Das in Hollywood nur selten noch neue Ideen entstehen, dürfte mittlerweile bekannt sein. So wundert es auch nicht, dass der Klassiker unter den Science-Fiction-Romanen von H.G. Wells neu aufgelegt wird um damit nebenbei möglichst viel Geld zu scheffeln. Doch immerhin ist die erste "Krieg der Welten"-Verfilmung knapp über 50 Jahre alt und kein geringerer als Steven Spielberg ("Jurassic Park", "Minority Report") führt Regie beim Remake, dass die Kinosäle zum erschüttern bringen soll. Dies lässt hoffen auf ein unterhaltsames Effektspektakel à la "Independence Day".
Ray Ferrier (Tom Cruise) soll sich an einem stinknormalen Wochenende um seine beiden Kinder Rachel (Dakota Fanning) und Robbie (Justin Chatwin) kümmern, da seine Ex-Frau und ihr neuer Freund ihre Eltern in Boston besuchen wollen. Doch an diesem Wochenende soll alles anders kommen als ursprünglich geplant, denn eine außerirdische Macht, die die Erde schon ewig beobachtet, beginnt ihre alles vernichtende Invasion. Was wie eine Naturkatastrophe zu beginnen scheint, entwickelt sich zur schlimmsten Bedrohung der Menschheit, denn die Aliens kennen keim Erbarmen und vernichten alles und jeden auf ihrem Feldzug durch die Welt. Von nun an sind Ray und seine Kinder auf der Flucht und müssen ständig um ihr Leben bangen, nicht doch Opfer der tödlichen Strahlen der Tripods zu werden, in denen die Aliens ihren einseitigen Krieg führen.
Was hier effektmäßig geboten wird, angefangen vom Gewitter-Szenario bis hin zu den Zerstörungsorgien der Tripods, ist einfach nur genial und definitiv das Beste, was man in letzer Zeit gesehen hat. Hier wurde wirklich so lang gewerkelt, bis effekttechnisch alles stimmt, was dem Film atmosphärisch sehr zu gute kommt. Von der ersten Minute an ist der Film spannend und lässt den Zuschauer, von der anschwellenden Bedrohung bis hin zum verzweifelten Überlebenskampf der Menschen, nicht mehr los. Neben Optik stimmen hier auch Soundtrack und Soundeffkte, welche die Bilder akustisch optimal in Szene setzen und ebenfalls die Filmatmosphäre steigern.
Lediglich storymäßig schwächelt der Film, hier aber enorm. Stand bei H.G. Wells vor allem die Story im Vordergrund, konzentrierte sich Spielberg auf den optischen und akustischen Overkill der potentiellen Kinobesucher, was ihm zwar grandios gelang, dem Film dadurch aber seine Seele nimmt. Klar ist der Aspekt der Sichtweise aus der Opferperspektive durchaus interessant, was ja schon M. Night Shyamalan mit seinem "Signs" zeigte, doch hätte man noch etwas mehr Anlehung an das Original bringen können, statt den Film zu sehr auf Tom Cruise zu konzentrieren. Somit erreicht das Ganze in dieser Hinsicht leider typisches Blockbusterniveau, wo lediglich die Verpackung anstatt der Inhalt wichtig ist. Zumal auch etliche Logikfehler vorhanden sind, beispielweise das gerade Ray´s Auto nach dem Flugzeugabsturz ohne Kratzer davon kommt obwohl alles andere rumherum zerstört ist und das komischerweise immer eine Lücke zum Hindurchfahren bleibt. Aber auch das Klischee, das Ray am Ende seine Ex-Frau unbeschadet findet und auch der verloren geglaubte Sohn zurückkehrt, wird hier verwendet, was mittlerweile wirklich ausgelutscht ist.
Zwar spielt Tom Cruise hier wirklich gut, aber die eigentlichen Hauptdarsteller bleiben die außerirdischen Invasoren mit ihren unvorstellbar grausamen Waffen. Neben Cruise kann auch Dakota Fanning überzeugen, auch wenn sie nicht an Leistungen wie in "Man of Fire" oder "Hide & Seek" anknüpfen kann. Aber dazu wird ihr auch drehbuchmäßig zu wenig Spielraum gelassen, da das Hauptaugenmerk ihrer Rolle auf penetrantem Rumgequäke liegt. Die anderen Schauspieler wurden ebenfalls vernünftig gecastet und spielen ihre Rollen ordentlich, so wie es in einem Film dieser Größenordnung auch sein sollte.
Für Hardcore-Fans des Buches wird Spielbergs Umsetzung des Stoffes sicherlich nur bedingt Freude bereiten, da hier nicht die vernichtende Invasion und der verzweifelte Verteidigungsversuch der Menschheit im Vordergrund steht, sondern das Schicksal eines Vaters, der inmitten der Invasion versucht, sein und das Leben seiner Kinder um jeden Preis zu retten. Auch wenn der Film somit nicht der erhoffte Alieninvasions-Actionoverkill geworden ist und storymäßig recht oberflächlich sowie klischeebeladen bleibt, bietet er dennoch sehr gute Unterhaltung und Spannung von Anfang bis Ende garniert mit superben Effekten in optischer und akustischer Hinsicht.
Deshalb noch 8 von 10 Punkten.