Review
von Leimbacher-Mario
Kino mit dem Herz in der Hand
Wenn man sich die originale Indiana Jones-Trilogie anschaut, vor allem am Stück, merkt man schnell warum "Temple of Doom" jahrelang eher der Stiefbruder war. Er ist tonal unausgeglichen, mal purer Slapstick und dann wieder beinahe Splatter, und oft genug etwas überdreht und fast schon nervig. Es gab zwar immer ein paar Tempel-Anhänger, doch dem Großteil der Welt wurde erst mit dem verkorksten vierten Teil der legendären Reihe klar, wie gelungen und unterhaltsam Indys Ausflug in den Todestempel war. Ich brauchte den Kristallschädel-Weckruf nicht, da mir "Indiana Jones und der Tempel des Todes" schon immer am Herzen lag. Ganz einfach, weil es das erste Abenteuer des berühmtesten aller Archäologen war, das ich im Fernsehen gesehen habe. Als kleiner Knirps brannten sich von den Affenhirnen über Shortround bis zur Fahrt durch die Minen etliche Dinge dieses atemlosen Abenteuers unwiderruflich ins Gedächtnis. Bis ich die ihn umkreisenden (noch besseren) Abenteuer Indys nachholen konnte, vergingen ein paar Jahre und ich lernte sie ebenfalls lieben... doch Kalimar und Co. blieben meine Einstiegsdroge.
In diesem zweiten Abenteuer, das streng genommen ein Prequel ist, gerät der schlagfertige Indiana in einen indischen Tempel voller Mysterien, glühender Gottheiten und kultischer Kinderarbeit... immer dicht gefolgt von seinem kleinen Kumpel Shortround und einer dauerschreienden Blondine, die in ihrer Art den Film vielleicht am besten repräsentiert. Wunderschön, hysterisch, laut, bunt, glitzernd und sexy. "Temple of Doom" legt los wie die Feuerwehr und zieht zum schon nicht gerade langsamen Vorgänger das Tempo nochmal an. Ein Abenteuer wie ein Rausch, wie eine Abfahrt, wie aus einem Guss. Adrenalin und Action geben sich die Klinke in die Hand. Kein Wunder, dass im Disneyland Paris eine gleichnamige Achterbahn nicht lange auf sich warten ließ. "Indy II" ist pure Unterhaltung, ein nahtloses Vergnügen. Wenn man denn mit dem hyperaktiven, oft comicartigen, überzeichneten Stil nicht zu streng ist. Indiana Jones war schon immer auch Komödie, auch Augenzwinkern, auch Abspacken. Ein Jungentraum in feucht und fröhlich und staubig. "Indy 4" versucht das auch, stolpert dabei jedoch über seine Füße. "Der Tempel des Todes" zeigt wie es richtig geht und ist hell und dunkel, dumm und clever, Kind und Mann, Horror und Comedy, Bugs Bunny und John McClane, Fast Food und Gourmet. Rollt und hört nie auf.
Fazit: schneller, lauter, überdrehter - ich bin ein Templer! Kaaaliiimaar!!!