Review

Hip Hip Hurra, Kuddel Wimmer ist wieder da.
Vier Jahre, nachdem er spektakulär mit der Absicht gescheitert ist, aus den Filmdystopien dieses Planeten eine Symbiose mit angeblich innovativer Action aufzukochen, ist der Berufsdilletant jetzt mit einem (sapperlot!!!) noch schlechteren Film zurück.

„Ultraviolet“ heißt das Werk und ist die hyperhektische Verfilmung einer außer für Geeks relativ unbekannten Comicserie, die auf das alte „Chicks, Guns and Violence“-Prinzip setzt.
Dabei herausgekommen ist eine wahnsinnig um Coolness bemühte Symbiose von Motiven aus der „Resident Evil“ und „Blade“-Franchise, sowie Verweisen auf Wimmers eigenhändig zusammengeklauten „Equilibrium“.

Im Wesentlichen geht es um einen Konflikt zwischen Menschen (schön diktatorisch regiert von einem Erzbösewicht mit Nasenklammer) und Hämophagen (aka Vampire), die sich gegenseitig ausrotten wollen oder auch nicht und irgendwie dient dazu (und auch wieder nicht) ein Kinderklon des bösen Mannes, der nur von der titelgebenden Violet unter Einsatz aller Mittel beschützt wird und zwar zu allen Seiten.

Nicht nur, dass wir so etwas schon x-mal hatten, Wimmer weiß das auch (er hat den Rotz nämlich selbst runtergeschrieben).
Dementsprechend scheißt er gepflegt auf eine solide Story und präsentiert einen Mischmasch aus Kampfszenen und Dauergeballer, angereichert mit ein paar Verfolgungsjagden und garniert mit ein wenig blutarmer Schwertaction. Ein brüchiger roter Faden verhindert das totale Desinteresse, sorgt aber nur für langweilige ruhige Szenen in dem Gewimmel.

Abgesehen davon, was kann man sonst noch alles falsch machen, wenn man als Regisseur schon kein Talent hat?
Erst mal lässt man so ziemlich den kompletten Film durch den Computer drehen, fast keine Szene, in der nicht mannigfaltig Tricks und Hintergründe einen Bund fürs Leben eingehen, hauptsache es sieht grell und bunt und futuristisch aus.
Die großen Außen-Effektsequenzen (Hubschrauber verfolgt Motorrad die Hochhäuser außen rauf und runter) lässt man gleich ganz per CGI ziemlich billig zusammenschrauben und verkauft den billigen PC-Spiele-Look als das neue heiße Ding. Gleichzeitig lässt man die Effekte so schnell auf den Zuschauer los, dass man meistens gar nicht weiß, wo oben und unten ist – das soll wohl mitreißend sein.

Was die Kampfsequenzen angeht, so biete man solide, aber sich ewig wiederholende Kampfsportaction, vermeide würdige Gegner für die Dame (so etwas könnte die Nulllinie aka Spannungskurve unruhig werden lassen), inszeniere die Schwertfights blutleer bzw. inszeniere sie überhaupt nicht. Wie schon in „Equilibrium“ läuft auch hier eine Actionsequenz im Dunkeln ab (spart Geld und Stuntmen) und diverse komplizierte Angriffe erspart man sich per Nahaufnahme und einem klingenden reißenden Geräusch, worauf gleich zwanzig Gegner einfach so in der Totalen tot umfallen.

Zwischendurch schiebt man ein paar dürftige Dialogsequenzen (William Fichtner kommt mit seinem Wundertütenvampirgebiß tatsächlich fast unbeschadet da raus, geradezu unglaublich) ein, in denen ganz dolle auf die Emotionstube gedrückt wird, was aber aufgrund fehlender Charakterisierungen auch ein Schuß in den Ofen wird.

Nebenbei frönt Wimmer auch weiterhin seinen sexuellen Obsessionen und lässt einen Look kreieren, der wie eine Kreuzung zwischen futuristischem Sadomaso-Moderismus und Nazi-Bauten-Look für höhere Töchter liegt, komplett mit halbem Reichsparteiaufmarsch – ja, wir haben es ja verstanden…

Und als Krönung caste man noch eine schwer an der Magersuchtgrenze stehende Milla Jovovich, die immer wieder die gesichtslosen coolen Weiber spielen muß, weil sie nämlich sonst nicht schauspielern kann. Alle fünf Filmminuten ändert ihr virtueller Kleiderschrank ohne dringenden Bedarf ihr kompletten Garderobe und Haarfarbe, wobei die Macher wohl gebetet haben, dass bauchfrei plus hautenge, glänzende Garderobe wohl auch dem letzten Comicfan einen Ständer bescheren wird. Leider hat mein alter Schaukelstuhl mehr Coolness in den Speichen als Milla Gesichtsausdrücke und so geht das ziemlich in die Hose.

Gegen diesen aufgesetzt konstruierten PC-Durchfall sieht sogar ein statisches Werk wie „Aeon Flux“ beinahe wie ein Film aus und der Durchschnittszuschauer rettet sich durch stetes Desinteresse an dem Gehampel in die fortwährende geistige Gesundheit.
Welche Qualitäten alle Befürworter an „Ultraviolet“ finden, ist mir leider ein Rätsel – dass man den Film schon zwei Jahre vor Start, ihm dann abnahm und wegen zu großer Emotionalität zu einem seelenlosen Actionfilm zusammenkürzte verstehe ich schon eher.
120 Minuten der immer noch deutlich spürbaren Inkompetenz wären dann auch lethal gewesen.
Bleibt zu hoffen, dass der Fluß der Zeit konstant bleibt und Kurt Wimmer demnach erst in vier Jahren wieder einen Film drehen darf – vielleicht lernt er es ja noch. (2/10)

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