Review

Rio Lobo is a Civil War picture before it’s a Western. I didn’t think it was a good picture but I made it because I had a good story to start with. But the studio couldn’t afford to have another actor alongside of Wayne, so I threw out the original story and quickly wrote a new one.(...) Wayne is getting too old to be worth a million dollars. He had a hard time making Rio Lobo just getting on and off his horse because he’s . . . well, he can’t move like a big cat anymore, and he has to hold his belly in.

Rio Lobo is bad. Hawks made the mistake of doing too much of the writing.(...) Both Ford and Hawks could direct . . . but Hawks couldn’t write. He never should have tried. That was pretty obvious by Rio Lobo. He’d become sort of aloof and I guess there have been too many showings in Paris of his films. He’s feeling that he’s a cult now.
~ John Wayne

Die rapiden Veränderungen im bis dato stabilen bis prosperierenden Genre von Westerfilmen in der zweiten Hälfte der Sechziger des vergangenen Jahrhunderts sieht man im Vergleich von Rio Lobo zum mehr oder minder (in)offiziellen Vorgänger El Dorado (1967 veröffentlicht, spät 1965 gedreht) schon recht deutlich; ein greifbares Beispiel mit Symbolkraft und dazu auch eines mit seltener Deutlichkeit, was die zunehmend ungünstigen Produktionsbedingungen, ausgehend von gesunkenen bzw. modifizierten Zuschauerinteresse betrifft.

Beide Werke und natürlich auch der 'Erstling' Rio Bravo (1959) sind jeweils von Howard Hawks gedreht und auch initiiert und mit John Wayne in der Hauptrolle ausgestattet, und auch die Geschichte weist Übereinstimmungen auf, die nicht von der Hand zu weisen und auch die Grundlage für Kritik einerseits und eben auch die Möglichkeit zum Vergleich innerhalb der Trilogie ist. Die hiesige Drehbuchfassung ist laut Hawks selber allerdings per Zufall bzw. aus der Not heraus und anfänglich auch nur mit 18 Seiten entstanden, und auch die sonstige Besetzung abseits vom weiter 'teuren' Wayne ist sichtlich auf eiserne Reserve aus und abseits einer zweiten starken Hauptperson angelegt; was Wayne zu dem überlieferten Ausspruch veranlasste, ob er mittlerweile die Rolle des Betrunkenen spielt:

Der amerikanische Bürgerkrieg ist im vollen Gange. Yankee Colonel Cord McNally [ John Wayne ] hat Mühe mit der Verhinderung eines durch Verrat aus den eigenen Reihen begünstigten Überfalls der Konföderierten auf einen Goldzug der Union, wobei er die gegnerischen Soldaten Captain Pierre "Frenchy" Cordona [ Jorge Rivero ] und Sgt. Tuscarora Phillips [ Christopher Mitchum ] kennenlernt. Als man sich nach dem Krieg wiedertrifft, erfährt McNally von der Gefangennahme von Phillips durch den korrupten Sheriff 'Blue Tom' Hendricks [ Mike Henry ] in Rio Lobo, wo sich auch der weiterhin der ominöse Verräter aufhalten soll; zusammen mit Frenchy, Phillips Vater [ Jack Elam ] und der jungen Shasta Delaney [ Jennifer O’Neill ] macht sich McNally auf den Weg.

Starten tut der für 5 Mio. USD finanzierte Film dabei überaus rasant, mit einem zwanzigminütigen Abenteuer- und Schelmenstück, in dem inmitten des andauernden Bürgerkrieges die per Zug transportierte Kriegskasse voller Gold der Nordstaaten seitens der (recht zerlumpt aussehenden) Südstaatler geraubt wird; sicherlich auch mit der Inkaufnahme von Toten und Verletzten und auch mit einigem Einsatz von Gewalt (per Donnerbüchse), aber zumeist doch mit einigen (perfiden) Tricks, die die Bewacher der wertvollen Beute von sich aus und quasi 'freiwillig' zum Aufgeben zwingen. Flottes Tempo, so einige Stunts und auch manche Spektakelszenen wie das zahlreiche Herunterspringen von einem führerlosen Zug in rasender Fahrt oder das wörtliche Abholzen eines halben Waldgrundstückes verschaffen einen insgesamt furiosen Einstiegsritt, der problemlos und unweigerlich gefangen nimmt. [Die Sequenz wurde von Second United Director Enos 'Yakima' Canutt, im Beisein des sich dabei auch verletzenden Hawks inszeniert, der ähnliches schon vor einem halben Jahrhundert gedreht haben wollte.]

Doch anschließend passiert nicht mehr viel, wird sich vermehrt beredet und die Lage analysiert, ein Aufhalten in oftmals schlicht ausgestatteten Innenbauten, gedreht in den Interieurs der früheren Republic Studios, sodass die Aufnahmen zwischen einer Theaterhaftigkeit schwanken und einem besseren Fernsehgeschehen, mit wenig Chemie zwischen den Darstellern und einer rein routinierten Regie. Waren zuvor die Bilder noch farbenprächtig, die Panoramen weit und auf Größe und Sucht aus angelegt, und wurde in früherer Besetzung und Darstellungsweise jeweils ein Konglomerat aus (weniger) Kunst und (viel) unterhaltsamen Kommerz mit Abenteuer, Aktion und Humor gestaltet, und dies problemlos scheinend prächtig, so wirkt nunmehr schon die Bemühung dessen durch und das Scheitern dessen gleich mit. Der Versuch einer Wiederholung, was von vornherein den Eindruck der Verkrampftheit auslöst und auch trotz oder wegen aller Solidität nicht mehr richtig loswird.

Anybody else would have made it, [it] wouldn’t even have been released in LA. It would be Rod Cameron [and it would play] somewhere down in Sweetwater, Texas.
~ Tom Kane

Demnach, obwohl man einen altehrwürdigen Filmemacher am Start hat, der hiermit gar sein finales Werk abliefert (statt Monte Walsh, den er bzw. wo dieser die Besetzung von Lee Marvin abgelehnt hat), und den bislang größten Kassenmagneten, der zusätzlich noch frisch mit Academy Award Ehren geweiht ist, und obwohl das Genre auch noch zahlreich bedient wird, bekommt man keine zufriedenstellende Ausgangsbasis zusammen, ist die Finanzierung eingeschränkt und sämtliche Produktionsmittel reglementiert. In Auftrag gegebenen von der erst seit 1968 gegründeten Cinema Center Films, einer Tochtergesellschaft des Fernsehstudios CBS, die bis einschließlich 1972 jedes Geschäftsjahr eine Negativbilanz generierten, wurden benötigte Ressourcen nicht bewilligt – Little Big Man bspw. hat mehrfach das sowieso angehobene Budget gesprengt – und so Aus- und Umwege gesucht.

Hinzukommt kommt eine bestätigte Müdigkeit, die sicherlich auch dem Alter, dem Beharren und Verharren wollen auf die nunmehr ausgesetzten traditionellen Regeln des Genres speziell und des Filmgeschäfts allgemein geschuldet ist; einem gleichzeitigen Widerstreben, Widerstreitende und Widerstehen der 'Angriffe' der 'Jundspunde' von ursprünglich europäischer Seite aus (Spaghettiwestern und Co., wobei man in Sachen geplanten Drehort auch in letzter Sekunde dem Briten Michael Winner und seinem Lawman Platz machen und ausweichen musste) und nunmehr bereits in das eigene Land verlegt (Eastwood, der von Hawks gar wertgeschätzt wurde, Peckinpah & New Hollywood). Der Showdown in einem windübersäten Niemandsland mitsamt knallenden Gewehren und einer Stange Dynamit bringt noch einmal etwas Leben in die Bude, aber dann werden auch schon die Darsteller im Abspann aufgezählt.

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