Wir schreiben die späten 50er Jahre. Lanny Morris und Vince Collins sind zwei gefeierte Stars der amerikanischen Fernsehunterhaltung. Als in der Hotelsuite der beiden die junge Maureen tot aufgefunden wird, ist es vorbei mit der Karriere. Zwar kann man keinem der beiden einen Zusammenhang mit dem Mord nachweisen, doch trotzdem bricht das Band zwischen den beiden so unterschiedlichen Freunden. 15 Jahre später bekommt die junge Journalistin Karen O` Connor, die einst als kleines Mädchen in einer Show der beiden auftrat, die Möglichkeit die Geschichte des Duos zu erzählen, indem sie Vince mehrere Tage interviewen darf. Doch sobald die Rede auf die ermordete Dame kommt blockt dieser ab. Also forscht Karen auf eigene Faust weiter und kommt mit der Zeit hinter die ganze Wahrheit. Doch die kann gefährliche Folgen haben...
Eins muss man Egoyans Film lassen, es ist nahezu unmöglich ihn in kurzen Worten zusammenzufassen. Zu viele Dinge passieren in den 104 Minuten an sehr verschiedenen Schauplätzen und es gibt reihenweise Wendungen und Wirrungen. Spätestens 20 Minuten vor Schluss weiß der Zuschauer dann gar nicht mehr, was jetzt Sache ist.
Das große Problem an WAHRE LÜGEN ist jedoch der arg schleppende Beginn, der zwar schön fotografiert ist, dem aber wirklich jeglicher Esprit fehlt. Die ersten 40 Minuten sind daher fast schon als langweilig zu bezeichnen und ich hatte echt schon mit dem Gedanken gespielt, den Film auszuschalten. Als ich kurz bei ofdb nachlas und hier fast nur hohe Bewertungen sah, hab ich mich dann trotzdem weiter durchgehangelt und wurde dann auch gegen Ende noch entschädigt. Trotzdem verwendet der Regisseur einfach viel zu viel Zeit mit den Charakterzeichnungen der beiden Hauptakteure (und deren Umfeld), was einem Thriller meistens nicht gut tut
Positiv festzuhalten sind die (wie immer souveräne) Vorstellung von Kevin Bacon, der (wie immer solide) Colin Firth und auch Alison Lohman als Reporterin macht ihre Sache durchaus gut, wobei der Frau innerhalb von zwei Jahren wohl der größte Alterssprung der Filmgeschichte gelungen ist. Gab sie sich in TRICKS (aus dem Jahr 2003) als gerade mal vierzehnjährige Göre aus, ist sie hier schon eine Mitzwanzigerin - Respekt. Zumal sie beide Rollen überzeugend verkörpert (ja ich geb's ja zu, ich liebe TRICKS).
An der Regie gibt's eh nichts auszusetzen, dafür ist Egoyan schon viel zu lange im Geschäft. Auch bei den Kulissen hat man sich enorme Mühe gegeben, den beiden Stilen der 50er und 70er, in denen sich der Film ja zeitlich abspielt, gerecht zu werden.
Trotzdem bleibe ich dabei. Mehr als 7 Punkte sind für WAHRE LÜGEN nicht drin, dafür zieht sich der erste Teil einfach zu lange hin - und wenn man einen Film bewertet, der 104 Minuten dauert, muss man als Rezensent auch die komplette Spielzeit zu Grunde legen und nicht nur den guten Part...