Fernando Meirelles, der Mann, der ganz ohne den Pomp eines Steven Spielberg oder Stanley Kubrick zur Regielegende avanciert ist, liefert mit der Romanverfilmung "Der ewige Gärtner" eine ebenso bewegende wie mitreißende und empörende Geschichte über Politik, Korruption und Liebe.
Ralph Fiennes überzeugt dabei als Diplomat, dessen sozial engagierte Frau auf einer Reise durch Afrika ermordet wird, und der bei seinen Nachforschungen ein schier unfassbares Komplott der Pharmaindustrie aufdeckt. Die Einwohner hilfsbedürftiger afrikanischer Dörfer werden als Versuchskaninchen für neu entwickelte Medikamente mit unbekannten Nebenwirkungen missbraucht. Das spart den weltweit operierenden Konzernen Milliarden ein - ein triftiger Grund, weshalb jeder, der gegen diese Praxis vorzugehen versucht, auf seltsame Art und Weise verschwindet.
Auch wenn diese Story im ersten Moment nach einem typischen Hollywood-Verschwörungs-Thriller klingt, braucht es nicht viel, um zu glauben, dass in einem unmenschlichen kapitalistischen System wie dem unsrigen tatsächlich solcherlei Vorgehensweise ohne jegliche moralische Skrupel mit dem Streben nach hohen Profiten verteidigt wird. In seiner schonungslosen Darstellung afrikanischer Armut und des damit verbundenen Leids und der hemmungslosen Ausbeutung dieser Menschen durch westliche Konzerne stellt "Der ewige Gärtner" einen aufrüttelnden Appell an die Menschlichkeit dar, die im globalen Wettbewerb leider immer weniger Stellenwert zugesprochen bekommt.
Doch über seine hammerharte Kritik an verfehlten wirtschaftlichen Interessen hinaus ist der Film auch eine zutiefst berührende Liebestragödie. In kunstvoll eingewobenen Rückblenden erzählt er die Geschichte einer tiefen Liebe, die trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zwei Menschen scheinbar für immer zusammenschweißt. Umso furchtbarer wiegt der Verlust nach dem brutalen Mord - mit seinem brillanten, sehr zurückhaltenden Minenspiel verkörpert Fiennes den still zusammenbrechenden Mann mit wuchtiger Intensität; sogar wenn er wütend wird und mit aller Kraft die Aufdeckungsarbeit seiner Frau weiter führt, spürt man stets die latente Trauer, die ihn bis zum bitteren Ende nicht mehr loslassen wird.
Daneben begeistert auch die über alle Zweifel erhabene Inszenierung. Nicht nur die immer wieder durchbrochene, den Zuschauer jedoch nie verwirrende Zeitstruktur, sondern auch eine Fülle von originellen, aber keinesfalls aufdringlichen Kameraeinstellungen verleihen dem Film eine Aura von gehobener Eleganz, die in Verbindung mit der düsteren Story ein kleines Meisterwerk entstehen lässt. Und auch die Musik zeichnet sich durch perfekte Zurückhaltung aus - sie intensiviert die Szenen, in denen sie eingespielt wird, anstatt sie zu zermalmen, wie man es aus genug anderen Liebesfilmen kennt.
Selbst das Ende, das zugegebenermaßen etwas auf das moderne Popcornkinopublikum zugeschnitten ist, wirkt noch überzeugend, auch wenn in der Realität Konzerne von so gewaltiger Macht wohl kaum so einfach zu Fall gebracht werden könnten. Dennoch gelingt Meirelles mit diesem Film ein ebenso aufwühlendes wie tieftrauriges Konstrukt aus politmoralischer Anklage und leiser, feinfühliger Liebestragödie.