H.G. Wells literarische Vorlage „The War of the Worlds“, erschienen 1898, ist ein Klassiker der Science-Fiction-Literatur und gilt als erster Roman in der Literaturgeschichte, der eine Invasion von Außerirdischen auf der Erde thematisiert.
Orson Welles’ Radioversion von 1938 versetzte die Zuhörerschaft durch ihren realistischen Reportagestil in Angst und Schrecken und war Welles’ Eintrittskarte für Hollywood.
Byron Haskins Verfilmung von 1953 ist einer der besten Science-Fiction-Filme der fünfziger Jahre und gilt als Meilenstein des Genres.
Soviel hätte man von Steven Spielberg ja gar nicht verlangt, sondern einfach nur einen guten Film. Aber selbst das gelingt dem Starregisseur hier nur halbwegs.
Die für jedes „Desaster-Movie“ benötigten Identifikationsfiguren, mit denen der Zuschauer die folgende Katastrophe durchlebt und durchleidet, sind bei Spielberg ein geschiedener Vater (Tom Cruise) und seine halbwüchsigen Kinder (Dakota Fanning, Justin Chatwin), die ihm seine Ex-Frau (Miranda Otto) ausgerechnet am „Invasionswochenende“ zur Betreuung anvertraut hat. Das wird alles überzeugend dargestellt, die Charaktere sind glaubwürdig und die Dialoge realistisch.
Der Beginn der Invasion ist dann wirklich beeindruckendes Kino, mit der geballten Power der Special Effects, die so einer 133-Millionen-Dollar-Block-Buster-Produktion nun mal zur Verfügung stehen.
Waren die „Alien-Attack“-Filme der 50er Jahre in erster Linie Allegorien auf die damalige Furcht vor einem kommunistischen/sowjetischen Überfall, so steht natürlich in der heutigen Zeit das Datum 9/11 im Vordergrund, wenn die Zerstörung amerikanischer Städte auf der Leinwand gezeigt wird.
„Sind das Terroristen?“ oder „Kommen die aus Europa?“ lässt Spielberg denn auch einige der Überlebenden fragen.
Auch die Flucht der Einwohner aus ihren verwüsteten Wohnorten ist mitreißend inszeniert.
Und wenn die Szenen mit Flüchtlingen, die sich zu Fuß durch zerstörtes Land bewegen, mit verzweifelten Menschen, die sich vor einer überfüllten Fähre drängen oder mit Leichenbergen, die einen Fluss hinunter treiben, Assoziationen zu realen Bildern aus dem Kosovo oder Ruanda wecken, so ist das vom Regisseur bestimmt nicht unbeabsichtigt.
Drehbuchautor David Koepp will sein Werk angeblich ja sogar als Kritik am Irakkrieg verstanden wissen.
Umso unverständlicher, das nach einer fulminanten ersten Stunde Regie und Buch so kläglich versagen. Fast könnte man meinen, Meister Spielberg hätte nach der Hälfte der Dreharbeiten die Brocken hingeschmissen und seinem Regieassistenten zugerufen: „Mach Du mal weiter!“ Denn nun herrscht nur noch finsterstes Mittelmaß.
Die Protagonisten mutieren allesamt zu Dummschwätzern, Tim Robbins taucht in einer völlig überflüssigen Nebenrolle auf, die er wahrscheinlich nur angenommen hat, weil er mit seiner Gage einen eigenen Film finanzieren kann, und der Film selbst schleppt sich spannungsarm von einer Plattitüde zur nächsten, wobei Spielberg ausgiebig aus seinen eigenen Filmen und anderen Science-Fiction-Streifen der letzten Jahre zitiert.
Am ärgerlichsten ist es aber, wenn die Aliens, die gerade dabei sind, die Erde durch ihre hochtechnisierte Militärpower niederzuringen, sich plötzlich als alberne Weltraumhooligans entpuppen, die den Erdlingen just for Fun das Blut aussaugen, um sie dann umständlich zu erdolchen. Das ist schon fast eines Edward D. Wood jr. würdig.
Steven Spielberg hat als unumschränkter Herrscher im Reich der Block-Buster-Filme einen Ruf zu verteidigen. Der ist nach diesem Streifen natürlich nicht ruiniert, aber doch ein wenig ramponiert.