Ralph Fiennes als blasser zurückhaltender Diplomat - eine Rolle die ihm auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Daher unzweifelhaft: dieser Mann ist der Retter des Films. Mit leisen Tönen, zurückhaltend, sorgsam schauspielernd mimt Fiennes die Rolle des "ewigen Gärtners" Justin Quayle in hervorragender Art und Weise. Doch leider muß die Lobhudelei bereits bei Rachel Weisz als Ehefrau Tessa arge Abstriche machen. Mal wißbegierige Studentin, mal feministische Aktivistin, mal Geliebte, mal Ehefrau - welches Bild sie letztlich vermitteln mag bleibt im Verborgenen.
Zugegeben, hier könnte auch Fernando Meirelles Regie schuldig gesprochen werden oder John Le Carre's uneindeutiges Buch - doch letztlich fragt man sich schon wieso nicht mehr aus den Rollen heraus geholt wurde. Auch Hubert Kounde als Arnold Blum, Bill Nighy als undurchsichtiger Pellegrin oder Danny Huston als Sandy Woodrow spielen keine eindeutig zu klassifizierenden Rollen - einziger Lichtblick, wie zu erwarten, bleibt Pete Postlethwaite als Dr. Lorbeer und setzt damit die seltenen Farbtupfer in dieser düsteren Atmosphäre, die selbst bunteste afrikanische Bilder nicht aufzuhellen vermag.
Und die sind tatsächlich das beste am ganzen Film. Eindrucksvolle Bilder Nairobis, des Naivasha-Hochlandes, Rudolphsee (Lake Turkana) und aus dem Süd-Sudan vermitteln dem Zuschauer eine Kulisse astreinen Afrikas, ohne dabei in übliche Klischees zu verfallen. Für diese sorgt nämlich in ausreichendem Maße der Plot: ein korrupter Pharmakonzern führt Medikamentenversuche an HIV-positiven Patienten in Kenya durch, frei nach dem Motto "wenn was schiefgeht ist's ja eh egal". Und natürlich machen alle mit: die UN schaut weg, britische Diplomaten sorgen für das notwendige politische Umfeld (Arbeitsplätze in Wales sind halt auch was wert), die korrupte Polizei möchte auch ihren Anteil haben - so greift ein Zahnrad in's andere, am Ende stehen nur noch die sterbenden Menschen da und natürlich der mutige Held der die Sache aufklärt: Tessa Quayle, die Diplomatengattin.
Doch auch diese steht in keinem guten Licht: ist da mehr als nur die zahlreichen Flirts mit anderen Männern? Verfolgt sie ihr Ziel wirklich aus reiner Menschenliebe oder der eigenen Karriere willen? Nun denn - schwarz-weiß Malerei war noch nie Le Carre's Ding und so läßt auch die Verfilmung hier wenig Eindeutiges zu. Doch dieses undefinierbare Kuddelmuddel geht bei zwei Stunden Dauer deutlich an die Nerven. Etwas mehr Drive hätte der Verfilmung sichtlich gut getan, die pseudo-tarantinoesken Zeitsprünge im ersten Filmdrittel fördern notwendigen Pepp allenfalls marginal.
Spanung kommt erst in der zweiten Filmhälfte auf als die liebevolle und treue Gattin unerwartet dahinverschieden ist und nun 007-Quayle in ihre Fußstapfen tritt, nunja, wohl eher zu treten versucht. Von einem Fettnäpfchen hangelt er sich zum nächsten, stolpert planlos durch's Zelluloid und flüstert ein paar unbedeutende Sätzchen. Ganz hollywood-unlike kann das natürlich zu keinem guten Ende führen - doch darüber ist man sich eigentlich von vornherein im Klaren.
"Der ewige Gärtner" ist in allen Bereichen unteres Mittelmaß. Keine klare Linie, kein spektakulärer Schlagabtausch, nichtmal zwischen Quayle und seinem Freund als dieser als Stelzbock entlarvt wird, keine faszinierenden Bilder, ein Plot der bei nüchterner Betrachtung nicht halb so dramatisch ist wie ihn manche Akteure empfinden, blasse Schauspieler die klare Charakterdefinitionen vermissen lassen, ob gewollt oder nicht sei hier mal dahingestellt - nein, das Ergebnis kann man allenfalls als unterdurchschnittlich werten. Faszination und Spannung kommt nicht auf, die Afrikaszenerie entschädigt in keinster Weise.
Doch etwas positives zum Schluß: die Suaheli-Dialoge sind typisch und richtig übersetzt und bergen einige kleine Schmankerl. Überhaupt scheint es als ob viele Lokalszenen ohne Wissen der Menge gedreht wurden und daher tatsächlich als dokumentarisch zu werten sind. Das dürften aber wirklich nur sehr wenige Insider merken oder interessieren, zu wenig um eine bessere Bewertung zu hinterlassen.
(4/10)