Regielegende Howard Hawks drehte seinen letzen Film 1970. Mit dabei war wieder John Wayne, und natürlich war es ein Western. Beide drehten schon gemeinsam die Westernklassiker Red River, Rio Bravo, El Dorado und den Abenteuerfilm Hatari!.
Im Vorspann ertönt tolle Gitarrenmusik. Dann beginnt der Film mit einer Episode aus dem Bürgerkrieg. Nach einigen Abenteuern und Action werden aus Feinden Freunde. Und Freunde helfen sich nun mal in der Not. Und so wird nach Rio Lobo geritten um Freundschaft und Ehre hochzuhalten. Wieder beginnt eine Episode, doch die ist nur allzu bekannt. Eine Variation der Kerngeschichte von Rio Bravo und El Dorado geht los. Szenen und Figuren wirken ähnlich. Wieder muss man in einer Stadt für Frieden und Ordnung sorgen. Doch diesmal ist der Scheriff auf der Seite der Verbrecher. Unterstützt werden die Helden von starken und hübschen Frauen.
Schießereien und Schlägereien sind wiedermal an der Tagesordnung im Wilden Westen. Der Film ist ganz auf John Wayne zugeschnitten. Doch das scheint auch die Schwäche des Films zu sein. Denn bei Rio Bravo standen ihm Dean Martin, Ricky Nelson, Walter Brennan und bei El Dorado Robert Mitchum, James Caan , Arthur Hunnicutt zur Seite. Jack Elam, Jorge Rivero und Chris Mitchum sind da leider kein Ersatz. Der starke Part neben John Wayne fehlt einfach. Am ehesten ist noch Jack Elam als skurril komischer Phillips, erwähnenswert. Er sorgt auch für die lustigsten Sager im Film. Auch mehr als erwähnenswert sind Jennifer O'Neil als Shasta, Sherry Lansing als Amelita und Susana Dosmantes als Maria. Wie bei Hawks üblich sind Frauen nicht nur nette Störenfriede, sondern selbstbewusst, mutig und schlau. Doch auch sie haben keine Chance neben dem "Duke" aufzufallen. Der Star ist eindeutig John Wayne und alle anderen wirken neben ihm eher blass.
In El Dorado machte sich Hawks über die klassischen Westernhelden lustig. Sie waren halbe Krüppel und kämpften nicht immer fair. Doch nicht so mehr in Rio Lobo. John Wayne als Colonel McNally ist überlebensgroß und ohne Makel. Wie ein väterlicher Freund, an den sich die anderen anlehen können. Anscheinend mussten die klassischen Westernhelden und Tugenden wieder her. Noch 1 Jahr zuvor in True Grit (dt. Der Marschal) war John Wayne ein verkommener Trunkenbold. Jetzt spielte er wieder den strahlenden Helden. Doch war für diese Rolle der „Duke" nicht schon ein bisschen zu alt? In Big Jake, ein Jahr später gedreht, spielte er einen schießwütigen Großvater mir Brille, und auch diese Rolle war um einiges besser angelegt. Wenn sich John Wayne selbst als Wärmflasche bezeichnet, blitzt leichte Ironie auf. Aber der „ Duke" ist eine Macht und konnte schon so manchen noch so schwachen Western, Abenteuer oder Kriegsfilm retten.
Die Chance den Film noch dunkler noch düsterer zu machen als El Dorado wurde von Hawkes verschenkt. Witz, Action und Schießereien sorgen allerdings für gute Unterhaltung. Der Zugüberfall zu Beginn, der Schusswechsel im Hotel und die finale Schießerei sind wirkungsvoll in Szene gesetzt. So kommt echte Westernstimmung auf. Alkoholismus scheint aber interessanterweise kein Problem mehr zu sein. Der Griff zur Whiskey Flasche scheint ein Dauerzustand geworden zu sein. Am Ende hat Howard Hawkes noch einen versöhnlichen Schluss parat. [Spoiler ANFANG] Die Helden bekommen im Gegensatz zu High Noon, Rio Bravo, El Dorado Unterstützung von der Stadtbevölkerung. Und die Hilfe wird auch angenommen. In den bekannten Klassikern will niemand dem Sheriff helfen, oder Hilfe wird dankend abgelehnt. Jetzt geht es gegen den Sheriff und da kommt Unterstützung. Auch gut Colonel McNally (John Wayne) muss nicht alleine seinen Lebensabend bestreiten. [Spoiler ENDE]
Howard Hawks wollte anscheinend noch einmal die alten klassischen Western Werte hochleben lassen. Mit den Klassikern Rio Bravo und El Dorado kann Rio Lobo nicht mithalten. Doch der Meisterregisseur hat noch einmal einen guten stimmungsgeladenen John Wayne Western abgedreht. „ Ballern macht Spaß" sagt Phillips (Jack Elam). Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.