Review

Nach Tsui Hark bei „Mad Mission 3“ durfte mit Ringo Lam beim vierten Teil der Reihe ein weiterer junger Wilder des Hongkong-Kinos die Nonsens-Reihe weiterführen, wenn auch mit einigen Änderungen.
Denn der Ton bei „Mad Mission 4“ ist eine Nummer rauer als bei der Vorgängern. Schon zu Beginn, wenn Schlawiner Sam (Sam Hui) einem befreundeten Wissenschaftler helfen will, der von Übelwichten verfolgt wird, gibt es Dartpfeile in die Hand; beim anschließenden Experiment, bei dem Professor Bright (Roy Chiao) mit Hilfe eines besonderen Prismas einen Übermenschen schaffen will (Versuchskaninchen ist natürlich Sam), traben die Übelwichte mit größerer Belegschaft und dicken Wummen an und ballern erst mal quasi die komplette Belegschaft der Forschungseinrichtung über den Haufen. Sam entkommt mit Brights Tochter Sally (Sally Yeh), während der Rest meist weniger Glück hat, was für „Mad Mission“-Verhältnisse schon überraschend ruppig und heftig ist.
Das Prisma bleibt der MacGuffin, mit dem die Übelwichte unter der Führung ihres zwielichtigen Bosses (Ronald Lacey) eine neue Rasse von Supersoldaten züchten wollen. Sam ruft seinen alten Freund Kodyjack (Karl Maka) zu Hilfe, der immer noch bei der Polizei ist…

„Mad Mission 4“ leidet unter dem Gedanken einerseits den fröhlich-unbeschwerten Klamauk der Vorgänger fortzuführen, andrerseits aber seine Fühler in Richtung des härteren, straighteren Actionthriller auszustrecken. So ist der Film zwar der wohl am stringentesten erzählte der Reihe, aber gerade dadurch fallen die dramaturgischen Defizite wesentlich stärker auf als in den ersten beiden Filmen, die sich dem Nonsens vollends hingaben. Manche Szene, etwa die lange Jagd zwischen Hubschrauber und Boot wirkt zu ausgewalzt in einem Film, der zumindest teilweise eine richtige Geschichte erzählen will, und aufregend ist die Story um die Hatz auf das Prisma nicht, bei der Kodyjacks Frau Nancy (Sylvia Chang) mittlerweile zur reinen Nebenfigur abgestiegen ist, welche mit dem Sohnemann daheim sitzt und erst später in die Action eingreift.
Mehr Raum als Sylvia Chang bekommt hier dann Sally Yeh als schlagkräftiges, potentielles Love Interest für Sam, auch wenn der Film sich kaum die Mühe macht zu erklären, warum der Held sie manchmal anschmachtet, sich manchmal vor ihr verstecken will. Sam Hui ist mal wieder die Hauptfigur und macht das gewohnt gut, Hauptattraktion ist mal wieder Karl Maka und macht das gewohnt besser, wenn er den Volltrottel und Maulhelden Kodyjack mit Hingabe sowie Hang zum Slapstick gibt. Die Nebendarsteller sind nicht weiter erwähnenswert, abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass Ronald Laceys Rolle klar an seinem Part aus „Jäger des verlorenen Schatzes“ angelegt ist, bis zum identischen Brandmal an der Hand.

Doch so sehr sich die Komponenten von klamaukiger Komödie und markiger Action hier teilweise beißen, so sind beide Elemente für sich ganz gelungen gemacht. Die deutsche Schnoddersynchro läuft mal wieder auf Hochtouren, informiert die Helden zu Kodyjacks Unmut, dass Leute mit Glatze nicht mehr fliegen dürfen, nennt dessen Sohn nun Zwergenkönig statt Dackelmann und hat auch sonst reichlich Sprüche und Kalauer im Gepäck (inmitten einer Ballerei: „Sam, warum hängst du da so rum?“ – „Ich bin ein Faultier.“). Der gewohnte Slapstick darf auch nicht fehlen, Highlight sicherlich das rabiate Eishockeyspiel der Polizeimannschaft, bei dem Sam und Kodyjack natürlich ganz vorne mitmischen, aber auch mit dem bockigen Sohn, der sich von Papa Plasktikwummen und -handgranaten wünscht (und pädagogisch wertvoll auch bekommt) sind einige Clownereien angesagt.
Zurückgefahren wurde dagegen die aufwändige Stuntarbeit, auch wenn es immer noch Einlagen wie die Kraxelei an einem Hochhaus gibt. Stattdessen setzt der Film mehr auf Kloppereien und teilweise recht blutige Shoot-Outs, die schon die Marschrichtung von Ringo Lams späteren Filmen erkennen lassen. Hier ist die Action noch etwas ungeschliffen, aber schon recht dynamisch inszeniert, weshalb der Genrefan nicht frohlocken mag, aber doch solide Hausmannskost bekommt.

So mag „Mad Mission 4“ der Balanceakt zwischen Chaosklamauk und ruppigem Actionthriller nicht immer glücken, die Mischung aus Ballereien, Körpereinsatz und Blödelei hat aber doch so ihre Momente. Spannung und Charakterzeichnung bleiben natürlich Fremdworte für die „Mad Mission“-Reihe, okayes Hongkong-Entertainment mit gewissen Abstrichen bietet allerdings auch die vierte Folge.

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