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Früher war die neueste Jim Carrey Komödie stets ein Garant für Publicity und volle Kassen, seit einiger Zeit fliegt der Mann weit weniger deutlich auf dem Radar – so auch beim wenig beachteten „Dick and Jane“.
Dick (Jim Carrey) und Jane Harper (Tea Leoni) führen das Leben der Privilegierten, leben den amerikanischen Traum. Er ist Firmenangestellter, sie Assistentin eines herrischen Bosses. Einen Sohnemann hat die Familie auch, um den kümmert sich das mexikanische Hausmädchen. Als Dick eine Beförderung in Aussicht gestellt bekommt, kündigt Jane ihren Job, womit der Traum vom perfekten Leben in Suburbia nahe der Vollendung zu stehen scheint.
Leider ist das Ganze bloß ein Ablenkungsmanöver von Dicks Chef Jack McCallister (Alec Baldwin), der Firmengeld veruntreut hat und die Company in den Ruin gestürzt, doch er entkommt der Strafe, während die Harpers alles verlieren. Angesichts aktueller Entwicklungen und absurd hoher Managerabfindungen durchaus ein bissiges Stück Satire, das gar nicht so weit weg von der Realität entfernt ist.

Als man ihnen gar den frisch gekauften Vorrasen wieder wegnimmt und die Finanzlage immer düsterer wird, sehen Dick und Jane nur noch eine Möglichkeit: Kriminalität. Überfälle sollen die nötige Knete bringen...
Zwischen den schauspielerisch ernsthaften Prestigeprojekten dreht Carrey also immer noch den Klamauk und so schlecht scheint es nicht zu laufen, doch man merkt dem Mann bei solchen Filmen oft an, dass er nur halb bei der Sache ist. So auch bei „Dick und Jane“, wo er relativ elanlos herumkaspert, das noch nicht mal schlecht, doch so beherzt wie bei „Dumm und Dümmer“ ist er bei weitem nicht. Tea Leoni ist da schon mit mehr Herz bei der Sache, hat aber auch schon besseres gemacht, die Nebendarsteller sind unauffällig, sodass man sich nur noch an den herrlich schmierigen Alec Baldwin länger erinnert.

Ansonsten muss man leider festhalten, dass „Dick und Jane“ nicht schlecht ist, aber doch recht misskonzeptioniert. Der Film kann sich nie entscheiden, ob er nun böse Satire oder fieser Klamauk sein will, von daher ist er beides halb, aber nichts so richtig. Nach den anfänglichen Seitenhieben gen Firmenwelt und American Dream driftet das Teil immer mehr in Richtung Nummernrevue ab und erst gegen Ende blitzt dann ein Fitzelchen Boshaftigkeit auf – doch das Happy End zum Schluss gibt es dann doch und da wird noch nicht einmal der fiese Firmenchef so wirklich bestraft.
Da bleiben dann nur Einzelszenen haften, z.B. das Zusammenrollen des Rasens oder der Ausraster Dicks, wenn er einzelne Rasenstücke klaut, um die karge Fläche wieder zu bepflanzen. Nett auch die Überfälle, die aber nur einen verschwindend kurzen Part des Films ausmachen: Anfangs geht alles schief, später klappt es dann bärig, wobei sich Jane besser anstellt als ihr Männe. Der Slapstick ist dabei ganz nett gemacht, die Verkleidungen (z.B. als Sonny und Cher) ganz putzig, ein wirklicher Brüller jedoch nur die Szene, in der ein ehemaliger Kollege Dicks das gleiche versucht und verhaftet wird.

„Dick und Jane“ ist von daher weder Fisch noch Fleisch, ein Routineprodukt, bei dem auch die drehbuchtechnische Starthilfe von Judd Apatow nur wenig hilft. Dank einiger guter Einfälle noch unterer Durchschnitt, aber weder in Carreys noch in Apatows Filmographie ein ansatzweise erwähnenswerter Beitrag.

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