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Steven Spielberg war nahezu 15 Jahre lang ein Synonym für das Hollywood Mainstream Kino. Unter seiner Regie sind Filme wie "E.T.", "Indiana Jones", „Jurassic Park" oder auch "Die unheimliche Begegnung der Dritten Art" entstanden. Auch wenn er zwischendurch immer wieder den ein oder anderen kleinen Film gedreht hat, vom Ende der 70er Jahre bis zu Beginn der 90er Jahre war dieser Mann ein Garant für volle Kinosäle und gut gefüllte Studiokonten. Über die letzten Jahre und seine letzten Filme hat sich dieses Talent und die Fähigkeit Kinomagie zu verbreiten aber wohl abgenutzt. Schon mit "A.I.", "Terminal" oder auch seiner ersten Zusammenarbeit mit Tom Cruise "Minority Report" gelang es ihm nicht mehr an die großen Erfolge anzuknüpfen.

Jetzt steht also die zweite Arbeit des Duos Spielberg/Cruise ins Haus. Dabei wagt man sich an eine Geschichte, die selber bereits zu Geschichte wurde. Geschrieben von H.G. Welles noch am Ende des 18. Jahrhunderts, wurde der "Krieg der Welten" der Ursprung des Science Fiction Genres. Nach einer kongenialen Hörspielfassung, inszeniert von keinem geringeren als Orson Wells und einer nicht minder beeindruckenden Verfilmung im Jahr 1953, war schon im Vorfeld die einzige Frage, in wieweit Spielberg dem Stoff neues abgewinnen kann, das noch nicht in seinen bisherigen Umsetzungen gesagt und gezeigt wurde.

Um es vorweg zu nehmen, Spielberg hat dem nichts hinzuzufügen außer viel Geschrei (zumeist um Nichts) und dem massiven Einsatz von CGI Effekten. Die Geschichte ist die alte geblieben. Noch immer ist es eine den Menschen haushoch überlegene Alienspezies, die die Erde heim sucht und deren einziges Ziel die Vernichtung der Menschheit ist. Berichtet wird diese Ausrottung aus dem Blickwinkel eines Familienvaters, der von seiner Familie getrennt lebt und die beiden Kinder zu Besuch hat. Diese Familie, die mal auseinander gerissen wird, mal nur durch Zusammenhalt überleben kann, ist zum einen eine inszenatorische Stärke des Films, zugleich aber eine inhaltliche Schwäche. Die Figuren bleiben zu blass, wiederholen sich in ihrem Verhalten und ihren Taten zusehends, nichts bleibt unvorhersehbar, alles kündigt sich bereits weit im Vorfeld an. So wird es dann nach dem ersten, gelungen inszenierten Auftreten der Außerirdischen, die in gigantischen dreibeinigen Maschinen auftreten, schnell langatmig. Spielberg hetzt seine Protagonisten durch das Szenario, lässt sie nie innehalten und somit auch nie Zeit um die Wirkung der Ereignisse auf die Figuren zu zeigen. Erst als die Familie zerrissen wird und der Vater mit seiner Tochter Unterschlupf findet wird das Tempo auf Null gefahren und doch sind die Figuren nur wieder in der immergleichen Konfliktspirale gefangen. Da wirkt dann auch der Ausbruch des Vaters eer aufgesetzt und weniger wie eine konsequente Entwicklung.
Seine Stärken hat der Film immer dann wenn große Menschenmassen in Panik verfallen, wenn die Angst und die Unfähigkeit greifbar werden. Die Vergleiche zu den Massenszenen eines Georg Romero in seinen Zombiefilmen sind nicht unpassend. Die Menschen werden zu Bestien, das Überleben des einzelnen steht über allem anderen, und doch wissen sie im Grunde, dass sie alle verloren sind. Hier zeigt Spielberg was sein Film hätte sein können, wie er den Menschen hätte zeigen können. Dabei wirken die zum Großteil nie direkt gezeigten Zerstörungsorgien, die der Zuschauer wie die Hauptfigur nur durch Nachrichten und TV Übertragungen zu sehen bekommt, durchaus gut platziert und funktionieren ähnlich wie in M. Night Shyamalan´s "Signs". Nur das Shymalan eben eine Geschichte zu erzählen hat, die es wert ist erzählt zu werden.

Trotzdem gibt es noch eine weitere Parallele zwischen "Signs" und "Krieg der Welten". Beide Filme machen sich unwahrscheinlich viel durch das Zeigen der Außerirdischen kaputt. In "Krieg der Welten" wirken sie wie eine Mischung aus den Artgenossen aus "Independence Day" und einer fast schon knuddeligen Kreation aus dem nächsten Spielwarenladen. Große Augen, Insektenartiges Skelett. Nein, das hat man alles schon mal gesehen, aber dann auch bei weitem bedrohlicher. So wirken die Wesen stets wie das was sie sind, Figuren aus einem PC Programm. Überhaupt ist es erstaunlich, dass der Film im Bereich der Effekte keineswegs neue Maßstäbe setzt oder sich zumindest in der Spitze der aktuellen Filme festsetzen kann. Zu grobschlächtig wirken die CGI Effekte, zu künstlich so mancher Set. Teilweise wollen die Effekte sich so gar nicht einbinden in die Szenen und wirken schon teilweise peinlich. ILM hatte da eindeutig schon bessere Tage. So aber lassen die Szenen der Vernichtung und die Angriffe der Außerirdischen einen doch erstaunlich kalt. Diese Szenen erreichen nie die Intensität, die zum Beispiel die Verfilmung aus den 50er Jahren bis heute noch aufweißen kann. Zwar rummst und kracht es die ganze Zeit ordentlich, aber packend wirken diese Szenen nie. Egal ob nun der Untergang einer Fähre oder die Ausrottung ganzer Landstriche, irgendwo fehlt einfach etwas. Und damit ist nicht die direkte Konfrontation zwischen Mensch und Alien gemeint, der Weg den Film ohne große Massenschlachten zu bestreiten ist durchaus richtig und klug gewählt, aber letztlich hätte die ein oder andere dieser Szenen dann doch die Längen und die Lahmatmigkeit im letzten Drittel des Filmes verhindern können.
So gibt es zwar eine kleine Konfrontation zwischen Militär und Kampfroboter aber, berauschend ist das nicht. Wobei Spielberg wohl auch die Auflage bekommen hat, die Unterstützung durch das Militär während den Dreharbeiten nur zu bekommen, wenn er nicht im Detail die Vernichtung des Militärs zeigt.

So steht und fällt der Film letztlich mit seiner Geschichte und natürlich mit seinen Darstellern. Bei letzteren fällt auf, das Tom Cruise sich bemüht und auch durchaus überzeugen kann, aber herausragend ist das sicherlich nicht. Weitaus nerviger ist aber ohne Zweifel Dakota Fanning, die sich von der ersten Minute an einen Platz in der Liste der „nervigsten Kinder in Filmen“ eindeutig verdient hat. Miranda Otto bekommt kaum eine Gelegenheit sich und ihr Können zu zeigen, so das der Film letztlich eindeutig die Tom Cruise Show ist . Das hatte wohl auch Tim Robbins erkannt, der in einer eher unnötigen und überflüssigen Episode des Films der kleinen Familie Unterschlupf bietet.

Die Logik und inhaltliche Geschlossenheit bei Blockbustern wird ja immer wieder gerne in den Hintergrund gedrängt mit dem Argument, dass der Film doch hauptsächlich unterhalten soll. Und natürlich, dieser Film soll unterhalten, aber darf man deshalb nicht auch ein wenig hinter die Schauwerte blicken? Wenn das in diesem Fall macht, bleibt leider nicht mehr viel übrig, außer unzähligen Fragen, deren Antworten aber wohl eben diesen Schauwerten geopfert wurden. Also wohl wieder ein Fall von Hirn abschalten und genießen? Ersteres sicher, aber zumindest fällt es schwer, den Film letztlich wirklich zu genießen, dafür ist er in allen Bereichen zu durchschnittlich, zu sehr auf Sicherheit gedreht. Man hat nie den Eindruck, dass versucht wurde hier etwas Außergewöhnliches zu schaffen. Somit reiht sich "krieg der Welten" ein in die Reihe der Filme von Steven Spielberg, die man getrost auslassen kann. Nichts was man nicht in anderen Filmen schon besser und durchdachter gesehen hat. Und man darf auch weiterhin gespannt sein, wie viele Filme Spielberg noch inszeniert, in denen Familien und ihre Probleme das zentrale Thema darstellen. Spätestens mit diesem Film, zeigt er, dass er dem Thema nichts Neues hinzuzufügen hat. Denn das am Ende alles Gut wird, dass nimmt ihm schon lange keiner mehr ab, schon gar nicht wenn er vorher die 120 Minuten lang die Welt untergehen lässt.
4 von 10 Punkten.

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