kurz angerissen*
Man musste wahrscheinlich Betty sein, um Betty überzeugend spielen zu können. Und ein wenig von der eigenen, ganz persönlichen Welt-Melancholie einbringen, wenn man den armen Tor verkörpern sollte, der ihr bedingungslos verfallen ist. Immerhin errichtet Writer-Director Jean-Jacques Beineix rund um das Hauptdarsteller-Paar unüberwindbare Mauern, durch die es gezwungen wird, sich ganz und gar mit dem Gegenüber und dem eigenen Selbst auseinanderzusetzen. Die Umwelt wird dabei völlig ausgeklammert, nur der Zuschauer bemerkt den Kontrast der intensiven, aber über die drei Stunden im Director's Cut schleichend dem Untergang geweihten Liebesbeziehung gegenüber der entschleunigenden Wirkung, die das "se la couler douce" mit französischer Sommerromantik im Hintergrund entfaltet.
Für Béatrice Dalle und Jean-Hugues Anglade bedeutet das eine Tour de Force, die "Betty Blue" weniger zu einem Sinnbild für den azurblauen Himmel werden lässt, sondern vielmehr für eine tiefe Traurigkeit, die um so einnehmender wird, wenn die heißblütige Romantik zwischen Farbeimern, Romanseiten und Pianotasten mit Ansage in reine Depression umschlägt. Dass die Figuren verzweifelt versuchen, dem Gefängnis zu entfliehen, lässt sich an der permanenten Nacktheit der Darsteller, der an Brian De Palma (oder eben Hitchcock) erinnernden Travestie in den Thriller-Momenten und der Flüchtigkeit der Bekanntschaften ablesen, die den Weg von Betty und Zorg episodenweise kreuzen, ohne seine Richtung entscheidend zu verändern. Und so ist es die Unausweichlichkeit, mit der sich dieses Liebesdrama tief in die Eingeweide ätzt und dauerhaft sein Brandzeichen darin hinterlässt.
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