Review

"Einmal hat er gesagt, er sei Gynäkologe. Dabei sprach er keine einzige Fremdsprache"
(aus: "Woody, der Unglücksrabe")

Chris (J. Rhys-Meyers), Ex-Tennisprofi aus Irland, heuert in einem Nobel-Tennisclub in London als Trainer an. Er lernt den jungen Tom (M. Goode) aus gutem Haus kennen und schleicht sich mittels dessen Schwester (E. Mortimer) in die High Society. Gleichzeitig beginnt er aber eine Affäre mit Tom´s Verlobter Nola (S. Johansson). Als Nola schließlich schwanger wird, fasst Chris einen verhängnisvollen Entschluss ...

Ich bin kein großer Allen-Kenner. "Mighty Aphrodite" fand ich großartig, "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten..." ist Kult und vor kurzem sah ich im zarten Alter von 29 Jahren zum ersten Mal "Der Stadtneurotiker", was man getrost als eines meiner wenigen cineastischen Erweckungserlebnisse bezeichnen kann.

Wie man gute Komödien mit herrlich verschrobenen Charakteren inszeniert, das hat mich Woody Allen gelehrt.
Und dass er nun einen auf good ol´ British Thriller macht, das verdient Anerkennung und Lob.
Denn "Match Point", den Allen mal nicht in New York, sondern an Originalschauplätzen in London gedreht hat, ist großes, grandios gespieltes Erzählkino, und eben ein Woody Allen, den man über weite Strecken so noch nicht gesehen hat.

Endgültig als Klasseschauspielerin etabliert sich S. Johansson in ihrer Rolle als Chloe. Ihre Wandlung vom Vamp zur hysterischen Zicke ist ein Augenschmaus, wenn gleich sich Allen (leider *g*) bei den Liebesszenen zwischen ihr und Chris ziemlich zurück hält.
Großartig auch Hauptdarsteller J. Rhys-Meyers, das irische Landei, das Gefallen am reichen und sorglosen Leben findet und dafür schließlich sogar zum Mörder wird.

Am stärksten wird der Film in seinen dramatischen Momenten, den Momenten, in denen Chris mit sich hadert und schließlich seinen verhängnisvollen Entschluss fasst. Die Mordsequenz, nicht zufällig angelehnt an jene des Rodion Raskolnikov aus Dostojewskis "Schuld und Sühne", ist echte Thrillerspannung, in der Rhys-Meyers zu schauspielerischer Größe aufläuft.

Das Finale, in dem Allen nochmals das den Film durchziehende Motiv Glück plakativ heranzieht, mag manche enttäuschen, denn man hätte sich gern noch etwas mehr Dramatik und Thrill gewünscht, aber so ganz kann Allen wohl eben nicht aus seiner Haut und hinterlässt mal wieder einen (wenn auch bitter) lächelnden Zuschauer.

Fazit:

Allen mal anders. Großes Erzählkino mit großartigen Hauptdarstellern. Wie wär´s denn beim nächsten Mal mit einem "waschechten" Thriller?
Ach nein, das wäre wohl doch zu gewöhnlich ...

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