Nachdem George Lucas und Steven Spielberg mit dem ersten Leinwandabenteuer des Dr. Jones das Abenteuergenre auf unterhaltsamste Weise reanimiert haben, folgte einige Jahre später die unausweichliche Fortsetzung. Wobei diese zeitlich vor dem ersten Film angesiedelt ist, spielt die Geschichte doch im Jahre 1935.
Nach einem misslungenen Deal in der Bar „Club Obi Wan“ in Shanghai ist Jones auf der Flucht, welche ihn letztlich nach Indien führt. In einem Dorf erfährt er von dem Verschwinden eines heiligen Steins, der dort lebenden Kinder und einem im nahegelegenen Palast wieder auferstandenen Todeskult. Mit seinen Mitstreitern geht unser Held den Geschehnissen auf den Grund.
Um nicht wieder auf die gleichen Schurken wie im Vorgänger zurückzugreifen, siedelte Lucas die Story ein Jahr früher an. Ideen wie der Dreh in China auf der Großen Mauer, einer Geschichte um den König der Affen Sun Wukong oder ein Spukschloss in Schottland wurden verworfen und am Ende entwickelte sich das, was letztendlich auf der Leinwand landete. Gedreht wurde auf Sri Lanka, denn im nördlichen Indien verweigerte man ob des Skripts die Dreherlaubnis. Nicht nur das, aufgrund der Darstellung erhielt der Film in Indien damals keinen Kinostart. Weiterhin bediente man sich wieder der Elsetree Studios in England, in welchen letztlich der Großteil des Films entstand.
Das exotische Setting bringt dabei Abwechslung und bietet eine Palette an Einfällen vor diesem Hintergrund, so findet allerhand Rituelles und Okkultes hier Platz. Das gibt sich mit manchen Horrorelemente die Klinke in die Hand, angefangen von diversen Krabbelviechern über ein herausgerissenes Herz bis hin zu deliziösem Affenhirn. So war „Temple of Doom“ einer der Filme, die zur Einführung der Freigabe PG-13 bei der MPAA führten. Natürlich ist Jones' Abenteuer wieder sehr actionreich geraten, wobei hier auch Ideen umgesetzt wurden, die noch in manchem Entwurf des Skripts für den ersten Film enthalten waren (rollender Gong, Schlauchbootabsturz). Kultig ist dabei die Lorenfahrt, eine ausgedehnte Verfolgung unter Tage.
Visuell ist das ganze Paket überwiegend gelungen. Die Kombination verschiedener Techniken von Rückprojektionen bis Stop Motion hat die Zeit dabei nicht immer perfekt überstanden. In der Gesamtheit und betrachtet man sich das gebotene Spektakel, fällt das allerdings kaum ins Gewicht.
Erneut von Douglas Slocombe bebildert, bietet auch dieser Teil einige große Bilder und eine (gerade in den finsteren Innenräumen) atmosphärische Ausleuchtung. Die Sets, allein schon die für die Rituale genutzte Höhle oder die Mine, sind grandios gebaut. Die Musik von John Williams bietet neben dem ikonischen Marsch einiges an neuen Melodien, inklusive eines schönen wiederkehrenden Themas.
Die Inszenierung ist nicht nur aufgrund des Szenarios um den Todeskult finsterer als im Vorgänger, auch geht ihm manch abenteuerliche Leichtigkeit ab, die den Erstling noch im Geiste der als Vorbild dienenden Serials erscheinen ließen. Hier wirkt alles eine Spur grausamer und weniger leichtfüßig, Lucas und Spielberg selbst führen das auf ihre damaligen Lebensumstände zurück, die, bewusst oder unbewusst, in die Inszenierung eingeflossen sind.
Harrison Ford ist wieder in der Titelrolle zu sehen und gibt eine souveräne Vorstellung ab. Und das trotz eines Bandscheibenvorfalls, den er sich während der Dreharbeiten zuzog und der ihn dazu zwang, eine Pause einzulegen. So ist in mancher Szene sein Stuntdouble Vic Armstrong zu sehen.
Ihm zur Seite gestellt wurden hier Kate Capshaw als Nachtclubsängerin Willie Scott und Ke Huy Quan als Jones' Sidekick. Und beide zeichnen sich in erster Linie dadurch aus, dass sie anstrengend sind. Oft mit erhöhter Lautstärke auffallend, sind sie der größte der Schwachpunkt des Films und wiegen ihre Präsentation nicht mit einer entsprechenden Wichtigkeit für das Szenario auf. Vielleicht sollen die beiden ein gesteigertes Level an Witz in den Film bringen, was aber oft genug daneben geht. Für mich erschließt sich auch nicht, was Jones in Willie sieht, dass er letztlich auf sie abfährt.
Unterm Strich eine rasante Fortsetzung der Abenteuerreihe um den oft im Außendienst tätigen Archäologen, die an zwei anstrengenden Nebenfiguren und auch etwas an der eigenen Steigerungswut krankt. Gleichsam ist „Temple of Doom“ aber auch eine kurzweilige Achterbahn mit dunklerem Grundton und fetzig getricksten Einlagen. Seinem Vorgänger unterlegen, aber nichts desto trotz ein mitreißendes Abenteuer.