Review

Ich kenne Krieg der Welten seit den frühen 80ern und ab und zu höre ich es noch heute, die Doppel-CD Jeff Wayne´s War of the worlds, in der praktisch dieselbe Geschichte erzählt wird. In der Tat hält sich der Film im Kern gut an die Vorlage auch wenn das Hörspiel-Musical in alter Zeit spielt und die Personen nur entfernt an die im Film erinnern.

Ich habe keine gute Umsetzung erwartet, naja, Tom Cruise, Familienregisseur Spielberg der erst in den letzten Jahren etwas gereifter zu Werke geht, ihr wißt schon, aber ich bin sehr positiv überrascht. Nun mal im Einzelnen

Der Film kommt ziemlich schnell zur Sache. Mitten im Alltag und aus der Sicht von Ray und seiner zwei Kinder wird gezeigt, wie sich seltsame Athosphärische Phänomene breitmachen. Das Rätsel wird bald gelöst als eine große Maschine ihre Vernichtungsarbeit direkt vor seinen Augen beginnt. Ab da gibt es bis zum Ende des Films nur noch Flucht ...

Dann will ich mal direkt mit einem meiner falschen Erwartungen aufräumen. Tom Cruise spielt weder einen offensichtlichen noch einen verkappten Superhelden.
Er flieht wie alle anderen und versucht immer die vernünftige und sichere Wahl zu treffen. Sofort wird klar, daß es hier keine andere Option gibt wenn man sein Leben auch nur um Minuten verlängern will. Die ausgezeichneten Specialeffects zeigen Genozid und Vernichtung, so daß es einem mulmig wird. Ist es jetzt antisemitisch wenn ich schreibe, daß mich der Film mehr betroffen gemacht hat als Schindler´s Liste? Wahrscheinlich. Wie auch immer. Die großen dreibeinigen Maschinen durchkämmen jeden Fleck und jagen alles was sich bewegt. Es wird zwar in großen Bildern verbrannt, gefangen und verarbeitet, aber man zeigt das Elend nah am Menschen und mittendrin in der Menge – gewaltige Bilder.

Tom Cruise und allen anderen beteiligten Schauspielern (jaja, auch dem Kind) kann man nur ein großes Kompliment aussprechen. Alle spielen überzeugend und niemand mimt den Helden. Selbst als Rays Sohn sich der Armee anschließen will hat das einen anderen Grund, denn er sagt nicht, daß er kämpfen will, sondern daß er es SEHEN will (natürlich läßt auch das wieder eine Menge Platz für Schulaufsätze).

Entgegen anderer Meinungen finde ich das Ende okay. Es hält sich an die Vorlage und ist relativ schnell vorbei, aber soll mir mal jemand sagen wie er es lieber gehabt hätte ... so wie im albernen ID4? Der Film behandelt dasselbe Thema, ist nur eben genau das Negativbeispiel. Ich denke mal man kann sagen, daß sich Krieg der Welten halbwegs bemüht realistisch zu sein. Die kleinen Fehler sind nicht wirklich wichtig. Reine Actionfilmfans bekommen zwar auch einige imposante Szenen zu sehen, dürften sich anhand fehlender Heldentaten aber eher weniger vor Begeisterung die Hände reiben.

So seltsam es sich anhört, mir fehlte irgendwie der rote Faden. Die Vernichtung der Erde ist bestimmt ein großes Thema, aber handlungstechnisch gibt es nicht mehr Inhalt als die Flucht. Das ist sicherlich auch realistisch und gut inszeniert, aber irgendwas hat mir schlußendlich gefehlt,

Ich finde trotzdem daß Spielberg ernsthafte Science Fiction abgeliefert hat, die man durchaus auch ohne große Bezüge zur Weltgeschichte genießen kann und vielleicht endlich auch ... sollte. Diese ständige Vergleicherei geht mir auch ein wenig auf den Senkel auch wenn das vielleicht nahe liegen mag.

Den Soundtrack von John Williams kann ich mir übrigens kaum zu Hause im heimischen CD Player vorstellen. Keine eingängigen Themen, überwiegend drückende Stimmung. Da ziehe ich dann doch Jeff Wayne´s Musical als Empfehlung für Liebhaber von progressiver Musik vor.

FAZIT
Großes Thema, große Machart, große Schauspielerei, schwacher Soundtrack, aber nichts für reine Popcornactionfreaks. Meine Erwartungen wurden übertroffen.
8/10 Punkte

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