Review

Wie viele andere sicherlich auch, habe auch ich mich viel zu lange verschlossen und gedrückt vor ''Brokeback Mountain''. Warum? Offen und ehrlich? Natürlich wegen dem Thema, was sonst? Aber was ist bei diesem Thema so schlimm? Was ist daran so furchtbar? Warum ist die sexuelle Neigung aller Menschen nicht gesellschaftlich anerkannt? So wie Alkohol und manch Droge gesellschaftlich anerkannt sind? Und damit kümmert sich der Film um die Humanität und das Verlangen nach Offenbarung, aber ebenso um das Recht, seine eigene sexuelle Identität anzuerkennen, statt sie zu verstecken und sich zu schämen. Aber etwas anderes gab die damalige Zeit leider nicht her, woraufhin sich ein erstklassiges Drama erschließt, dass mit seinen Charakteren alles aufzuzeigen weiß.

Was wir hier bekommen ist nichts mehr, als pure Ehrlichkeit. Pure ''Liebe'' zwischen zwei Männern, die sich zwischen ihrem Leben mit ihren Frauen und Kindern und dem Leben als Liebhaber nicht entscheiden können. Alles, was sie haben ist der ''Brokeback''. Alles, was sie haben, sind die nach Jahren, gelegentlichen Ausflüge zum ''Angeln'' am ''Brokeback Mountain''. Sie lieben ihre Frauen und Kinder, haben aber einst, als sie Schaafe hüten mussten, für etwas Geld, das Verlangen zum männlichen Geschlecht kennengelernt. Sie sind also nicht hetero, aber auch nicht nur homosexuell. Gewissermaßen also Bi-sexuell. Aber wie trägt man diese Identität der Sexualität in der Gesellschaft und voralllem in der Zeit herum. Garnicht. Weshalb man es so lange mit sich rumtragen muss, bis es irgendwann mal zu spät ist. Das ist (theoretisch und kurzgefasst) die ganze Geschichte hinter diesem Film.

Aber daneben gesellen sich 2 der charismatischsten Schauspieler unserer Zeit hinzu. Was Jake Gyllenhal und Heath Ledger hier in Gestik, Mimik und Worten ausdrücken ist nahezu perfekt für den Film, die Handlung und alles andere, was hier Wirkung und Ursache zeigt und zeigen soll. Auch die Musik, so zurückhaltend und manchmal gar nicht vorhanden....Aber diese Gitarre, die sich in dramatischen Momenten und in traurigen Momenten entschließt sich zu melden, dann ist das ganz großes Kino, ganz große Gefühle und bei mir pure Bewunderung. Diese langsame, gar nicht Laute Abfolge von gar nicht mal vielen Tönen...Das macht auf mich großen Eindruck und unterstreicht vehement den Film dabei, sich diesem Thema ernsthaft zu widmen.

Bisher war mir Ang Lee kein Name und ist es auch jetzt noch nicht, aber das spielt keine Rolle. Mit diesem Film hat er ein entscheidendes und berührendes Denkmal an die Homosexualität und die ganze Abneigung und das Unverständnis hinter diesem Thema, erschaffen. Die meisten wissen ja bereits, das solche Werke bei mir und gerade mit sensiblen Themen der Gesellschaft, gut ankommen. Ich möchte mich in aller Deutlichkeit dafür entschuldigen, dass ich mich selbst dabei ertappt habe, wie ich mich diesem Thema verschlossen habe und es so Jahre dauerte, bis ich es endlich getan habe. Was nicht heißt, dass ich diesem Thema kritisch gegenüber stehe, ganz im Gegenteil, aber Hand auf's Herz....Manchmal ertappen wir uns dabei, dass wir etwas schlechtes über homosexuelle denken. Aber Warum? Ich kann es wirklich nicht sagen. Aber ich bin ehrlich. Es ist das natürlichste auf der Welt. Die sexuelle Identität. Ob ''schwul'', hetero oder bi-sexuell. Vollkommen egal. Das ist es, was dieser Film aufzeigen möchte. In dem Denken der Menschen muss etwas stattfinden. Toleranz ist das Stichwort.

Was den Film von anderen, mit dem selben Thema ganz Fett abhebt, ist die Art, wie er kritisiert. Ich würde schon fast sagen, garnicht. Er zeigt und verweist, kritisiert aber nicht direkt, eher indirekt. Das ist klug, denn so bleibt es dem Zuschauer überlassen, ob er jetzt Hass empfindet oder er mit dem Geschehen eher doch gut klar kommt. Der Film zeigt nicht mit dem Finger auf uns, auf die Gesellschaft, aber aufjedenfall möchte er mit dem Finger auf Moral, Ethik und Humanität anspielen. Wie menschlich können wir sein, wenn wir anderen die sexuellen Interessen, zu denen man sich hingezogen fühlt, ausreden, schlecht reden oder verbieten wollen.
Dann sind wir keine Menschen. Da hört die Humanität auf.
Der Kontrast zwischen den Familien von Jack und Ennis und ihrer persönlichen Liebe, die am ''Brokeback'' entflammt ist, setzt zusätzliche und prägnante Akzente. Bebildert in gekonnte Abfolge und Chronologie.

Ein interessanter, aber vorallem wichtiger Film über eine Zeit (auch Heute noch mehr als Aktuell), in der die sexuelle Identität von homosexuellen nicht anerkannt wurde und so Leben zerstörte. Ein Film, der den richtigen, feinfühligen Menschen, nicht egal sein kann. Ein Film, der nicht vorgibt menschlich zu sein, sondern sich zurecht Humanitisch nennen darf. Hut ab und 10 Punkte für Jake Gyllenhal, Heath Ledger und Brokeback Mountain.

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