Review

"Full Eclipse" (USA 1993) ist zu 70 % ein Actionfilm und zu 30 % ein Werwolf-Film. Der so beliebte Cop-Krimi der 80er und 90er Jahre hat damit auch die Werwölfe einverleibt, im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier geht es um eine Gruppe von Polizisten, die sich selbst durch Injektion eines Serums zu schnellen und extrem schwer zu tötenden Kämpfern machen, um auf diese Art reihenweise Verbrecher ins Jenseits zu befördern. Dabei sehen sie nur sehr wenig wie Werwölfe aus: Ein wenig verknautschte Gesichter, spitze Zähne, Krallen aus Handrücken.
Die Actionszenen sind in den ersten Zweidritteln des Film so gut, daß man sie über "Phantom Commando" stellen könnte. Stunts, Autojagden, Stiche und heftige Schußwechsel, bei denen die Geschosse oft durch die Menschen hindurch gehen. So hart, daß er auf Video zunächst nur gekürzt in Deutschland erschien, später der uncut mit FSK18. Aber mittlerweile haben dutzende Actionfilme ihn an Blut und Gewalt deutlich überholt.
Das letzte Drittel ist allerdings eher mittelmäßig und zwar sowohl was die schwächeren Actionszenen (incl. des Final-Kampfes gegen den großen Werwolf), als auch den Inhalt angeht.
Man schlägt inhaltlich leider eine ähnliche Richtung ein, wie "Ein Richter sieht rot", denn auch dort schloß sich ein vom System Enttäuschter einer Gruppe an, die Selbstjustiz gegen Verbrecher durchführt - und auch dort wandte er sich von der Gruppe ab, die dann sein eigentlicher Gegner wurde. So ergeht es "Full Eclipse" Hauptdarsteller Mario van Peebles (wieder mal verdammt gut aussehend). Als Polizist wird er von diesen übermenschlich kämpfen Polizisten angeworben und macht eine zeitlang mit, auch durch den Einfluß der schönen Patsy Kensit (die hat hier ein süffisantes Lächeln drauf, was ihr so schnell keiner nachmacht).
Anführer der Gruppe ist der brutale Garou (pfiffiges Wortspiel, denn Werwölfe werden in Frankreich "Loup Garou" genannt). Hier liegt auch eine der großen Schwachstellen dieses Films, denn Bruce Payne, der den Oberwolf spielt, ist stets ein eindimensionaler Billigschurke, der sehr wenig Facetten hat. Er kuckt immer nur roh daher und hat dabei eine so fiese Ausstrahlung wie möglich. Damit hat er schon "Warlock 3" versaut. Imgrunde ist der gesamt Komplex um Payne wie herrschsüchtig und hinterhältig er ist und was durch ihn an der Geheimgruppe falsch wird, ein Schuß in den Ofen. Dumme Handlungsstränge vom bösen Anführer, der auch mal ein Bandenmitglied opfert, weil es widersprochen hat, haben wir in billigen Actionfilmen schon so oft gesehen, daß es dies hier nicht gebraucht hätte.
Durch diese falsch gedrehte Zielrichtung gerät der viel interessantere Kampf gegen Verbrecher in den Hintergrund. Das wird so weit getrieben, daß man die letzte große Abrechnung mit den Gangster gar nicht zeigt, sondern der Held van Peebles erst dort eintrifft, als schon alles vorbei ist. Das wirkt fast so, als ob ursprünglich da noch eine große Actionszene im Drehplan gestanden hätte mit dutzenden von Toten, aber den Machern während des Films das Geld ausging und die Szene nicht gedreht wurde (sowas passierte bei "Tremors 2" ja leider auch).
Die übrigen Beteiligten spielen sehr gut, besonders Peebles, Kensit und Anthony John Denison als Polizei-Partner von Mario. Dieser auch als Tony Denison auftretende Darsteller hat geglänzt als Ganger Ray Luca in der Serie "Crimestory" und in "Men of War" - Ein sehr guter Schauspieler.
Hervorragend ist auch der Regisseur Anthony Hickox, denn er drehte die legendären:
"Waxwork 1", "Hellraiser 3", "Warlock 2", "Kinder des Zorns 3" (bei Letzterem Prodution, sein Bruder führte Regie)
Neben diesen Meisterleistungen hat er aber auch viele Mittelklasse-Werke: "Blast", "Tödliche Umstände", "Prinz Eisenherz Remake", "Jill Rips", "Waxwork 2", und auch richtig schwache Filme: "Sundown", "Submerged", "Storm Catcher".
"Full Eclipse" schwankt nun zwischen den meisterhaften (erste Hälfte) und mittelmäßigen (zweite Hälfte). Also ein sehenswerter Film, aber nichts für die Jahrhundert-Tafel.

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