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Der junge Tennislehrer Chris heiratet in eine adlige Familie ein. Sein Schwiegervater verschafft ihm einen lukrativen Bürojob, sein Schwager wird einer seiner besten Freunde - nichts scheint seinem Glück im Weg zu stehen. Außer Nola (Scarlett Johansson): Die Verlobte seines Schwagers verdreht ihm von ihrer ersten Begegnung an den Kopf. Wider besseres Wissen beginnen sie eine leidenschaftliche Affäre - mit katastrophalen Konsequenzen.

Der Kino-Altmeister Woody Allen inszeniert mit "Matchpoint" einen durch und durch eleganten, geradezu klassisch anmutenden Film über das Wechselspiel zwischen Emotionen und Etiketten in der modernen Gesellschaft. Fernab der überdreht-grotesken Komik früherer Werke zeichnet er hier das Charakterporträt eines jungen Mannes, der zwischen seinen flammenden Leidenschaften und der eiskalten Gier nach Ruhm, Erfolg und Anerkennung aufgerieben wird. Brillant führt er dabei die Dekadenz der Adelsgesellschaft vor, erzielt mit ebenso intelligenten wie satirischen Dialogen eine unglaublich feine Form von Humor und erhebt den Film geradezu zum Kunstwerk: Er zitiert klassische Operntragödien ebenso wie ganze Handlungselemente von Dostojewskis "Schuld und Sühne" und beweist damit seinen Platz in der intellektuellen Elite der amerikanischen Filmszene.

Auch die Schauspielerführung begeistert: Allen inszeniert seine Muse Scarlett Johansson wie eine moderne Brigitte Bardot. Die Sinnlichkeit, die sie in ihrer ersten Szene ausstrahlt, wirkt auf den Zuschauer ebenso intensiv wie auf Chris. Und wenn sie sich im Lauf des Films zu einer unfreiwilligen Femme Fatale entwickelt, hat das eine schicksalhafte Komponente, die nicht von ungefähr an Werke der großen BB erinnert.

Und die Story besticht durch einen stringenten Verlauf. Hier zeigt sich Allens ironische Größe: Zwar zeigt der Film auf, dass sämtliche Handlungen unausweichlich zu Konsequenzen führen müssen. Doch das Element des Glücks, das von Anfang an zum Leitmotiv aufgebaut wird, führt diese Erkenntnis geschickt hinters Licht: Selbst wenn Chris einen Fehler macht, entwickeln sich die Dinge durch pure Zufälle zu seinen Gunsten. In diesem Sinne ist die bitterböse Schlusspointe außerhalb jeder moralischen Wertung zu verstehen - sie zeigt einfach auf, was man unter dem Wort Schicksal verstehen muss.

Zwar hindert diese großartige Inszenierung Woody Allen nicht daran, das eine oder andere kleine Klischee einzubauen - doch das Gesamtbild, das "Matchpoint" bietet, zeigt die ganze Eleganz und Reife seines Könnens auf, das er in späteren Werken wie "Vicky Christina Barcelona" noch perfektionierte.

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