Er begann unter Luc Besson als Kameramann und lieferte jüngst den Actionkracher "96 Hours". Von Pierre Morel ist hier die Rede, den Besson hier kurzerhand auf den Regiestuhl verfrachtete. Dank seiner Erfahrungen aus "Transporter, Transporter - The Mission" und "War" weiss Morel ganz genau, wie ein Actionfilm auszusehen hat. Das Drehbuch zu "Banlieue 13" schrieb Besson zusammen mit Bibi Nacery (Der Kodex, Das tödliche Wespennest), der den Drogenbaron Taha Bemamud im Film verkörpert. Obendrein produzierte Besson diesen DTV-Actioner, der wesentlich teurer aussieht, als er in Wirklichkeit war.
Paris 2010: Da die Kriminalität sich immer stärker ausdehnte, baute man vor einigen Jahren eine große Mauer um den Stadtbezirk 13. Heute ist er zu einem Ghetto verkommen, welches der Drogenlord Taha (Bibi Nacery) regiert. Genau dorthin muss sich nun der Undercover-Agent Damien Tomaso (Cyril Raffaelli) begeben. Er soll dort eine verloren gegangene Bombe finden und entschärfen. Doch dazu benötigt er die Hilfe des Knackis Leito (David Belle). Leito hat auch noch eine Rechnung mit Taha offen, denn der hat seine Schwester Lola (Dany Verissimo) gekidnappt und drogenabhängig gemacht. Doch auch Damiens Arbeitgeber scheinen ein falsches Spiel zu spielen.
Worauf man gewöhnlicherweise bei Besson verzichten muss, ist eine wendungsreiche oder komplexe Story. Doch die hat "Banlieue 13" auch in keinster Weise nötig. Es ist ein Alibiplot vorhanden, der die Actionszenen zusammenhält und im Finale sogar eine kleine Überraschung offenbart. Dieses Element ist und war noch nie Bessons Stärke. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf den Choreographien, die von den beiden Hauptdarstellern stammen. Martial-Arts Profi Cyril Raffaelli (Kiss of the Dragon, Stirb Langsam 4.0) übernahm die Fights und Sportler David Belle (Femme Fatale, Ghettoganz 2) die Akrobatik. Die Stunts und Fights sind atemberaubend und sehen größtenteils sehr real aus. Hier waren echte Profis am Werk, die wie Affen die Fassaden heraufklettern, Sprünge in die Tiefe absolvieren, oder Saltos schlagen. Da bleibt einem echt die Spucke weg. Als Schauspieler hinken Raffaelli und Belle natürlich hinterher. Doch es reicht für eine solide Leistung und die Beiden machen sich als Team sehr gut.
Dank der kurzen Laufzeit von 81 Minuten, hat man gar keine Zeit sich über die Story Gedanken zu machen. Denn Nonstop wird der Zuschauer mit spektakulären Actionszenen versorgt, die jede Menge Abwechslung mitbringen. Verfolgungsjagden mit dem Auto oder zu Fuß, Shootouts mit hohem Munitionsverbrauch und einige Fights. Leider kommt das letzte Element ein bisschen zu kurz, aber das Gegebene ist erstklassig in Szene gesetzt. Auch hat man die Action nicht mit schnellen Schnitten verhunzt. Gegen Ende lässt "Banlieue 13" aber ein wenig nach, gerade im Showdown hätte ich mir mehr Action gewünscht, als nur die Entschärfung der Bombe und eine kleine Klopperei. Der absolute Höhepunkt ist für mich Raffaellis erster Einsatz.
Auch die Kulissen können sich wahrlich sehen lassen. Der Stadtbezirk 13 ist ein einziges Ghetto mit zugemüllten Strassen, jeder Menge Autowracks und Hausruinen. Der Score ist eine Mischung aus Hip Hop und Techno, passt besonders gut in den schnellen Actionszenen.
Für unsere beiden Hauptcharaktere hat Morel leider kaum mehr Zeit. Gerade über Damien erhalten wir keinerlei Infos und Leito bleibt auch ziemlich blass. Doch um das zu realisieren, hätte "Banlieue 13" länger sein müssen.
Völlig anspruchsloser Actionkracher, meisterlich in Szene gesetzt. Nonstop geht es hier zur Sache, die Story bleibt dabei auf der Strecke. Einfach fallenlassen und genießen, hier wird der Actionfan mal wieder richtig bedient, auch wenn "Banlieue 13" am Ende ein wenig die Puste ausgeht.