Review

Frankenstein muss jetzt unbedingt mal einen seiner Lieblingsfilme besprechen: "Die Schlangengrube und das Pendel" von Dr. Harald Reinl, mit Karin Dor, Lex Barker und Christopher Lee! Dieser Film ist ein Unikum in der deutschen Filmgeschichte. Meines Wissens der einzige Versuch so etwas wie einen einen echten deutschen Gruselfilm zu machen. Ich benutze hier mit voller Absicht die altmodische Bezeichnung "Gruselfilm" an Stelle des etwas moderner klingenden Begriffes "Horrorfilm" , um die "Old Fashion" Machart dieses Streifens zu betonen! Die Hammer Studios hatten den Zenit ihrer Blütezeit schon leicht überschritten, doch deren Dracula - und Frankensteinfilme hatten auch in Deutschland einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, wenn auch nicht den Beliebtheitsgrad den die gothic und spooky Hammer-Produktionen eigentlich verdient hätten! So oder so wurde der Erfolg einer deutschen Produktion positiv beurteilt und so machte man sich ans Werk: Man castete bekannte und gute Genre- und Charakterdarsteller, man sorgte für stimmungsvolle Locations (Außenaufnahmen: Rothenburg ob der Tauber, Externsteine, Teutoburger Wald), eindrucksvolle Kulissen, Supermucke von Peter Thomas, ein interessantes Drehbuch in dem sehr frei Motive von Edgar Allan Poe verarbeitet wurden und Harald Reinl benutzte seine Karl May und Edgar Wallace Erfahrungen um für perfekte Atmosphäre zu sorgen und den Darstellern auch mal Gelegenheit zu Overacting zu geben, was diesen an Stelle des britischen Understatements nicht schlecht an stand. Nach nicht all zu langer Zeit hatte Routinier Reinl das Ding im Kasten und der Streifen kam in die deutschen Kinos. Aber ach, was war geschenen, der Film floppte fürchterlich, die Kritik verriss die "Schlangengrube" und kaum ein Erwachsener Deutscher wollte so etwas (damals!) sehen. Die Produzenten hatten ganz einfach die Bereitschaft des deutschen Publikums für einen phantastischen Film überschätzt. Was im angelsächsischen Sprachraum ein Publikumsmagnet war, und zwar für alle Altersgruppen, nein darüber rümpfte man im prüden und muffigen Kiesinger- Deutschland die Nase, mit solchen Spinnereien wollte man nicht seine Zeit verschwenden. Zu neuen Ehren kam dann die "Schlangengrube und das Pendel" als der Verleih die Idee hatte den Film aus dem Erwachsenenprogramm herauszunehmen und ihn statt dessen in den Samstags - und Sonntagsnachmittags- Jugendvorstellungen zu zeigen. Da fand dann der Film endlich das Publikum das er verdiente und das Ihn richtig zu würdigen wußte! Ja, man kann sagen, dass so um 1970 "Die Schlangengrube und das Pendel" zu dem Jugendvorstellungskracher wurde, ein Film den man gesehen haben mußte wollte man am Montag in der Schule mitreden und nicht abseits stehen. Und ich habe diesen Film zum ersten so etwa als 12 Jähriger in unserem Dorfkino "Lichtburg" in Schwelm gesehen. Später war ich dann froh als ich ein VPS Tape ergattern konnte, heute habe ich natürlich die DVD von EMS. Und so fieberten wir (mit einem Milky Way in der Hand)damals mit als Lex Barker, den wir ja alle noch als Old Shatterhand kannten mit Karin Dor (Rebana!) in der Kutsche durch den unheimlichen Wald fuhren mit den Leichenteilen in den Bäumen, später im Schloss gab es dann die Auferstehung vom "Grafen Regula" (an wen soll der Name wohl erinnern?) , nach dem man ja vorher schon seine Vierteilung (im off) erleben durfte.
Wenn ich mir heute die DVD anschaue so weiss ich jetzt natürlich mehr Hintergründe als damals, ich kenne Edgar Allan Poe und Hieronymus Bosch und ich kenne natürlich viel mehr Filme als damals und kann die "Schlangengrube und das Pendel" im filmhistorischen Kontext beurteilen und muß leider feststellen wie altbacken Reinls Film doch in mehrfacher Hinsicht für heutige Rezipienten geworden ist. Dennoch möchte ich allen Freunden guten alten "old fashioned" gothic Grusels diesen schönen Film ans Herz legen, nicht nur aus nostalgischen Gründen! Reine Gore-Hounds sollten allerdings ihre Finger fernhalten. Wertung: 6 Horrorpunkte + 3 Nostalgiepunkte macht insgesamt 9 Punkte!

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