Review

Krieg der Widersprüche
Was wurde im Vorfeld nicht viel über Spielberg und sein neuestes Werk gemutmaßt. Die einen meinen, er sei zum Kommerzregisseur verkommen, die anderen halten ihn schlicht für ein Genie. Fest steht jedoch, dass sein neuer Film vieles ist, jedoch kein Geniestreich.
Natürlich, die Action ist über alle Zweifel erhaben. Die Effekte sind zwar unübersehbar, aber dennoch von so hoher Qualität und Intensität, dass hier durchaus ein „Oscar“ möglich ist. Dazu spielen die Schauspieler, allen voran natürlich Tom Cruise und Dakota Fanning, glaubwürdig und auf hohem Niveau. Sie vermögen es, ihren Charakteren Leben einzuhauchen und sind ganz klar eine der Stärken des Films. Nun zu den Kritikpunkten, die dem einen oder anderen etwas analytischeren Kinogänger das cineastische Vergnügen durchaus verleiden könnten. Man sieht „Krieg der Welten“ immer nur aus der Sicht von Ray und Co. Nicht einmal wird näher auf die außerirdischen Aggressoren eingegangen. Wo kommen sie her? Was sind das eigentlich für Wesen? Und was ist eigentlich ihre Motivation, der Grund für den Angriff? Das Intro verrät lediglich, dass sie ihre Attacke schon seit Jahrmillionen geplant hätten und nun zuschlagen würden. Fertig. Aus. Mehr ist nicht wichtig, mehr muss der Zuschauer nicht wissen, werden sich die Drehbuchautoren wohl gedacht haben. Hier muss man jedoch klar intervenieren und vorwerfen, dass etwas mehr Hintergrundwissen nicht nur die Story verdichtet, sondern auch die Glaubwürdigkeit (wenn man denn bei einem solchen Film überhaupt davon sprechen kann) gesteigert hätte. Hinzu kommen noch dicke Logikschnitzer, welche teilweise schon unrealistisch und ärgerlich sind. Diese jetzt zu benennen, würde jedoch zuviel der Story vorwegnehmen. Spielberg wollte einen „schockierenden, gruseligen“ Film machen, einen, der die ureigensten Ängste der Menschheit schürt. Was er gemacht hat ist Popcornkino, zwar auf hohem optischem Niveau, aber inhaltlich eher ziemlich belanglos. Was nützen die besten Effekte, wenn Logiklöcher und fehlende, wichtige Details das Ganze nach unten ziehen? Nur zur Unterhaltung, aber nicht zum Nachdenken. Auch der Titel „Krieg der Welten“ ist unglücklich gewählt. Natürlich heißt die Vorlage so, aber der „Krieg“ ist im Film nur ansatzweise vorhanden. Wer große Kampfszenen à la „Independence Day“ erwartet, liegt falsch, was nicht heißt, dass eine ordentliche Materialschlacht fehlt. Denn von Häusern über Schiffe bis hin zu Flugzeugen geht alles Erdenkliche in die Luft. Das Ende ist hingegen der enttäuschendste Part des Films. Eine verlogene, selbstzweckhafte und uninspirierte Öko-Botschaft, die den großen Knall vermissen lässt. Wer jetzt aufschreit und anführt „Das ist doch in der Vorlage auch so!“, dem sei gesagt, dass eine Verfilmung von der Präsentation lebt. Und die ist in diesem Falle mehr als unbefriedigend.

Krieg der Erwartungen
Man sollte gut abwägen, mit welchen Erwartungen man in „Krieg der Welten“ geht. Freut man sich auf Action, Spannung und Tom Cruise, wird man bestens bedient. Erwartet man eher eine originalgetreue Verfilmung von Orson Welles´ Romanvorlage, die damals als Hörspiel ein Millionenpublikum in Angst und Schrecken versetzte, sollte man seine Wünsche drastisch zurückschrauben. Sicher nicht besser als Genrekollegen wie „Independence Day“, aber deutlich humorloser und ernster.
Eine Anmerkung noch zum Schluss: Die deutsche Kinofassung wurde geschnitten, um eine FSK-12-Freigabe zu erreichen. Wer den Film in seiner gesamten Form sehen will, muss demnach auf die DVD-Veröffentlichung warten.

Daher nur 6 von 10 Aliens

Dialoghighlight: „Sind das Terroristen?!“
- „Nein, die kommen von ganz woanders her…“
„Du meinst, aus Europa?“
- „Nein, Robby, ich meine nicht Europa!!!“

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