Ich weiß jetzt nicht so recht, was ich genau von Spielbergs Remake "Krieg der Welten" halten soll. Der Meister des Mainstreamkinos versprach uns abgrundtief böse Aliens und keine kinderfreundlichen Viecher wie E.T.! So weit so gut... dieses Versprechen konnte Onkel Spielberg noch einhalten. Jedoch ist "Krieg der Welten" mehr so was wie ein Familiendrama mit SciFi-Elementen geworden, und kein bombastisches Effektespektakel wie einst Emmerichs "Independence Day". Mit dem Scientology-Roboter Tom Cruise (Top Gun) hat er für sein Remake auch einen Publikum anziehenden Darsteller gefunden, damit die Kasse auch ordentlich klingelt.
Ein ganz normaler Tag an der Ostküste der USA: Der geschiedene Hafenarbeiter Ray Ferrier (Tom Cruise) bekommt Besuch von seiner Tochter Rachel (Dakota Fanning) und seinem Sohn Robbie (Justin Chatwin). Plötzlich zieht ein heftiger Gewittersturm auf, die Erde verdunkelt sich, mächtige Blitze schlagen ein - der Beginn einer Invasion übermächtiger Aliens. Ihr Ziel: Mit gigantischen Kampfmaschinen greifen sie an. Ray und seine Kinder müssen um ihr Leben fürchten...
Nachdem Tom Cruise in "Last Samurai" und "Collateral" zeigen konnte, dass er doch ein recht guter Schauspieler ist und nicht nur ein grinsender Sunnyboy für Sommer-Blockbuster. Abgesehen von seiner Scientology-Macke ist Tom ja auch ein brauchbarer Schauspieler. In "Krieg der Welten" ist er allerdings nicht mehr so gut wie als Killer oder Samurai, spielt den Mr. Arbeitsklasse bzw. Jedermann dennoch zufrieden stellend. Kommen wir nun mal zur kleinen Dakota Fanning (Mann unter Feuer), von der behauptet wird, sie würde solche Schauspielkaliber wie Robert De Niro, Denzel Washington und Charlize Theron an die Wand spielen. Außergewöhnlich gut spielt sie hier leider nicht, da sie nur den Part der altklugen, dumm fragenden und hysterisch rumquickenden Göre inne hat, das es für Cruise zu retten gilt. Jedes x-beliebige Balg hätte diese Rolle spielen können. Bereits in "Taken" von Onkel Spielberg verwurstet, geht einem der übertriebene Hype um diese Mädchen schon auf die Nerven. War wohl nix mit an die Wand spielen. Justin Chatwin (Taking Lives) ist ebenso nur Durchschnitt und nervt als aufmüpfender Teenie nur gering. In einer weiteren Rolle haben wir dann noch Tim Robbins (Mystic River) und Miranda Otto (Schatten der Wahrheit), die zwar ordentlich spielen, aber kaum Eindruck hinterlassen können.
Doch nicht nur Fanning ist das Problem bei "Krieg der Welten". Steven Spielberg (Jurassic Park) versteht es zwar, eine düstere Atmosphäre und ein bisschen Spannung zu inszenieren, doch im Gesamtbild ist der Film nur passabler Durchschnitt. Bei den dreibeinigen Zerstörungmaschinen der Aliens hat man in Sachen Design alles richtig gemacht, so, dass sie wirklich bedrohlich wirken. Die Aliens selbst sind nur kurz zu sehen. Leider sieht dieses Ergebniss dann so aus, als hätten H.R. Giger und Stan Winston im Vollrausch ihrer Lust und Laune freien Lauf gelassen. Da sieht ja mein Kater noch gefährlicher aus als diese Aliens. Natürlich darf in solch einer Art von Film auch eine Gegenoffensive der US-Army nicht fehlen. Im Gegensatz zu "ID4" sind die Soldaten hier nicht so begeistert bei der Sache. So hat Spielberg auch übertriebenen Patriotismus vermieden und erlaubt sich sogar ein paar kleine Seitenhiebe bezüglich der amerikanischen Weltansicht ("Die kommen von ganz woanders her!" "Aus Europa?"). Etwa in der Filmmitte verdeutlicht uns Spielberg dann mit 11.9.01-Paranoia gewürzten Massenpanikszenen, dass nicht immer nur die Aliens der schlimmste Feind des Menschen sind, sondern auch der Mensch selber. Nach der passablen ersten Hälfte inklusive gut in Szene gesetzter Zerstörungorgie, verläuft sich "Krieg der Welten" mehr und mehr in Richtung Familiendrama und wird schließlich sogar zum Kammerspiel. Hier hätte man sich von Spielberg doch mehr erhofft. Allerdings soll das noch längst nicht alles gewesen sein. Denn... Tom Cruise singt! Wer auf diese bescheuerte Idee gekommen ist, würd ich schon gerne wissen. Spielberg? Koepp? Oder gar Cruise selber und in dem Songtext sind versteckte Scientology-Botschaften? Erfahren werden wir es wohl nie! Toms Gesangeinlage, um seine Filmtochter milde zu stimmen, ist aber nur die halbe Miete des bösen Endspiels. Die Aliens rücken an, saugen Menschen aus und versprühen deren Blut. Warum? Tja... diese Erklärung bleibt uns Spielberg schuldig. Und die Beseitigung der außeriridischen Invasoren übernimmt einfach mal so Mutter Natur, so, dass der Mensch sich nicht mehr großartig anzustrengen braucht und lediglich ein paar Robos per Bazooka den Rest geben darf. Tom selber darf einen der Roboter mit einer Granate vernichten. Ganz ohne Helden-Einlagen ging es wohl dann doch nicht, was? Am Ende hat sogar der vermeitlich abgekratzte Sohnemann überlebt und die Familie steht glücklich in Sonnenlicht gehüllt zusammen.
"Soll ich kotzen?"
Was soll bitteschön das sein, Onkel Spielberg? Mag er den Film ernst und finster gestaltet haben, so wird diese beklemmende Atmosphäre von diesem Zuckersüß-Happy-End sowie dem lahmen Finale kaputt gemacht. Außer Fannings lächerlichen Gören-Performance fing der Film in der ersten Hälfte recht gut an, wurde dann in der zweiten Hälfte aber einfach nur langweilig und zuweilen sogar peinlich.
Nee... da gucke ich mir lieber "Independence Day" an! Patriotismus hin oder her!