Settings in's Geschehen einzubauen. Das weiße Haus, den Eiffelturm, die Freiheitsstatue u.Ä. haben wir bereits oft genug zersplittert, zerbombt und in Eis gehüllt gesehen. Muß man nicht wieder haben, und der Verzicht auf solch gezwungene Superlativen tut dem Film meiner Ansicht nach wohl. Man konzentrierte sich hier richtigerweise lieber auf das Geschehen rund um den Hauptakteur.
F A Z I T :
Ich bin wahrlich positiv überrascht! Ein mittelprächtiges Invasions-Kablam war Alles, was ich hier erwartet hatte. Bekommen habe ich mit diesem Film mehr. Einen außergewöhnlich in sich stimmigen Plot für das Genre mit teilweise wirklich innovativen Ansätzen, eindrucksvoll gestaltete Happenings rund um die Außerirdischen und Rays Überlebenshatz sowie dramaturgisch gekonnt in Szene gesetzte Details. Die Regie ist des Weiteren dabei so gekonnt vorgegangen, dass man trotz des niedrigen Ratings (ab 12 Jahren) nie das Gefühl bekommt deswegen etwas "nicht gezeigt zu bekommen". Im Gegenteil! Da geht's hoch her: Die Aliens lutschen Menschen das Blut aus, schießen sie per Blitzdings-Laser in handliche Hälften und und und. Ich bin zufrieden. Der Film macht keine Fehler, erfüllt nahezu alle Erwartungen die man an einen Stoff diese Genre-Sektors stellen kann. Das einzige, was ihm fehlt, ist der gewiße Kick, das schmissige Etwas, dass Filme zum zeitlosen "Au ja! Den schau'n wa mal wieder an!"-Kultstoff werden läßt. Dafür ist die Story dann eben doch im finalen Schluß nicht prägnant genug. - Trotzdem: Solide Handwerksleistung vom Altmeister, die eindrucksvoll zeigt dass Spielberg sein Handwerk noch lange nicht verlernt hat und immer noch für weit mehr taugt, als lediglich seinen bekannten Namen werbewirksam auf diverse Filmproduktionen zu klatschen. SciFi-Fans dürfen dem Werk absolut bedenkenlos eine Chance geben, aber auch alle Anderen werden es gewiß nicht bereuen.