Der durch den Kultstreifen "Diva" bekannt gewordene Regisseur Jean-Jacques Beinix hat mit "Betty Blue" eine wahrlich furiose Verfilmung des Roman-Debüts von Philippe Djian abgeliefert (das seinerzeit zu einem literarischen Skandalon und zugleich thematischen Ausweis für das weitere Werk des Autoren geriet). Eng an der Vorlage balancierend, bietet Beinix' Film die fesselnde Studie einer leidenschaftlichen, aber zugleich auch latent morbiden Beziehung zwischen den Protagonisten Zorg (Jean Hugues Anglade) und Betty (Béatrice Dalle); eine Liaison, die alle Elemente von trunkener Ausgelassenheit, Verzweiflung, Poesie, anarchischem Aufbegehren, Obsession und schleichendem Wahnsinn umfaßt.
Nachdem nun endlich die deutschsprachige und gegenüber der Videofassung um eine geschlagene Stunde längere Version intégrale auf DVD erschienen ist, läßt sich nicht nur weitgehende Werktreue konstatieren, sondern auch die mehr als zweifelhafte FSK-18-Klassifizierung (welche wohl der ungewohnt freizügigen Darstellung nackter menschlicher Körper inclusive dezidierter Blicke auf Geschlechtsorgane geschuldet war, aber nichts Pornographisches an sich hatte) ist von der gesellschaftlichen wie medialen Realität überholt worden.
Herauszuheben sind neben dem überzeugenden Schauspiel der Darsteller die grandiosen Landschaftsaufnahmen im Sonnenuntergang; zudem gebührt dem einfühlsamen Soundtrack ein Sonderlob.
Fazit: Ein Paradebeispiel für die mehr als gelungene Umsetzung eines komplexen Literatur-Stoffes und deshalb belohnt mit nicht unter 9/10 Punkten.