Ein Ritt auf der Netzkante
Woody Allen ist einzigartig & eine der letzten großen, immer noch tätigen Hollywood-Legenden. Mein Respekt könnte nicht größer sein & ich lerne seinen Humor samt seinen Meistwerken erst jetzt nach & nach kennen. Wenn es um seine besten Filme geht, wird "Match Point" nicht wirklich regelmäßig genannt, was wohl vor allem an seiner düsteren, tiefschwarzen, Allen-untypischen Art liegt. Das es ein hervorragender Thriller ist, der mit den (kommenden) Jahren sicher noch an Ansehen gewinnen wird & auch Woodys Skeptiker überzeugen wird, steht aber außer Frage. Ich kenne kaum einen, dem ich ihn zeige, der nicht begeistert & überrascht ist.
"Match Point" ist so etwas wie ein kleiner Bruch in Allens Gesamtwerk - anders als fast alles was vorher (Filmlegenden ala "Manhattan" & Co.) & vor allem nachher (melancholisch-romantische Märchen ala "Midnight in Paris") kam. Aber durch viele kleinere, unbekanntere Werke ist sein gesamtes Schaffen eh viel facettenreicher als man meint. Man unterschätzt das leicht, da sein besonderer, intellektueller Touch immer mitschwingt, ob Komödie oder Thriller. Hier handelt die Geschichte von einem eiskalten Ex-Tennis-Profi, der in Englands UpperClass einheiratet & dem dadurch die Welt offen steht. Dieser Luxus scheint sich aber in ein alptraumhaftes Re-Match zu kehren, als er eine verhängnissvolle Affäre mit seiner sexy Schwägerin beginnt...
"Match Point" ist genauso einzigartig in Woodys Kanon wie auch im Gegensatz zu "normalen" Thrillern. Ruhiger, gelassener, schlauer. Aber trotzdem punktuiert schockierend & pulstreibend. Vor allem das unangenehme aber leider realistische Ende, als sarkastischer Kommentar zum Verhältnis von Reichtum, Glück & Schuld, bleibt unvergessen. Von einer glaubhaften Liebesgeschichte mit zwei äußerst attraktiven wie talentierten Darstellern bis zu einem bitterbösen Thriller inklusive Morden & erbarmungslosem Killer - "Match Point" zeigt ein besonders variantenreiches Spiel. Selbst die sonst etwas dialoglastigen Ausflüge in Woody Allens genialen Geist werden durch den Thrill nicht ganz so ungewohnt & langatmig wie bei manch einem seiner anderen Filme. Durch den immer böser werdenden Verlauf, fast in Richtung Film Noir auf dem Wimbledon-Centercourt mit englischer Contenance, ist der Film aber selten wirklich witzig. Hier bleibt einem eher dasLachen im Hals stecken.
Fazit: eines von Allens düstersten & unterschätztesten Werken mit einem grandiosen Darsteller-Doppel & gewichtigen Aussagen zu den Themen Schicksal, Karma & Glück! Kurz: grandios anders!