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Das Dreamteam der Endzeit...

Wenn wir von einem Film wie ENDGAME hören, dann gehen grundsätzlich die Hirnsynapsen an, hat man im Hinterhopf unweigerlich die Vorstellung eines Endzeitfilms. Und das ist natürlich berechtigt und natürlich absolut richtig, denn Joe D'Amatos Billigflick, damals aufspringend auf die Hypewelle der damals gedrehten Mad Max Streifen ist genau das: ein typisch charmanter Italoendzeittrash, wie er charmanter nicht sein könnte.

Joe D'Amato, der unter vielen Italofans, Moralaposteln und sogenannten Jugendschützern bekannte und auch zu unrecht abgestrafte (S)exploitation,- Kommerz,- wie auch Meisterwerkefilmer muss ich im Folgeschuss nicht mehr wirklich vorstellen, denn die Symphatie, die ich gegenüber ihm pflege sollte wohl allseits bekannt sein, verehre ich ihn nahezu abgöttisch für seine Werke wie Buio Omega (1979), Man - Eater (1980) , Absurd (1981), Papaya - Die Liebesgöttin der Kannibalen (1978), Nackt unter Kannibalen (1977) oder seine beiden Conanabklatsche Ator 1 + 2 (1982+83). Und dabei ist er, neben seinem hiesigen Film hier, im Endzeitsektor gar nicht mal so unbekannt und ungeübt, kann er 2020 - Texas Gladiators (1983) noch als sein Eigen bezeichnen. Um eins vorweg zu nehmen: D'Amato macht hier vieles richtig.

Wenn wir im Vorfeld den Erzählungen eines Unbekannten aus dem Off lauschen, während im Hintergrund der Atompilz gen Himmel schreitet, dann ist das stilprägend für den kompletten Film. Die Zerissenheit der zerstörten Welt geprägt, liegt die obrige Welt in Scherben, ihre Gemeinschaft der Menschen gebeutelt unter der Führung einer diktatorischen Macht, haben sie keinerlei Chance auf eine vernünftige, aber auch vorallem keine lebenswerte Zukunft. Die grausam dreckige Szenerie des Zerfalls, so bescheiden die Mittel auch gewesen sind, fängt D'Amato exzellent ein, denn weit und breit offenbart sich uns Trümmer und Schutt der Stadt, die ihren Glanz schon längst verloren hat, während im Dunst des dreckigen Nebels die schwarzgekleideten Wachen, der sogenannte Security Service (SS), vollkommen konsequent eine Allegorie aufs Dritte Reich, den vermeintlichen Abschaum in den Strassen eliminiert.

Der Wohlstand, die Poltik, die Wirtschaft brachte die Zerstörung, die Zerstörung brachte noch mehr Leid, und so der Plan der oberen Macht, die aufkommende Klassengesellschaft, aufgeteilt in Diktatoren & Soldaten, wohlhabende Bürger & Prominenz, die unterste Schicht der Mutanten, aufgeteilt in gute, optisch menschlich aussehende, aber telephatisch Denkfähige und die bösen Mutanten, zurückverfrachtet in ihrer Evolution zu Monstern vollends zu vernichten, stören sie den Plan der Schreckensherrschaft. Darunter, so vehement wie grausam und verbissen, abseits dieses ganzen Leids, herrscht ähnlich wie in Fulcis Schlacht der Centurions (1983) ein Brot und Spiele der endzeitlichen Welt, bereitgestellt um sich innerhalb der Gesellschaft ohne Sinn zu beweisen, denn zu verlieren gibs nicht viel.

Darunter, im Fokus dieser Brot und Spiele, hier genannt Manhunt, ein Spiel bei dem sich eine Gruppe Männer durch die Trümmerstadt, begleitet von Kameras  bis zum Tode jagd, der wohl bekannte Schauspieler und Italofilmikone Al Cliver, Stammschauspieler bei Fulci und als Gegenüberstellung der D'Amatostammgast George "Man Eater" Eastman, die bereit sind im Kampf alles zu geben. Doch dabei ist Shannon "Al Cliver" Champ als Hauptprotagonist zu entlarven, kann er sich im Kampfe am besten erweisen, bis zum vermeintlichen Ende gegen Akrog (Eastman), den er aber am Leben lässt. D'Amato brilliert mit seiner Kamera, den Wechsel von Dramatik und Action meistert er meistervoll, sodass Zeit zum Atmen schwer fällt, ohne aber in der Zwischenzeit nicht schoneinmal die wirkliche Mission und Inhalt des Filmes anzukündigen, wobei wir eine vermeintliche weitere Ikone von D'Amato kennenlernen: Laura "Black Emmanuelle" Gemser, im Zentrum stehend als telephatischfähige Mutantin propagiert, hilfslos in ihrem Dasein, die es für Shannon zu retten gilt, ohne dafür aber nicht 50 Ocken zu verlangen.

Ab da an wird Endgame zum Hechtfilm, denn ab nun an erweist sich die Choose, die Flucht von Shannon und Lillith (Laura Gemser) aus der Stadt als Flucht durch die Hölle, müssen sie sich abseits der Grenzen der Stadt nicht nur gegen die SS - Schergen wehren, sondern auch gegen die Gefahren der Welt ausserhalb. Das Ganze ist dabei nur allzu typisch, ausgestattet mit Motocrossbikes, gepanzerten Karren, massig Waffen und einem Riesentransporter mit MG - Geschütz obendrauf, mittlerweile zur Kampfarmee mit verschiedenen Kämpfern getürmt, ziehen sie durch das klägliche Land, ein Bild, dass schöner und toller nicht sein könnte, vorallem wenn D'Amato dann und wann, auf dem Wege der Truppe verschiedene Gefahren aufstellt.

Highlight hierbei natürlich der Kampf in der Stadt der Blinden, freundlich gesinnt für den Anfang hin, wendet sich das Blatt, wobei dieses innovative Spiel von D'Amato mit dem Telephatieeinfall hier so seinen Höhepunkt hat (mal vom äusserst wendungsreichen Finale abgesehen). D'Amato versucht mit allen Mitteln eine wendungsreiche und spannende Geschichte zu entwerfen, scheitert dabei nichtmal ansatzweise, und vollbringt die Meisterleistung, dass Ganze wie den Film darstehen zu lassen, den man jeden einsamen Sonntag schauen möchte.

Jeden weiteren Schritt der symphatischen Truppe hofft man mit, da ist es nur konsequent, dass man Eastman dann und wann in das Spiel einblitzen lässt, helft seinem einstigen Feind Shannon in gewissen Momenten, auch wenn sie Beide wissen, dass ihr persönlicher Manhunt nicht vorbei ist. Diese Lichtblicke, nein Auftrümpfe, das i- Tüpfelchen auf dem eh schon grossen i erkannte auch D'Amato und so erfreut man sich bloss an dem Zusammenspiel der 3 Grössen Gemser, Cliver und Eastman. Für den Genrefan ist das bloss die Wucht, vorallem weil man durch die ständig und spannungstechnisch hilfreichen Kämpfe, vorallem sehr gut, ideenreich und trickreich inszeniert, nie zum Luftholen kommt.

Was für ein toller Film, der ohne weiteres 2020
um Längen schlägt, jederzeit begeistert und nahezu so typisch schundigcharmant ist, dass man in Gedanken an die Glanzzeiten der 80er Jahre Italoflicks sinniert. Die Position und die Absichten von Eastman sind lange Zeit nicht einsichtlich, auch wenn er der Truppe hilft, ahnt Lillith, die ihre Ahnung Shannon telephatisch in Extremsituationen vermittelt, dass er am Ende alle umnieten will. Das ist nicht nur für die teilnehmenden Darstellertruppe unheimlich und ein Dorn im Aug, sondern auch für den Zuschauer, der sich unter der mysteriösen Mithilfe Eastmans fragt, was wirklich hinter ihm steckt.

Trotzallem bleibt D'Amatos Charakteristik an seinen Figuren natürlich ohne weiteres flach, aber es ist diese Präsens, dieses Naive in der Geschichte, dieser unaufhaltsame Roadtrip, dieses Abenteuer in Richtung heile, neue Welt, das mitschwappt, da kann der noch so teuer produzierte Blockbuster einpacken, steckt hier die Seele drin, die man für einen versüssten Sonntag, fernab jeglicher Realität braucht. Da ist es umso schlimmer, wenn das Ende in seinem Happy - End Dasein sich wendet, um sich dann schlussendlich wieder zu wenden...Leider getrennte Wege für Gemser und Cliver, denn er ist der Gotteslose, der Unerhörte der alten Realität, aber Cliver und Eastman haben ja noch eine Rechnung offen. Bei Manhunt kann es nur einen geben! Ein Bild wie im Western - tosendes Geschrei - Aufprall - Cut. Was für ein kleines Kunstwerk.

Fazit:
Äußerst symphatischer, wendungsreicher und verdammt gut inszenierter Italoendzeittrash der feinsten Sorte. Gute Locations, gute Einfälle, gute Kostüme, exzellente Kämpfe und wunderbare Darsteller Gemser - Cliver - Eastman, die jedem Schundfan ein Lächeln bescheren. Selten war Endzeit so fantasyvoll und toll, ein Jammer, dass ENDGAME bisher nicht auf DVD erschien. Eine Perle des italienischen Exploitationskino.

100%
(Realisten und Nichtfans ,- kenner dürfen gerne so bei 6-7 / 10 anrechnen, meine Bewertung ist nur allzu überschwänglich und aus der Euphorie der Freude heraus)

2020 - Texas Gladiators (7) < Fireflash (9) < Endgame (10)

PS: Gore bzw. Splatter weist die leider geschnitte VPS - Kassette leider nicht auf, ist aber im Gesamten nicht schlimm, explizit bleibt der Film dennoch.

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