Review

Die Jolly Roger ist ja eigentlich die schwarze Totenkopfflagge eines Piratenschiffes, hier steht der Name jedoch für einen Slasheraugust, der einige Bewohner eines Küstenörtchens niederstreckt.
Also ein weiterer unkaputtbarer Grummelzombie im großen Reich der Schlitzer und dessen Ursprung und Motive werden auch noch ganz dreist von „The Fog“ geklaut…

Aber erstmal schön Lagerfeuerromantik am Strand: Wenn drei Pärchen versammelt sind und sich eins davon zum Piepmatzen zurückzieht, ist klar, wer – Slashergesetz – als erstes Hops geht. Die besonders Prüden sind aber auch dran, nur Alex und Jessie überleben das Ausrasten des Piratenzombies, der aus einer Schatzkiste kam, die offenbar aus dem Nichts aufgetaucht ist.

Kurz darauf untersucht Chief Mathis den vierfachen Mord und hält zunächst die beiden Jugendlichen für verdächtig. Diese machen sich alsbald aus dem Staub und stoßen bei Nachforschungen im Internet („ Real Pirates of the Caribbean“(!)) auf die Piratenlegende des Jolly Roger, der zurückgekehrt ist, um sich an den Nachfahren der Gründerväter von Cutters Cove zu rächen. Ein Goldschatz spielt natürlich auch eine Rolle, nur der Nebel wurde weggelassen, damit nicht jeder gleich auf das bekannte Vorbild schließt…

Ansonsten ist der Film ein absolut typischer Slasher, wie er in den letzten 10 Jahren schon unzählige Male in der Videothek zu finden war.
Etwas nackte Haut, austauschbare Teeniegesichter, mehr oder minder pfiffige Morde und ein Killer, der gegen Ende mindestens noch einmal wiederkommt oder zumindest einen Cliffhanger präsentiert.

Schlecht ist das Ganze nicht, der Pirat sieht mit seinem Algenmantel, der Augenklappe und den Köpfen an der Hand baumelnd durchaus zum Fürchten aus, wenn er nicht zwischendurch „16 Mann auf des Totenmanns Kiste…“ singen würde und in einer Strip-Bar zwei Table-Dance-Trullis anbaggern würde.
(Unfreiwillig) witzig ist diese Stelle aber schon, denn der Kerl muss ja stinken wie Dornröschen aus dem Mund nach 100 Jahren Schlaf. Eine Silikonsusi wirft sich aber total schmachtend an ihn ran…
Schön ist auch ein wenig später die Szene, in der der Chief das Videomaterial von der einzigen, unbeweglichen Überwachungskamera aus der Bar sichtet und der Film aus verschiedenen Winkeln des Raumes erscheint.

Solche Szenen heitern das Geschehen ungemein auf, denn es gibt auch einen negativen Aspekt, den man noch nicht einmal dem Film selbst ankreiden kann.
Die Fassung von M.I.B. ist nämlich um etwa zwei Minuten von Splatterszenen erleichtert worden und lässt nur ein Armabreißen und einen Bauchschuss als Gewalteinlage zu.
Wer also auf Splattereinlagen steht, sollte diese Fassung unbedingt meiden.

Allerdings ist es fraglich, ob die Qualität solcher FX den Streifen über ein mäßiges Mittelmaß verholfen hätte, denn so richtig spannend ist das die ganze Zeit nicht.
Der Pirat taucht kurz auf, sagt einen Spruch auf und schlägt zu, nichts mit Fluchtversuchen oder Gerangel, Weglaufen oder Einspruch seitens der Opfer.
Zudem finden sich unter den Darstellern auch keine Identifikationsfiguren oder gar Sympathieträger. Tom Downey ist als Chief noch ganz akzeptabel, die Jugendlichen aber durch die Bank eher Mitglieder der Pinocchio-Fraktion.

Insgesamt bietet der Film also nichts, was andere, etwa gleichwertige Slasher nicht auch bringen würden. Und wenn man am Ende eines Filmjahres Revue passieren lässt, wird man sich bei „Jolly Roger“ allenfalls dunkel an einen Piraten erinnern, der deshalb mordet, weil ihm „The Fog“ so gut gefiel…
Knapp
4 von 10 Punkten

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