So, jetzt muss es einfach mal raus ! Warum zur Hölle, muss eigentlich immer Tarantino als das große Vorbild herhalten, wenn es um Filme mit expliziter Gewalt, Schimpftiraden und dem Drogen- und Bandenmilleu geht ?!
Habt ihr alle vergessen, dass er 1. nur eine kleine Hand voll Filme wirklich gedreht hat, und 2. dass es das auch alles schon vorher gab ? Was ist mit Scarface (übrigens ja auch ein Remake) !?!
Was Tarantino ausmacht, war und ist sein Erzählstil und seine Vermischung der Genres. All das hat nichts mit "Running Scared" zu tun. Klar prangt groß auf der DVD-Hülle ein Quentin-Zitat, aber lest euch mal in der Videothek die Hüllen der zuletzt erschienenen asiatischen Martial-arts Filme durch. Wenn ich für jedesmal "Kill Bill"-lesen einen Cent bekäme .. naja ihr könnt es euch denken.
Gut, ich wollte ja eigentlich über "Running Scared" schreiben. Wer sich den Abspann noch komplett angesehen hat, wird festgestellt haben, dass der Film, weder ein Sittenbild unserer Gesellschaft - oder eher deren Bodensatzes - noch ein zynischer Gangsterfilm sein soll, sondern eigentlich ein urbanes Märchen (das ist zwar nicht auf meinem Mist gewachsen, trifft aber den Nagel genau auf den sprichwörtlichen Kopf). Genau genommen geht es hier um ein Kind, dass durch den düsteren Wald Großstadt wandert und Begegnungen mit Hexen, Monstern und Ungeheuern in Gestalt von Kinderschändern, Zuhältern, Drogensüchtigen und Mafiosos macht.
Das alles wird in düsteren Bildern, schnellen - unserer Zeit angepassten - Schnitten und Überblendungen präsentiert. Klar wirkt das alles wie ein hippes MTV-Musikvideo, dennoch scheinen bei "Running Scared" diese Stilmittel weniger störend als etwa bei Gurken wie "The fast and the furious" (bei dem ja auch der Herr Walker mitspielt). Im Endeffekt hat sich bei "Fight Club" ja auch niemand an dieser Darstellungsweise gestört.
Somit passt der Film genau ins neue Jahrtausend, weil er zeigt wie ein zeitgemäßer Film für die junge Generation auszusehen hat. Die schauspielerischen Leistungen wissen durchwegs zu gefallen und die Computereffekte wirken weniger störend als cool. Dennoch empfiehlt es sich - der Authentizität wegen - auf die englische Tonspur umzuschalten. Wer das ware Ausmaß der Flucheskapaden zu hören bekommen will sollte diesen Vorteil des Mediums DVD unbedingt nutzen.
Hinzu kommt ein schön dramatischer bis trauriger Soundtrack, der dem Film ein wenig mehr ins Drama-Genre hineinverhilft als er es eigentlich verdient hätte. Über Hauptdarsteller Paul Walker kann ich mich insofern nicht auslassen, als dass ich ihn mit anderer Frisur als in "The fast and the furious" zuerst gar nicht erkannt hatte - möglicherweise wäre er mir ansonsten von Beginn an eher unsympatisch vorgekommen, aber man soll ja einem Schauspieler trotz vorheriger Tiefpunkte auch mal ne Chance gewähren. Ich finde er hat seine Sache ganz gut gemacht. Ausserdem sei noch erwähnt, dass der Film für eine FSK 16 Freigabe eine Brutalität besitzt die ihresgleichen sucht.
Einen negativen Aspekt des Films muss ich dann doch noch erwähnen. Es sind zwar nur wenige Sekunden, dennoch hätte es dem Film gut getan auf die etwas unschlüssige Endszene, in der alle leben und Friede, Freude, Eierkuchen die Szenerie bestimmt, zu verzichten.
Vielleicht hatte man aber auch nur vor statt eines Märchens im Stile H.C. Andersens eines der Gebrüder Grimm zu erzählen.