Deutschlands (nicht nur) vielleicht bester Schauspieler aller Zeiten trifft auf Italiens Splatterguru Nr. 1! Heinz Rühmann hat mit seinen beiden alten Pater Brown-Filmen zwei wunderbare Krimikomödienklassiker geschaffen, die noch viele Generationen überdauern werden. Mit seinem dritten Film, rund um den geistlichen Kriminologen Brown, trifft er nun auf Lucio Fulci, der den meisten eher bekannt ist, durch seine rauen und ungemein blutgeilen Filmchen, die aber nur selten mal wirklich gut waren und meist in ihrem Blut regelrecht ersoffen. Mit "Die Abenteuer des Kardinal Braun" wollte Fulci uns nun mal zeigen, dass er auch etwas anderes kann, als die Leinwand mit dem roten Lebenssaft zu überdecken. Leider aber ist ihm dieser Versuch, wieder einmal, gründlich misslungen und Heinz Rühmann dieses mal leider auch nicht viel mehr als ein dreister Etikettenschwindel.
Denn Rühmann spielt hier mitnichten die Hauptfigur, sondern ist eigentlich nicht mehr als eine kleine Erscheinung am Rande. Der Film dreht sich eher um ein Gaunertrio, welches sich eine berühmte und wertvolle Statur unter den Nagel reißen will. Dieser Coup gelingt ihnen auch, doch die Polizei, sowie unser Kardinal Braun ist ihnen schon auf den Fersen... Und bis Heinz Rühmann als Kardinal Braun endlich zu sehen sein soll, vergehen geschlagene 45 Minuten. Seine Figur wird in keinem Moment vorgestellt oder vertieft. Nach ungefähr der Hälfte des Films ist er plötzlich da und keiner weiß so recht warum. Logik und Tiefgang sollte man dabei erst recht nicht erwarten, eher ein italienisches Lustspiel der ganz biederen Art.
Denn bevor Heinz Rühmann endlich auftaucht, verheddert sich der Film in einem derart müden Krimiplot, der weder sonderlich originell, noch irgendwie witzig geraten ist. Man sieht den Gangstern dabei zu wie sie ihren Coup planen, wie sie ihn durchführen und wie sie es dann ums verrecken nicht schaffen wollen, ihr wertvolles Diebesgut irgendwo sinnvoll einzusetzen oder zu verstecken. Sie müssen sich eher noch mit irgendwelchen anderen Gangstern herumschlagen und sich natürlich auf die Hut vor dem Kardinal machen. Dabei zieht sich das Treiben nicht nur gähnend stark in die Länge, es hat auch einfach wirklich nichts zu bieten, was irgendwo filmisches Interesse hervorrufen könnte. Eigentlich kann man sich während dieser Zeit auch mit anderen Dingen beschäftigen, ohne etwas Wichtiges zu verpassen.
Leicht besser wird es dann, wenn Rühmann endlich die Bühne betritt. Eigentlich haben wir ihn ja schon von Anfang an erwartet. Denn ein Film, der sich mit dem Titel "Die Abenteuer des Kardinal Braun" eindeckt und überall ganz groß mit Heinz Rühmann in Kardinals-Kutte wirbt, müsste seine Hauptattraktion schon von Anfang an zeigen und nicht erst, wenn der Zuschauer schon längst am einschlafen ist. Wie man es von Rühmann gewohnt ist, ist er in seinen Szenen sehr souverän und kann dem gequälten Publikum nun doch noch ein paar Schmunzler abwrinken. Schade nur, dass auch er zum Ende hin immer tiefer in die Klamaukkiste fällt, die in einer absolut blödsinnigen Autojagd ihren Höhepunkt findet. Und von dem Charme der alten Pater Brown-Filme, ist hier auch absolut nichts übrig geblieben.
Aber nicht nur der Inhalt und die Handlung enttäuscht, auch die Inszenierung ist dillethantisch und dreist. Fulci fand es anscheinend besonders lustig, auf einen guten Score zu verzichten und dafür blödes Softporno-Gesäusel, unter seinen dramatisch unlustigen Krimiplot, zu mischen. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass er seine Musik anscheinend aus der letzten Gameshow des italienischen Fernsehens geklaut hat, als irgend einen, wenigstens halbwegs talentierten, Komponisten aufzutreiben, der das Geschehen passend untermahlt. Zudem versauern einem auch viel zu viele Zeitraffer (vor allem von umherlaufenden Füßen) das Filmvergnügen und sowohl Kameramann als auch der Bedienstete aus dem Schneideraum, gehören auf den Mond geschossen.
Und zu guter letzt müssen auch noch die Darsteller ihr Fett wegkriegen. Sieht man einmal von Rühmann ab, hat man es hier wirklich mit einer großen Riege stümperhafter "Schauspieler" zu tun, die weder überzeugen können, noch glaubwürdig sind, noch irgendwo witzig sein mögen. Alles in allem wirklich das übliche Gesocks, welches Fulci auch schon in all seinen anderen Filmen zusammengetrommelt hat. Was unser großer Schauspieler aus Deutschland dazwischen zu suchen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. In so einer Ladung geballten Schwachsinns hat Rühmann jedenfalls nichts verloren. Aber immerhin kann er in seinen Szenen dennoch überzeugen und rettet den Film somit vor dem absoluten Tiefpunkt!
Fazit: Fulcis Versuch, die berühmte Kriminalreihe, um den gewitzten Geistlichen Krimifan Pater Brown, mit einem eigenen Beitrag zu bereichern, ging gründlich in die Hose. Die Story ist von vorne bis hinten blanker Unsinn und kann weder aus komödiantischer noch aus kriminalistischer Sicht überzeugen. Dazu eine dillethantische Inszenierung und Darstellerleistungen zum davonlaufen, sieht man einmal von Heinz Rühmann ab, der aber sowieso erst nach 45 Minuten auf der Bildfläche erscheint und dort auch nicht allzu lange verbleibt bzw. viel zu wenig Screentime hat, um als Hauptdarsteller durchzugehen. Bleibt also alles in allem ein weiterer Fulcifilm den die Welt nicht braucht (trotz des Fehlen jeglichen Kunstblutes), der dazu noch auf eine so dreiste Art und Weise mit falscher Etikette wirbt, das man sich auch noch regelrecht verarscht vorkommt! Heinz, dass hast du echt nicht nötig gehabt!
Wertung: 3/10 Punkte