Und wieder eine Kinoversion einer bekannten TV-Serie, aber in diesem Fall nicht ein bekanntes Kultitem der letzten 30 Jahre, sondern ein älteres Modell, nämlich die jahrelang gelaufene Sitcom „Meine Frau ist eine Hexe“, die zwar auch bei uns noch bekannt ist, aber ansonsten eher historischen Kuriositätenwert besitzt. Aber immerhin kam man schneller damit ins Kino als etwa mit „Bezaubernde Jeannie“.
Was könnte also schiefgehen, bei dem hier augenscheinlich vorhandenen Potential: eine Romantikkomödie, Spezialistin Nora Ephron auf dem Regiestuhl, große Namen wie Nicole Kidman und Will Ferrell in den Hauptrollen, Michael Caine und Shirley MacLaine in Nebenrollen und einer witzigen Idee der Doppelbödigkeit, nämlich im Film die TV-Serie zu remaken und darüber die echte Hexenromanze zu legen.
Eine Menge – man könnte nämlich all das schöne Potential verschenken.
Das fängt damit an, daß man sich, neutral betrachtet, weder Nicole Kidman noch Will Ferrell ernsthaft in einer Romantikkomödie (einer erfolgreichen) vorstellen kann.
Kidman hatte zuvor „Die Frauen von Stepford“ gedreht und war damit doch eher gescheitert und Ferrell, obwohl gerade (im Gegensatz zu seiner Rolle im Film) das neue, heiße Comedyding, stand eher in der Erwartung, wild zu grimassieren oder nackt durch die Kulissen zu joggen, was das Niveau anging.
Darum sollte es auch keinen überraschen, daß hier nicht gerade die erste Wahl zusammen spielt: Ferrell übernahm den Part aufgrund von Terminschwierigkeiten Jim Carreys (der schon wesentlich mehr Erfahrung mit RomComs gehabt hätte) und Kidman wählte man aus einem Topf, in dem auch Namen wie Aniston, Paltrow, Diaz und (oh Graus!) Silverstone schwammen. Signifikant, daß man die auf dem Sektor Komödie erfolgloseste des Bündels wählte.
Und so geschieht es dann auch in diesem harmlosen Spaß: man kann richtiggehend sehen, wie sich Kidman um verspielte Leichtigkeit bemüht, doch ihre naive Hexenmaus fällt über weite Strecken zu infantil aus. Und Ferrell kann nicht an sich halten und reißt jede seiner Szenen (wie auch im Drehbuch) mit der Subtilität eines elfjährigen Adrenalinjunkies auf einer Geburtstagsparty an sich: brüllt, grinst, rollt mit den Augen, albert herum und zieht im Wesentlichen sein unreifes Saturday-Night-Live-Ding durch.
Von Chemie ist das kaum eine Spur und die beiden Darsteller passen hinten und vorne nicht zusammen.
Und das, obwohl sich die Nebendarsteller deutlich bemühen, dies vergessen zu machen: Michael Caine bringt etwas ironische Distanz in die Handlung, Shirley MacLaine versucht mit Präsenz in ihren wenigen Szenen zu punkten, Steve Carell reißt in einer sinnfreien Moralsequenz am Ende die Handlung komplett an sich und Kristin Chenoweth (die man aus „Pushing Daisies“ kennt) und Jason Schwartzman ergänzen mit unterschiedlichen Stilen (euphorisiertes Gehibbel und tiefschwarzen Sarkasmus) das Durcheinander.
Nur: an den vielen Rollen scheint Ephrons Drehbuch (die seit „Harry und Sally“ nichts Brauchbares mehr geschrieben hat und ja, „Schlaflos in Seattle“ ist Grütze!!!) irgendwie gar nicht so recht interessiert, denn manches wirft man in den Plot und vergißt es dann wieder.
Die Romanze von Caine und MacLaine macht ein paar amüsante Inserts aus und läuft dann aus, Carell liegt vollkommen neben dem Film (ist aber immerhin lustig im Vergleich zu Ferrell) und die anderen Rollen sorgen für Oneliner und werden dann tunlichst vergessen, wenns es ans Wesentliche geht.
Aber auch das Wesentliche bleibt im sehr übersichtlichen und harmlosen Bereich, denn Ephrons Skript traut dem Braten auch nicht weiter, als die TV-Vorlage eben bieder war.
Keine großen Infos aus der Hexenwelt, dafür eine Reihe abgedroschener Klischees rund um einen manisch selbstfixierten Schauspieler und seine Entourage von Agenten, Regisseuren und Speichelleckern, die man schon dutzendfach gesehen hat. Wenn denn mal gezaubert wird, dann recht übersichtlich und unspektakulär (oder sinnfrei wie in einer Liebestrankszene, als sich das Hexenhaus plötzlich nutzlos in ein Harry-Potter-Gothic-Festchen verwandelt), die meisten Zauberszenen werden nach Ausführung sogar wieder zurückgedreht, was die Redundanz noch bestärkt. Und daß ein infantiler und untalentierter Egomane plötzlich seinen Charakter ändert, nur weil ihm mal für 20 Sekunden im Studio der Kopf gewaschen wird, wollen wir schon gar nicht glauben.
So bleibt der Film in Ansätzen und angerissenen Handlungssträngen stecken, benutzt seine Doppelbödigkeit meistens nur als netten Vorwand, einen lieben, aber total harmlosen und leider auch unausgereiften Film zu produzieren, der wohl allen Beteiligten nur einen dicken Scheck einbringen sollte, denn wo hier bitte 85 Millionen Dollar geblieben sind, kann wohl nur mit Rekordgagen erklärt werden, weswegen das Mittelklasseeinspiel auch nicht gerade die Stimmung gehoben haben dürfte.
Man muß damit „Verliebt in eine Hexe“ nicht böse sein, aber es bleibt das Gefühl, daß man das auch besser hätte hinbekommen können, spektakulärer trotz allgemeiner Zurückhaltung.
Für Ferrell war es ein zweiter Kratzer auf seiner schimmernden Comedyrüstung, die schon darauf hindeutet, daß es wenige Jahre später im dicht gedrängten Witzfeld für ihn langsam eng werden könnte, da seine Fähigkeiten dann doch limitiert sind. (4/10)