Roger Cormans dritter Streich innerhalb seiner Reihe von Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen, „Lebendig begraben“ aus dem Jahre 1962, muss als einziger ohne den charismatischen Vincent Price auskommen, der aber gut von Ray Milland als hypochondrisch anmutendem, angstgesteuertem Guy Carell ersetzt wird. Dieser fürchtet, das gleiche Schicksal wie sein Vater zu erleiden, der als Katalepsie-Patient lebendig begraben wurde – so vermutet er zumindest. Dadurch wird er aber zum Opfer einer gemeinen Intrige… Mit diesem ungewolltem „Familienerbe“, der Angst vorm Lebendig-Begraben-Werden und der Intrige durch ihm vertraute Personen hätten wir also die klassischen Poe- und mit den toll ausgestatteten, altertümlichen Kulissen die typischen Corman-Elemente vereint, wodurch der Film ebenso gut funktioniert wie „Die Verfluchten“ oder „Das Pendel des Todes“ – wenn Corman es für meinen Geschmack hier auch mit etwas zuviel Kunstnebel übertrieben hat. Höhepunkte sind die Besessenheit Guys, aus der heraus er sich in die Arbeit stürzt und eine eigene Gruft entwickelt, die für alle Eventualitäten gerüstet scheint, sowie sein schlimmer Alptraum, in dem er sich totgeglaubt in eben jener wiederfindet… Generell scheint mir „Lebendig begraben“ etwas mehr Tempo zu besitzen als der vorausgegangene „Das Pendel des Todes“, wodurch der Film kurzweiliger und nach heutigen Sehgewohnheiten evtl. leichter konsumierbar wirkt. Eine schöne Schauermär, ansprechend umgesetzt von Roger Corman, der hiernach zunächst einmal das Konzept seiner Poe-Verfilmungen wechselte, um es nicht zu sehr abzunutzen. Auch hier eine klare Empfehlung für Fans klassischen Grusels.