„Eine Dattelplantage in der toten Zeit ist der einsamste Ort der Welt.“
Diese erste Science-Fiction-Produktion der American Releasing Corporation, aus der kurz darauf die berüchtigte American International Pictures wurde, ist ein Paradebeispiel dafür, wie seinerzeit Schwarzweiß-Lowest-Budget-Drive-in-B-Movies entstanden: Ein möglichst aufsehenerregendes Filmplakat wurde gezeichnet und damit auf Verleihersuche gegangen, Drehbuch und Umsetzung folgten erst in den nächsten Schritten. Gleich drei Regisseure, David Kramarsky, Lou Place und niemand Geringerer als Roger Corman hatten ihre Finger im Spiel, die allesamt mit diesem im Jahre 1955 veröffentlichten Filmchen debütierten. Doch während Corman sich zum König der B-Movies erheben sollte, trat Place anschließend nur noch für „Daddy-O“ als Regisseur in Erscheinung, während es für Kramarsky bei diesem einen Ausflug auf den Regiestuhl blieb.
„Wir leben wie auf einem anderen Planeten!“
Am Arsche Kaliforniens betreiben Allan (Paul Birch, „...denn sie wissen nicht, was sie tun“) und Carol Kelly (Lorna Thayer, „Revolte im Frauenzuchthaus“), die dort zusammen mit Tochter Sandra (Dona Cole, „Mit Leib und Seele“) leben, eine mehr schlecht als recht laufende Dattelplantage. Insbesondere Carol leidet unter der Situation und der mit ihr einhergehenden Isolation. Ihren geistig behinderten, stummen Farmhelfer (Leonard Tarver, „The Lonesome Trail“) haben sie in einem Schuppen untergebracht und nennen ihn nur „Er“, weil sie seinen Namen angeblich nicht kennen. Ausgerechnet in diese Gemengelage verschlägt es eine außerirdische Macht, die sich telepathisch die Tiere und den nur mit niedriger Intelligenz ausgestatten Farmhelfer Untertan macht – wovon die Kellys noch nichts ahnen, als sie plötzlich von Vögeln, Kühen und ihrem eigenen Schäferhund Duke (London, „Der kleine Vagabund“) angegriffen werden…
„Wir lebten von Gehirnen!“
Im Prolog spricht der unsichtbare Außerirdische zu uns Menschen, anschließend klagt Plantagenbetreiber Allan sein Leid aus dem Off. Die Handlung skizziert das Bild einer unglücklichen Familie, deren Mutter sich zudem vor dem stummen „Er“ fürchtet, den ihr Mann und ihre Tochter jedoch als harmlos erachten. Die wirklich seltsamen Ereignisse kündigen sich durch einen schrillen, die Kaffeekanne zum Platzen bringenden Pfeifton an, der mitnichten von einem Flugzeug, wie Carol zunächst mutmaßt, stammt. Bald beginnen die Augen des Hundes zu leuchten und zu blitzen, was sich auch auf andere Tiere überträgt – der einzige Spezialeffekt des Films, der – anscheinend lediglich in der internationalen Fassung - nachträglich durch manuelles Zerkratzen des Filmmaterials an den entsprechenden Stellen eingefügt wurde. Ansonsten werden jegliche technischen Kniffe vermieden, selbst die Kampfszenen zwischen Mensch und Tier wurden lediglich aus verschiedenen Aufnahmen zusammengeschnitten, ohne dass beide Parteien sich jemals zusammen im Bild befunden hätten. Eine Kampfszene zwischen zwei Menschen wiederum wird sogleich mit übertrieben aufregender Orchestermusik unterlegt.
Ja, „Ausgeburt der Hölle” ist verdammt trashig. Das Ufo, das dort irgendwo in der Wüste herumliegt, ist ein Teekessel mit Antenne und die winzige Kreatur, die in ihm haust und man nur ganz am Schluss kurz zu Gesicht bekommt, sieht aus wie eine Mischung aus Katze und Fledermaus, mit starrer Mimik und wenig bedrohlich. Allerdings soll es sich bei ihr auch nicht um die eigentliche außerirdische Macht handeln, sondern lediglich um einen kleinen Handlanger des körperlosen Bösen. Mit diesem plaudert die Familie gegen Ende sogar. Familienvater Allan weiß den ganzen Film über erstaunlich gut Bescheid und ist überraschend souverän, während seiner Frau eher die Nerven durchgehen. Der Film wird recht kitschig, als sich herausstellt, dass Liebe gegen Außerirdische hilft und „Ers“ Identität plötzlich gelüftet wird: Es ist Karl, den Allan noch aus dem Krieg kennt – worüber er pathetisch zu schwadronieren beginnt.
Die Szenen mit „Er“ alias Karl sind in ihrer menschlichen Ausrichtung aber grundsätzlich ganz nett, der Film leidet trotz seiner nur 75 Minuten Laufzeit aber unter der einen oder anderen Länge. Zu rar gesät sind Kreaturen-Action, Überlebenskampf oder Beschäftigung mit dem körperlosen Alien, zu überschaubar das Ensemble, zu öd das Ambiente. Kein Wunder, denn das Budget war denkbar knapp und der Film ein Schnellschuss, der lediglich ein wenig Gewinn generieren sollte, um anschließend wieder in Vergessenheit zu geraten und vom nächsten Schlocker abgelöst zu werden, der zum Begleitprogramm fummelnder Jugendlicher in den Autokinos auserkoren wird. Niemand hätte damals damit gerechnet, dass sich Jahre später – im nächsten Jahrtausend gar! – noch jemand für diese Erzeugnisse interessieren würde. Damit ist die Entstehungsgeschichte dieses Films interessanter als der Film selbst, der jedoch von filmhistorischer Bedeutung ist. Und könnte ich in der Zeit zurückreisen und mich 1955 mit der Liebsten ins Autokino schmuggeln, um der „Ausgeburt der Hölle“ beizuwohnen – ich würd’s tun.