Oh Wunder, Jackie Chan („Rush Hour“, „The Accidental Spy”) kann auch ausnahmsweise mal ernst sein. Für alle die Chans Slapstick gegen den Strich geht, könnte „Crime Story“ eine interessante Erfahrung sein. Schließlich zeigt der akrobatische Komiker sich von einer ganz anderen, seriösen und humorfreien Seite.
Die Hälfte dieses Entführungsthrillers hat er zudem auch noch selbst inszeniert und was dabei heraus gekommen ist, kann sich durchaus sehen lassen. Als emotioneller Cop Eddie Chan steckt er in einem psychologischen Dilemma und muss sich von der Seelendoktorin aushorchen lassen. Das ständige Erschießen von Finstermännern und der Tod von Kollegen haben so ihre Spuren bei ihm hinterlassen.
Labil und angeknackst wird er abkommandiert, um den schwerreichen Bauunternehmer Wong zu beschützen. Der hat Angst vor einer erneuten Entführung seiner Person und fordert ständigen Personenschutz, der ihm auch bewilligt wird. Geleitet wird dieses Operation von Chan. Aber als die erneute Entführung gelingt, wird der Cop auf eine harte Probe gestellt...
„Crime Story“ beginnt zwar den Fehler den Verräter in den eigenen Reihen gleich freizulegen, was ihm einiges an Spannung kostet, ansonsten ist das hier Bewerkstelligte aber durchweg von Qualität geprägt. Wenig Martial-Arts, wenig halsbrecherische Stunts und dafür eine ernste spannende Story, die gar nicht mal so viel Action benötigt und sich an das erwachsene Publikum richtend, erstaunlich abgeklärt und seriös daher kommt.
Inszenatorisch kommt das Ganze leider nur etwas zu konventionell daher. Ohne Qualität ist „Crime Story“ mit Sicherheit nicht, aber es fehlt das extravagante Etwas, um von den sicherlich nicht schlechten Genrekollegen abzuheben. Die Action ist gewohnt stark inszeniert und weit spektakulärer als in amerikanischen Pendants, aber es ist eben kein Highlight.
Mit zunehmender Spieldauer wird auch der in einem feurigen Showdown mündende Actiongrad nach oben geschraubt. Chan, sich verantwortlich fühlend, reist ausgerechnet mit dem sich als Helfer anbietenden, korrupten Kollegen ins Ausland um Licht ins Dunkel zu bekommen und kommt deswegen immer eine Sekunde zu spät, was ihn aber auch auf den Plan ruft. Irgendetwas stimmt hier nicht!
Jackie Chan ist mit Sicherheit kein Vorzeigecharakterdarsteller Hongkongs, zieht sich hier als emotioneller Cop aber achtbar aus der Affäre. Hut ab, so eine ernste Mimik hätte ich dem sonstigen Dauerclown gar nicht zugetraut. Dass der Humor nicht ganz außen vorgelassen wird ist selbstverständlich, nur dominant sind hier eindeutig die Komponenten Thriller und Action. Wobei ich mich frage, wo das hier so gepriesene Actiondauerfeuerwerk denn geblieben ist! „Crime Story“ besitzt sicherlich gute Action, aber der Thrilleranteil ist schwerer gewichtet.
Fazit:
Auch wenn ich mich hier den Lobpreisungen nicht anschließen will, hat Jackie Chan mit „Crime Story“ einen überraschend ernsten Entführungsthriller abgeliefert, der ganz ohne Slapstick und weitestgehend auch ohne Martial-Arts auskommt. Kompetent inszeniert und von Chan überraschend professionell gespielt, bietet sich der Film besonders für die, die nicht soviel mit dem „bekannten“ Chan anfangen können, an.