Mit „Krieg der Welten“ verfilmt Steven Spielberg nicht nur erneut den berühmten Roman von H.G. Wells, sondern arbeitet nach „Minority Report“ wieder mit Tom Cruise zusammen.
Hafenarbeiter Ray Ferrier (Tom Cruise) ist nicht unbedingt ein Musterbeispiel von Vater: Als seine Ex-Frau die gemeinsamen Kinder Robbie (Justin Chatwin) und Rachel (Dakota Fanning) für ein Wochenende bei ihm ablädt, kommt er nicht nur zu spät, sondern sein Haus gleicht auch einer Rumpelkammer. Mal eine (zumindest anfangs) ungewohnt unheroische Rolle für Tom Cruise, der so immerhin für ein Publikumslacher sorgen kann.
Kaum haben sich die Kinder bei Daddy halbwegs eingelebt, gehen überall seltsame Blitze nieder und nahezu alle technischen Errungenschaften fallen aus. Ray geht raus, um die Chose zu untersuchen und befiehlt den widerspenstigen Kindern (Sohnemann dreht trotz fehlendem Führerschein gern mal ungefragt Runden mit Papas Wagen) im Haus zu warten. Doch Ray muss Zeuge werden, wie an diversen Stellen dreibeinige Maschinen aus dem Boden steigen. Das hat Spielberg sehr stimmungsvoll und bedrohlich hingekriegt und lässt die Erstverfilmung von der Atmosphäre her meilenweit hinter sich.
Als die Maschinen beginnen mit Vernichtungsstrahlen um sich zu schießen und die Menschen auszulöschen, rast Ray nach Hause, schnappt sich Kind und Kegel und krallt sich bei einem Mechaniker ein Auto, dass dieser wieder fit machen konnte. Doch bei ihrer Flucht merken sie, dass überall die dreibeinigen Maschinen unterwegs sind…
Bei der Betrachtung von „Krieg der Welten“ hat man beinahe das Gefühl zwei Filme zu sehen, wobei der erste (bessere) ungefähr die ersten 60 Minuten einnimmt. Hier dreht sich alles um die Flucht von Ray und Familie, stets ist Tempo und Bewegung angesagt. Dabei gibt es einige sehr spannende Szenen (z.B. der Angriff auf die Fähre) und auf interessante Frage beschäftigt sich Spielberg mit der Frage, wie Menschen wohl in einer derartigen Extremsituation reagieren würden: Da kämpft man teilweise mit Gewalt um das letzte funktionierende Auto, sucht verzweifelt nach Nahrungsmitteln, versucht noch Nachrichten zu senden usw. Dieser Part des Films hat wirklich Drive und ist durchgängig spannend, zumal die Alien-Invasion früher einsetzt als in der 53er Verfilmung.
Doch leider baut „Krieg der Welten“ danach wirklich rapide ab. Zuerst verstecken sich einige Charaktere in einem Keller, aus Bewegung wird Statik und der Film verliert seine Dynamik. Stattdessen versucht man noch mit dem Holzhammer gekünstelte Spannung zu erzeugen, doch das ständige Beinahe-Geschnappt-Werden nervt einfach nur. Dann folgt noch ein kurzer Part, in dem Cruise mal etwas zerstören darf, um nicht ganz unheroisch dazustehen, und dann kommt auch bald das Ende. Die Schlusspointe ist die gleiche wie in Buch, Hörspiel und Erstverfilmung, doch sie wirkt in jeder Version leider gleich billig. Zudem hat „Krieg der Welten“ für Ray noch ein persönliches Ende parat, das mit dem Wort ultrakitschig noch geschönt beschrieben ist.
Nimmt Hälfte zwei dem Film schon nahezu alles an Spannung und Drive, so muss man sich leider auch den ganzen Film hinweg über Logikfehler ärgern: Da verstecken sich Ray und die Kinder anfangs in einem Keller, am nächsten Morgen ist ein Flugzeug dort abgestürzt und Ray tritt bei fast jedem Schritt auf ein Trümmerteil – doch ihr Auto hat keinen einzigen Kratzer abbekommen. Fehler dieser Art gibt es häufig, doch auch hier wird es erst in Hälfte zwei richtig ärgerlich: *SPOILER* Die Aliens saugen Menschen aus und versprühen ihr Blut, aber ohne echten Grund und man bekommt nie eine Erklärung. Anscheinend sind die Szenen nur für etwas mehr Gewalt da, doch auch hier ist der Film inkonsequent: Versprühtes Blut gibt es en masse zu sehen, doch das Aussaugen wird mit Blick auf die niedrige Altersfreigabe nicht explizit gezeigt. *SPOILER ENDE*
Von der tricktechnischen Seite hingegen ist „Krieg der Welten“ wirklich einwandfrei: Die Effekte sind wirklich klasse, vor allem die Angriffe der Tripods machen stets wirklich Eindruck. Insgesamt sind die Actionszenen sowieso ziemlich gut geraten, auch wenn es deutlich weniger als erhofft davon gibt. Schade, denn das Crash Boom Bang auf der Leinwand drückt den Zuschauer wirklich in den Sessel und bietet Pyrotechnik sowie Zerstörung en masse.
Auch schauspielerisch kann man dem Film nicht herummeckern: Tom Cruise ist nicht ganz so genial wie in „Last Samurai“ und „Collateral“, doch er kommt beinahe an diese Leistungen heran. Dakota Fanning erweist sich erneut als sehr gute Kinderdarstellerinnen, auch wenn ihre Rolle mit der ewigen Fragerei leicht nervig angelegt ist. Tim Robbins fällt leider im Gegensatz zu seiner gewohnten Klasse ab, doch er hat nur eine kleine Rolle. Der Rest der Besetzung macht hingegen einen durchweg überzeugenden Job.
Leider ist „Krieg der Welten“ letzten Endes nur gehobener Durchschnitt, da der Film nach spannenden und actionreichen 60 Minuten zum ziemlichen Langweiler verkommt und mit blödsinnigen Einfällen und einer Überdosis Kitsch nervt.